Satirischer WochenrückblickWie die Kölner die „Press-Hai“-Mülltonne überfordert haben

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Müllbehälter„Press-Hai“

Müllbehälter„Press-Hai“

  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner wöchentlichen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet, geht es diesmal um die solarbetriebene „Press-Hai“-Mülltonne, die die Kölner mit all ihren Problemen überfordert haben.
  • Arbeitsverträge von FC-Trainern, Seilbahn-Visionen, Luftreinhaltepläne – er wird gewiss nicht der Letzte sein, der sich an Kölle die Zähne ausgebissen hat, glaubt Peter Berger.

Zwischen den Jahren heißt es Abschied nehmen. Von einem Hoffnungsträger, der den Kölschen alle Sorgen nehmen sollte. Dabei schien der Press-Hai schon auf bestem Wege, das Heinzelmännchen des Digitalzeitalters zu werden.

Ein ausschließlich von der Kraft der Sonne getriebener Problemfresser, der mit seinem riesigen freundlichen Maul und seinen messerscharfen Reißzähnen alles bis zur Unkenntlichkeit zerkleinern sollte, was den Kölnern Kopfzerbrechen bereitet. Einfach ab in die Tonne. Was für eine wunderbare Vorstellung. Oder wie die Kölner sagen: Wolle mer nit, bruche mer nit, fott domet.

Kölner haben dem Press-Hai alles zum Fraß vorgeworfen

Doch anstatt den Press-Hai behutsam an sein Arbeitsumfeld zu gewöhnen, haben die Kölschen dem Müllschlucker der Neuzeit in nur einem Jahr wirklich alles zum Fraß vorgeworfen, was ihnen selbst schon lange im Magen liegt.

Luftreinhaltepläne in mehreren Versionen, mit denen sie vor den Gerichten auf die Nase gefallen waren. Von begeisterten Narren ausgefeilte Entwürfe, wie sich der Rosenmontagszug auf die Schäl Sick bringen ließe. Seilbahn-Visionen jeglicher Art mit einem Zickzack-Kurs über den Rhein oder zwischen Hauptbahnhof und Köln-Messe. Aufgeweichte und schon leicht angeschimmelte Wassertaxi-Variationen. Immer wieder neue Fahrverbotszonen für Lkw. Und von der Oberbürgermeisterin höchstpersönlich entworfene Parkplatzsuchpläne für Touristenbusse rund um den Dom.

Arbeitsverträge von gleich zwei FC-Trainern

Und all diese Aktenentsorger haben sich nicht mal die Mühe gemacht, wenigstens die Metallhäkchen zu entfernen, mit denen diese ganzen sinnlosen Papierberge zusammengetackert waren, bevor sie ihm das Zeug zum Fraß vorgeworfen haben. Nicht zu vergessen die Arbeitsverträge von gleich zwei FC-Trainern. Die Kölschen haben gehofft, damit in ihrer schönen Stadt einmal mehr alles auf Anfang stellen zu können.

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Und was hat der Press-Hai gemacht, obwohl die Sonne leider viel zu selten schien, um ihn mit der nötigen Energie zu versorgen? Er hat alles klaglos zerkleinert, höchstens ab und an ein Beierlörzerchen von sich gegeben. Doch dann kam der Opernsanierer und hat ihn wochenlang mit wirren Papieren vollgestopft, die alle mit der Zuversicht endeten: Ja. Man kann in einen alten Käfer durchaus einen Porsche-Motor einbauen. Das sei alles eine Frage des Geldes.

Das war eindeutig zuviel. Mit einem letzten Beierlörzerchen hat der Press-Hai alles ausgespuckt. Jetzt steht er da, der arme Schlucker. Mit seinen elf Freunden. Von allen verachtet. Vom Bund der Steuerzahler als teuerster Raubfisch aller Zeiten gegeißelt, wird er das neue Jahr nicht überleben. Weil man einem Haifisch kein Gnadenbrot gibt. Seine Akkus sind leer und es bleibt ihm nur ein einziger Trost: Er wird gewiss nicht der Letzte sein, der sich an Kölle die Zähne ausgebissen hat.

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