Schmelztiegel in KalkDas Integrationshaus ist offen für alle

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Ein Tisch für Alle: „In-Haus“-Gründerin Elizaveta Khan (2. v.l.) mit ihrer Crew und Besuchern auf dem Ottmar-Pohl-Platz

Ein Tisch für Alle: „In-Haus“-Gründerin Elizaveta Khan (2. v.l.) mit ihrer Crew und Besuchern auf dem Ottmar-Pohl-Platz

Kalk – „In meinem Wohnzimmer ging es los!“, erzählt Elizaveta Khan über die Geburtsstunde des Integrationshaus e.V., kurz „In-Haus“. Das war vor neun Jahren. Dass die Idee zu einem interkulturellen Zentrum aufging und in Kalk zum kreativen Hot-Spot für Sprache und Bildung avancierte, das wundert bei ihrer überschäumenden Energie freilich kaum.

Gründerin hat selber Migrationshintergrund

In Moskau geboren, mit einem südkoreanisch-japanischen Vater und einer russisch-armenischen Mutter, hat sie selbst einen multikulturellen Hintergrund und bringt beste Voraussetzungen für eine Arbeit mit, die sich der Integration aller Menschen widmet – egal woher sie kommen.

Am „Tag der Offenen Gesellschaft“ demonstriert sie gemeinsam mit ihren Kollegen genau jene Offenheit, die für das Gelingen von Integrationsprozessen unverzichtbar ist. Besucher aus verschiedenen Herkunftsländern fanden sich ein, um sich über Projekte zu informieren, zu diskutieren und einfach zusammen zu sein. Die Tischreihen auf dem Ottmar-Pohl-Platz waren mit Obst und Speisen aus fernen Ländern bestückt; jeder habe einfach etwas mitgebracht, meint Elizaveta Khan. Gemeinsames Tun scheint im und um das In-Haus herum zum Konzept zu gehören.

Sprachkurse sind das Herz des Integrationshauses

Im Zentrum aller Bemühungen steht die Sprache. Reguläre Sprachkurse finden regelmäßig statt, alternativ gibt es „Deutsch für Alle“ – ein unkonventionelles Angebot für Menschen mit Migrationshintergrund, denen der staatlich geförderte Weg zum Spracherwerb nicht offensteht. „Alle Leute wollen sich austauschen, wir liefern die Mittel dazu!“, meint Elizaveta Khan zum freien Kursangebot, ins Leben gerufen, „weil nicht alle lernen dürfen, die lernen wollen.“

Chancen zu geben, wo sie sonst schwer zu realisieren wären, ist das Anliegen der gemeinnützigen Selbsthilfeorganisation. Kreativen Projekten stellt sie die nötigen Räume und Equipments zur Verfügung. Film- und Fotoprojekte werden umgesetzt; Musiker, Tänzer und andere Kunstschaffende finden einen Platz, an dem sie interagieren können.

Eine Gruppe junger Leute mit meist arabischen Wurzeln nutzt das Kulturzentrum am „Tag der Offenen Gesellschaft“ für ihren „open day“. Die „Habaq Society“ versucht, die Inhalte der orientalischen Kultur zu vermitteln und eine offene Plattform für Künstler und Künstlerinnen aus aller Welt zu schaffen.

„Unser Hauptziel ist es, Startup-Künstler zu unterstützen, Kulturen zusammen zu bringen über potenzielle Projekte“, resümiert PR-Producer Salmon Abdo. Er weiß, wie wichtig der eigene Antrieb, aber auch Hilfe von außen für den Erfolg solcher Unternehmungen ist.

Interkulturelle Frauengruppe 

Davorka Schleiff und Natalja Maibaum, Leiterinnen einer interkulturellen Frauengruppe im In-Haus, fragten Passanten auf dem Ottmar-Pohl-Platz nach ihrer Meinung zur Demokratie. Auf ihrer Flipchart-Tafel mit der Aufschrift „Wozu Demokratie“ mehrten sich die Zettelchen mit Antworten – „Freiheit“ steht auf fast allen.

An den Menschen, die sie bei ihrer Arbeit treffen, mögen die beiden Frauen vor allem die tolle Durchmischung von Alter, Herkunft und Glauben. Integrität, sagt Elizaveta Khan, sei für sie und ihre Mitarbeiter ein zentraler Wert – auch dafür stünde das „In“ im In-Haus. „Wir wollen einen Ort schaffen, wo Menschen einfach sein können, wie sie sind, erst mal ankommen können und angenommen werden.“

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