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Satirischer WochenrückblickWie Köln das größte Lichterfeuerwerk der Welt zündet

Lesezeit 2 Minuten
Silvesterböller Symbolbild dpa

  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
  • Dieses Mal geht es um das größte Lichterfeuerwerk der Welt an Silvester – ohne Böller und Raketen.

Köln – Zum Jahreswechsel werden wir es allen beweisen. Wir sind die Weltmeister vom Rhing. Licht an. Jahr aus. Wir zünden das größte Lichterfeuerwerk der Welt. Ohne Böller und Raketen. Vun drinne noh drusse, wie vor Lichtjahren mal eine BAP-Platte hieß.

Erfüllen wir den Herzenswunsch unserer Oberbürgermeisterin! Kleben wir bunte Bildchen an unsere Fenster, bemalen wir die Scheiben. Unter dem Hashtag #silvesterfenster hat Henriette Reker schon mal vorgebastelt. Wer dazu keine Lust hat, schraube eine farbige Glühbirne in die Lampe oder schiebe den Tannenbaum samt Lichterkette ans Fenster. Nadellos wie er nach einer Woche Heizungsluft sein dürfte, wirkt das Licht viel besser und überdies können wir mit ihm am Neujahrsmorgen den Knut machen und ihn auf die Straße werfen.

Alle Lichter im Haus fünf Minuten lang ein- und ausschalten

Doch zuvor müssen wir um Mitternacht alle Lichter im Haus fünf Minuten lang ein- und ausschalten. Der Rhythmus ist nicht vorgeschrieben. Dabei bitte nicht den Sicherungskasten als Lichtorgel missbrauchen. Das könnte den Elektro-Notdienst überfordern.

Alles zum Thema Henriette Reker

Zu den Prominenten, die diese Sonderform der Kölner Lichter unterstützen, zählen Guido Cantz, Höhner-Gründungsmitglied Janus Fröhlich und Horst Lichter. Fröhlich und Lichter. Dann Cantz ja losgehen.

Jahreszeiten spiegeln sich in Fenstergestaltung wider

Die Idee ist brillant. Weil der Kölner es liebt, wenn sich die Jahreszeiten in seiner Fenstergestaltung widerspiegeln. Besonders die fünfte. Da stellt er alles, was er lustig findet, auf die Fensterbank unter sein Kölner Brett, dessen Röllchen die Gardinen so akkurat aussehen lassen. Lappenclown, Funkemarieche, Tünnes, Schäl und all die Figuren der Stadtgeschichte, die ihm das Herz aufgehen lassen. Das ist nicht kitschig. Das ist Kölle.

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Weil die karnevalistische Raumausstattung 2021 aber ungefähr so viel Sinn macht wie die Proklamation des Dreigestirns, könnten die bunten Silvester-Bildchen durchaus länger überleben. Bis der Plastik-Osterhase anrückt und mit all den anderen Deko-Terroristen die Fensterbank besetzt, ohne sich zuvor bei Airbnb registriert zu haben.

Die Kölner Lichter an Silvester sind nicht nur heimelig, sie haben auch wohnungspolitische Bedeutung. Wo es dunkel bleibt, ist keiner zu Hause. Weil das im Corona-Lockdown aber sehr unwahrscheinlich ist, kann die Stadt in der Neujahrsnacht gleich alle Herbergen identifizieren, die normalerweise nur von Rollkoffer-Touristen betreten werden. Da sehe ich schwarz. Zumindest in Ehrenfeld und der Innenstadt.

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