Satirischer WochenrückblickWenn die Kölner Wohnungsnot von der Schuhgröße abhängt

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Köln Wohnungen WORRING

Alt- und Neubauwohnungen in Köln (Symbolbild)

  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet, geht es diesmal um den Zufallsbürger.
  • Dieser muss keine besonderen Kenntnisse mitbringen, sondern einfach nur seine Meinung sagen. Was das mit dem Kölner Wohnungsmarkt zu tun hat? Peter Berger weiß mehr.

Köln – Wissen Sie, was ein Zufallsbürger ist? Angesichts der Wohnungsnot und der explodierenden Immobilienpreise in Köln könnte man meinen, das ist einer, der einfach so, mit viel Glück und ohne großes Zutun eine Wohnung gefunden hat. In einem der angesagten Veedel. In Sülz zum Beispiel. In Ehrenfeld. Oder im Agnesviertel. Und nicht auf ein Angebot eingehen musste, bei dem der Balkon so klein ist, dass man ihn mit Schuhgröße 48 nicht betreten kann.

Was insofern nicht tragisch ist, weil man für 1000 Euro Kaltmiete in Köln im Schnitt nur noch 85 Quadratmeter Wohnfläche mieten kann, 21 weniger als vor zehn Jahren. Wer kann da schon auf großem Fuß leben?

Studenten leben in Lernzellen in Uni-Nähe

Wahrscheinlich sind das zufällig die 21 Quadratmeter, die in Uni-Nähe an Studenten vermietet werden. Lernzellen mit Dusche und Regal-Bett, das sich tagsüber in einen Schreibtisch verwandeln lässt. Für 400 Euro aufwärts.

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Irgendein findiger Immobilienunternehmer wird sicher auch bald ausrechnen, ab welcher Schuhgröße man sich Köln nicht mehr leisten kann. Wegen des persönlichen Flächenverbrauchs. Die Stadt wird immer teurer, der Boden immer knapper. Vor allem jetzt, da sich dank des C-Virus alle noch aus dem Weg gehen müssen.

Zufallsbürger muss keine besonderen Kenntnisse mitbringen

Aber ich bin Ihnen noch eine Antwort schuldig. Also: Zum Zufallsbürger kann jeder werden. Zum Beispiel beim Autobahnausbau. Der Landesbetrieb Straßen NRW sucht gerade Kölner, die sich in den geplanten Ausbau der A 4 zwischen Köln-Süd und dem Kreuz Gremberghoven einmischen möchten. Einschließlich der Rodenkirchener Brücke. Das können auch Radfahrer sein. Oder Vegetarier. Oder Eisenbahnfreunde. Spielt alles keine Rolle.

Der Zufallsbürger muss keine besonderen Kenntnisse mitbringen, sondern einfach nur seine Meinung sagen. Ob drei Spuren oder vier Spuren. Mit Überflieger oder Radweg. Gut. Im Fall der Rodenkirchener Brücke wären ein wenig China-Erfahrung und Baumarkt-Kenntnisse in Sachen Schweißtechnik vielleicht ganz hilfreich. Denn es ist wohl doch kein Zufall, dass Straßen NRW auf einmal Zufallsbürger sucht. Weil man sich in Leverkusen nur auf Experten verlassen hat. Und das zufällig daneben ging.

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