Schäden in KölnWie die Verwaltung die Baustellen vor Dieben schützen will

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Schleuse am Eingang zur Opernbaustelle

Schleuse am Eingang zur Opernbaustelle

  • Im Jahr 2018 wurde der Polizei nach eigenen Angaben im Kölner Stadtgebiet annähernd 600 Diebstähle aus noch nicht bezogenen Neubauten, Rohbauten, Baubuden und Baustellen gemeldet.
  • Der Bauablauf wird durch die Schäden oft verzögert, es entstehen hohe Kosten.
  • Aufgrund einiger Vorfälle am Eifelwall hatte die FDP im Stadtrat Videoüberwachung auf Großbaustellen der Stadt gefordert. Dem wollten die anderen Fraktionen vorerst nicht folgen.

Köln – Videoüberwachung und  Personenkontrollen, virtuelle Zäune für  GPS-Sender sowie   Kamera-Attrappen:  Nach mehreren Diebstählen und Fällen von Zerstörungswut befasst sich die Stadtverwaltung mit der Frage, wie sie ihre Baustellen besser schützen kann.  Denn wo Werkzeug und Material  im Wert von zigtausenden Euro gelagert wird,  reichen Bretterzäune ebenso wenig aus wie regelmäßige Kontrollgänge.

Zur Großbaustelle des Stadtarchivs am Eifelwall wurde die Polizei gleich mehrfach gerufen. 2018 nahmen Diebe große Mengen Kupferkabel mit. Im vorigen Herbst rissen Unbekannte Kupferrohre der fertig installierten Heizungsanlage heraus und zerstörten  Leitungen. Außerdem sei „trotz permanenter Bewachung“  in einem der Flure  auf dem fertigen Estrichboden mutwillig Öl verschüttet worden, berichtete  das Presseamt. 

Bauablauf wird durch Schäden verzögert

Zwar kämen Versicherungen der Baufirmen für solche  Schäden auf. Jedoch drohten solche Vorfälle den Bauablauf erheblich zu verzögern.  „Die Firmen melden Behinderungen an,  die Bauzeit verzögert sich und es entstehen Mehrkosten“, teilt das Presseamt mit.  

Welche Kosten durch Diebstahl und Vandalismus auf den zahlreichen städtischen Baustellen insgesamt entstehen, ist in der  Verwaltung nicht zentral erfasst.  „Die Auswirkungen sind auch nicht unbedingt an einer Schadenssumme auszumachen“, sagt Stadtsprecher Jürgen Müllenberg.  „Im Einzelfall kann ein kleines Ersatzteil die Funktion einer ganzen Anlage außer Kraft setzen.“ 

Sicherheitsdienst am Eifelwall in Köln

Am Eifelwall wird der Eingang seit  Monaten von einem Sicherheitsdienst  Tag und Nacht  bewacht.   Wer die Baustelle der Archäologischen Zone mit dem Jüdischen Museum vor dem Rathaus betreten will, muss  von  Wachpersonal beobachtet  durch  eine  Sicherheitsschleuse gehen; eine Drehtür aus Metallstangen, die sich nur in eine Richtung bewegen lässt. Ein ähnlicher Eingang befindet sich auf der  Opernbaustelle.

Die Bauunternehmen setzen nach Angaben der Verwaltung vereinzelt  Kameras  ein. Mitunter installieren sie  leere Gehäuse, die ebenfalls „eine abschreckende Wirkung haben können“. Zugriff auf die  Aufzeichnungen  habe  aus Datenschutzgründen „weder die Stadt noch deren externe Auftragnehmer, sondern nur die jeweilige Sicherheitsfirma,  die es auf jeder Baustelle vorschriftsmäßig geben muss und gibt“.

600 Diebstähle in Köln im Jahr 2018

Im Jahr 2018 wurde der Polizei nach  eigenen Angaben  im  Stadtgebiet annähernd 600 Diebstähle aus noch nicht bezogenen  Neubauten,  Rohbauten, Baubuden und  Baustellen gemeldet. Das waren ungefähr ebenso viele wie 2017. Landesweit ist die Zahl gesunken, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte; von  5225 im Jahr  2017 auf   4649 im  darauf folgenden Jahr.

Aufgrund der Vorfälle am Eifelwall hatte die FDP im Stadtrat Videoüberwachung auf Großbaustellen der Stadt gefordert. Dem wollten die anderen Fraktionen vorerst nicht folgen. Der Rat beauftragte die Bauverwaltung, erst einmal die unterschiedlichen Kontrollmöglichkeiten darzustellen. Drei Videoanlagen, die  von  einem  Privatunternehmen  betrieben werden, kosten die Stadt demnach rund 1500 Euro im Monat. Für eine pausenlose Zutrittskontrolle und Bewachung  wie am Eifelwall zahlt die Kommune im gleichen Zeitraum rund 37 000 Euro.

Geofencing könnte teures Werkzeug sichern

Außer einer  „datenschutzrechtlich problematischen Videoüberwachung“ führt die Gebäudewirtschaft weitere  Methoden an.  Besonders teures Werkzeug   und Material lasse sich beispielsweise  mit dem sogenannten Geofencing sichern. Dazu wird die Baustelle mit einem virtuellen Zaun eingegrenzt, für den GPS-Signale verwendet werden. 

Die Geräte erhalten  einen Sensor. Sobald eines der Geräte das virtuell  eingezäunte Gebiet verlässt, wird  Alarm ausgelöst.  Empfänger kann die  Bauleitung sein, ein örtlicher Sicherheitsdienst oder eine Spezialfirma, die  bundesweit  etliche Baustellen betreut.

Bauwatch: 50 Festnahmen aufgrund von Überwachungskameras

Das Ratinger Unternehmen Bauwatch,  das  mit insgesamt   1600 Videotürmen und einer durchgehend besetzten Leitstelle deutschlandweit Baustellen kontrolliert, gibt an, dass es aufgrund von Überwachungskameras monatlich zu 50 Festnahmen kommt.  Im Falle  verdächtiger Bewegungsabläufe auf einem Baugelände, können  Mitarbeiter von der Leitstelle aus  eine Lautsprecheranlage  einschalten. Das hat offenbar Wirkung;   nach eigenen Äußerungen werden auf diese Weise jeden Monat  durchschnittlich  1200 Diebe  vertrieben.

Ob das auf der Baustelle  des Ehrenfelder Albertus-Magnus-Gymnasiums geholfen hätte, dürfte fraglich sein.  Wie zu erfahren war, sollen dort Handwerker  eines anderen Gewerkes von ihren Vorgängern  eingebaute  Waschbecken und Armaturen geklaut haben.

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