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Satirischer WochenrückblickVerpackte Gelegenheit

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Deutzer Drehbrücke neu

Verpackt nach Christo-Art: die Deutzer Drehbrücke

  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
  • Warum Köln mit der verpackten Drehbrücke in der Kunstwelt für Aufsehen hätte sorgen können

Köln – Sollten Sie am Wochenende nichts vorhaben, nutzen Sie die Chance und fahren mit dem Pendelbus zwischen den Poller Wiesen und der Deutzer Drehbrücke hin und her. Es ist die letzte Gelegenheit.

Der Bus wird am Sonntag mangels Nachfrage eingestellt. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, wie die Stadt sagt. Im Durchschnitt hockten pro Fahrt 1,7 Fahrgäste an Werktagen und 1,3 an Sonntagen in dem 19-Sitzer, der als kostenloser Ersatzverkehr während der Brückensanierung dienen sollte.

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Dabei hätte der Bus durchaus zum Erfolg werden können, wenn Köln-Tourismus die in schneeweißes Tuch gehüllte Drehbrücke vermarktet hätte. Als Kunstprojekt eines unbekannten Künstlers, der sein Objekt nicht bloß verpackt, sondern seinem Innenleben mit Schweißbrennern und Schleifmaschinen wundersame Töne entlockt. Eine Klanginstallation im öffentlichen Raum. Da hätte Christos verpackter Arc de Triomphe in Paris nicht mithalten können. Allein mit dem Merchandising hätte die Stadt richtig Kohle machen können: Kunstdrucke, Kaffeetassen, Kölschgläser, Käppis – mal was anderes als immer nur der Dom.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Chance vertan. Die Verwaltung ist schon froh, durch das vorzeitige Aus des Brücken-Busses bis zum Ende der geplanten Laufzeit am 5. Januar rund 77 000 Euro einzusparen und natürlich noch mehr, falls die Brücke später fertig wird. Sollte Ihnen während der Fahrt langweilig sein, können Sie mal ausrechnen, um wie viele Tage sich die Sanierung verzögern muss, damit der Bus rein rechnerisch für den Steuerzahler kostenlos war. Wir sind auf 115 gekommen.

Erwarten Sie jetzt aber nicht, dass die KVB den Bus vor seiner letzten Fahrt mit einer Girlande aus Tannenzweigen und Trauerflor versehen. Die müssten schon die Politiker der Bezirksvertretung Innenstadt bezahlen, die ihn unbedingt haben wollten. Vielleicht schaut ja der grüne Innenstadt-Bezirksbürgermeister vorbei und drückt zum Abschied nochmal auf die Hupke. Humor hat er ja.

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