Schlägerei im FC-FanblockVerprügelter Feuerwehrmann will kein hartes Urteil für Täter

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FC Stadion

Symbolbild

Köln – Die Stimmung war emotional in der Südkurve des Rhein-Energie-Stadions, als der 1. FC Köln im Mai vergangenen Jahres sein letztes Heimspiel gegen den FC Bayern München absolvierte. Die Geißböcke verloren die Partie des 33. Spieltags mit 1:3, der Abstieg des Vereins in die Zweite Liga war zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon besiegelt. Und dann gerieten auch noch die FC-Fans untereinander in Streit, was nun zum einem Strafprozess wegen vorsätzlicher Körperverletzung vor dem Kölner Amtsgericht führte.

Opfer war drei Wochen arbeitsunfähig

Laut Anklage der Staatsanwaltschaft hatte ein 27-jähriger Dachdeckerhelfer, der dem Umfeld der Ultras-Szene des 1. FC Köln zugeordnet wurde, nach der Partie auf einen Mann eingeschlagen, ihm mit gezielten Ohrfeigen eine Perforierung des Trommelfells beigebracht. Der 44-jährige Feuerwehrmann aus dem Landkreis Vulkaneifel war drei Wochen arbeitsunfähig, kann seit dem Vorfall im Einsatz keine Tauchgänge mehr machen und hat ein Rauschen und Piepen auf dem Ohr. „Wir haben gegen den Vorstand gesungen und geschrien“, erklärte der Angeklagte der Vorsitzenden Richterin in Saal 22 des Kölner Justizgebäudes – was dem 44-Jährigen nicht gefallen habe. Er sei von dem Mann zurechtgewiesen und beleidigt worden, wodurch sich die Situation im Stadion hochgeschaukelt habe und schließlich vollends eskaliert sei. Sein Alkoholkonsum – er gab an, um 9 Uhr morgens mit dem Biertrinken begonnen zu haben – habe ihn außerdem enthemmt.

„Was veranlasst Sie denn dazu, den Mann so zuzurichten?“, fragte der Staatsanwalt den Angeklagten und erklärte, ebenfalls Stadionbesucher zu sein. Sprüche auf der Tribüne seien im Rahmen eines Fußballspiels üblich und hätten für gewöhnlich nicht solche Konsequenzen, „dann hätten wir ja auf einmal 48000 Leute, die sich gegenseitig auf die Fresse hauen“, formulierte es der Jurist in aller Deutlichkeit. Die Schläge des Angeklagten seien äußerst brutal und zielgerichtet gewesen.

„Irgendwo sind wir doch alle FC-Fans“

Der Geschädigte sagte aus, keine Beleidigungen ausgesprochen zu haben. Er habe sich nur gegen die Schmähungen des damaligen Vorstands gewehrt, der eine gute Arbeit gemacht habe, „und für den Abstieg nichts konnte.“ Auch habe er Fäkalsprache aus Reihen der Ultras missbilligt, da Kinder im Fan-Block anwesend gewesen seien. Das Opfer zeigte sich jedoch versöhnlich und sagte: „Irgendwo sind wir doch alle FC-Fans und ich möchte nur, dass solche Aktionen aufhören.“

Der Täter, der sich nach einer Öffentlichkeitsfahndung der Polizei den Behörden gestellt hatte, wandte sich an sein Opfer: „Ich möchte mich entschuldigen und hoffe, Sie können wieder ins Stadion gehen und den FC weiter unterstützen.“ Der Angeklagte bot an, 5000 Euro Schmerzensgeld zu zahlen, was der Geschädigte akzeptierte. Auch äußerte der Feuerwehrmann, nicht zu wollen, dass ein hartes Urteil die berufliche Zukunft des Angeklagten zerstöre. Der Staatsanwalt beantragte daraufhin eine milde Geldstrafe von 80 Tagessätzen, dem die Richterin folgte. Zusätzlich zum Schmerzensgeld muss der 27-Jährige somit 1600 Euro Strafe zahlen.

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