Schlangestehen im EinkaufstrubelDie Problematik der Maskenpflicht in der Kölner City

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Familienspaziergang am Rheinufer

Familienspaziergang am Rheinufer

  • Auf der rechtsrheinischen Seite wird die Maskenpflicht nicht so eng gesehen.
  • In der Kölner Innenstadt stellen große Menschenmengen in den engen Straßen eine Herausforderung dar.
  • Kritische Stimmen beschweren sich über die Situation in der überfüllten Kölner City.

Köln – An der Kinderrutsche im Rheinpark steht ein Großelternpaar, weiße Haare, sie trägt Brille, beide aber keine Maske. Sie sind damit Teil der Mehrheit. Auch unter den knapp 30 Erwachsenen am Spielplatz fällt Theo Knott mit seiner blauen Maske auf. Sie hängt zwar am Kinn, wäre aber griffbereit. Falls das Ordnungsamt kommt, zum Beispiel.

Knott ist mit seiner Familie aus Leverkusen gekommen, seine drei Enkel laufen über den Spielplatz: „Bei uns sind die Regeln extremer, die kommen dir da auch im Park viel eher mit Geldstrafen. In Köln sehen die Leute das lockerer“, sagt er. Heute habe er mit seiner Familie noch kommen dürfen, im Falle eines Lockdowns in Köln dürften sie das wohl nicht mehr.

„In Köln sehen die Leute das lockerer“

Um genau diesen zu verhindern hat die Stadt die Maskenpflicht auch rechtsrheinisch zwischen Mülheimer Brücke und Südbrücke verhängt. „Dann sollte man Schilder aufstellen, damit wir alle wissen, was hier Sache ist“, sagt Knott.

Im Klettergerüst ein paar Meter weiter hängen sieben Kinder über-, neben- und untereinander, ein Mädchen trägt Maske. „Ich habe mich schon an die gewöhnt“, sagt die Neunjährige. Auch ihre älteren Brüder, ihre Großmutter und Mutter sitzen mit Masken am Spielplatz.

Corona-Regeln auf dem Spielplatz

In welchen Teilen der Stadt die Pflicht gilt, weiß die Mutter nicht genau, weswegen ihre Familie lieber zu viel Maske trage als zu wenig. Die Großmutter erzählt, dass sie am Montag zurück nach Sachsen müsse. „Das war es wohl mit Besuchen für dieses Jahr. Wenn das so weitergeht, werden sich die Regeln bis Weihnachten wohl verschärfen“, sagt sie, und wechselt einen langen Blick mit ihrer Tochter.

Zu den Corona-Regeln hat auch ein spazierender Hundebesitzer viel zu sagen. Jack-Russel-Welpe Turbo springt an fast jedem Passanten begeistert hoch – auch unter ihnen sind kaum Maskenträger. Sein Herrchen hingegen ist weniger amüsiert und bezeichnet die Corona-Politik als „Gewalt von oben“.

Einkaufen in der Innenstadt

Er sei Unternehmer, die Hälfte seiner Angestellten habe er entlassen müssen und angefangen, sich Fragen zur Pandemie zu stellen. „Ich war gerade noch auf der Hohe Straße: Nur Leute mit Maske. Dass die Infektionszahlen steigen, obwohl wir den Regeln folgen, macht keinen Sinn“, sagt er.

Tatsächlich sind auch am späten Nachmittag fast alle Passanten auf der Hohe Straße mit Masken unterwegs. Besonders beliebt sind schwarze Modelle aus Stoff und blaue Einwegmasken. Abstände können auf der engen Einkaufsmeile nicht eingehalten werden, die Leute kommen nur langsam voran. An der Ecke Perlenpfuhl leitet Daniel Westphal die Filiale des Modegeschäftes „Femme“.

Strenge Regularien in den Geschäften

Für ihn ist dieser Samstag ruhiger verlaufen als die vergangenen: „Langsam wissen die Leute, dass hier die Maskenpflicht gilt“, sagt er, woraufhin er schnell eine Kundin zurechtweist, deren Nase aus der Maske guckt. Vor allem Leute unter 35 würden seiner Beobachtung nach ohne Maske einkaufen. „Wir sind streng, weil es dabei um die Sicherheit meiner Mitarbeiter geht. Wer nicht kooperiert, bleibt draußen.“

Auf der Schildergasse müssen Kunden mancher Geschäfte ebenfalls draußen bleiben. Nicht nur, wenn sie keine Maske tragen, sondern auch, wenn zu viele Menschen auf einmal in einem Geschäft sind. Dann bilden sich Schlangen – wie vor einem beliebten Modegeschäft nahe des Bierbrunnens.

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„Es wird nichts dafür getan, dass wir hier draußen Abstände einhalten können, wenn wir wollten“, sagt eine Mutter in der Schlange. Sie wolle mit ihrer Tochter nur schnell eine Jacke kaufen, vermisse nun aber Markierungen für Anstehende: „Ich bin froh, wenn wir zu Hause sind. Hier ist alles wieder so voll wie vor Corona“, sagt sie. Bis beide in das Geschäft dürfen, vergehen noch gut 25 Minuten, die sie dicht gedrängt zwischen anderen Wartenden verbringen.

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