Schnapsidee oder Zukunft?Schwarz-Grün will Windräder auf Kölner Stadtgebiet

Lesezeit 3 Minuten
windrad

Windräder auf Kölner Stadtgebiet? Der Vorschlag ist umstritten.

Köln – Das schwarz-grüne Bündnis im Stadtrat unternimmt gemeinsam mit der Wählergruppe Gut den Versuch, das Aufstellen von Windkrafträdern zu ermöglichen.

Die Verwaltung soll prüfen, ob es im Stadtgebiet geeignete Flächen für Anlagen der jüngsten Generation gibt, deren Rotorblätter mehr als 200 Meter in den Himmel ragen.

„Hierbei soll auch die Expertise der Rhein-Energie genutzt werden“, heißt es in einem Antrag, mit dem sich der Stadtrat am 21. Mai befassen wird.

Das Versorgungsunternehmen betreibt bundesweit 86 Windräder an 19 Standorten. „Wir verfolgen dabei interessiert die Willensbildung, ob auch auf Kölner Gemarkung Windkraftanlagen errichtet werden sollen oder können“, teilt die Rhein-Energie mit.

Grüne: Alle Möglichkeiten der Stromerzeugung ausschöpfen

„Der Klimaschutz und die Energiewende erfordern es, alle Möglichkeiten der Stromerzeugung auszuschöpfen“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Brigitta von Bülow. Köln könne dazu beitragen, indem die Stadt ein Gebiet ausweise, in denen Unternehmen Windkraftanlagen aufbauen dürfen.

Zwar besteht eine solche Konzentrationszone, wie es im Amtsdeutsch heißt, bereits seit 2005. Allerdings hatten CDU und SPD die Fläche eigens in dem vergleichsweise windarmen Stadtteil Marsdorf ausgewählt, um den Betrieb der von ihnen unerwünschten Windräder unattraktiv zu machen.

2014 sollte die Verwaltung auf Geheiß der rot-grünen Ratsmehrheit dann nach einem sinnvollen Areal suchen. Doch die städtischen Planer hielten es wie ihr damaliger Chef. Für große Windturbinen, führte Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) in seinem Klimaschutzkonzept an, gebe es in Köln „weder die erforderlichen Flächen noch günstige Windverhältnisse“.

Deshalb könne sich die Stadt „der Umsetzung dieses Zieles nur über Beteiligungen und Kooperationsprojekte der Rhein-Energie AG außerhalb der Stadtgrenzen nähern“. Mittlerweile seien Turbinen verfügbar, die selbst an windschwachen Standorten einen gewinnbringenden Betrieb ermöglichten, heißt es in dem schwarz-grün-guten Antrag

Die 2005 ausgewiesene Windenergiezone „dürfte einer Überprüfung nach heutigen Maßstäben nicht standhalten“. Wegen der Nähe zur Wohnbebauung dürften in Marsdorf Windräder ohnehin nicht genehmigt werden. Solange es die Zone gebe, seien andere Standorte jedoch ausgeschlossen.

SPD: Es gibt massenhaft bessere Standorte in Deutschland

„Die Rhein-Energie hat in den vergangenen Jahren den Anteil erneuerbarer Energiequellen deutlich erhöht und auch die Stadt arbeitet kontinuierlich am nachhaltigen Umgang mit Energie“, sagt CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz, der Vorsitzende des Planungsausschusses.

Es sei folgerichtig, „immer mal wieder neue Potenziale bei den Erneuerbaren untersuchen lassen. Ob Windräder auf Kölner Stadtgebiet ihren Beitrag dazu leisten können, wird die Analyse zeigen.“ Aus den Äußerungen lässt sich erahnen, dass nicht die Christdemokraten die treibende Kraft hinter dem Antrag sind, sondern die Grünen.

Andere lehnen den Antrag offen ab. „So wichtig Windkraft für ein Gelingen der Energiewende sei – es gibt „massenhaft bessere Standorte in Deutschland als im dicht besiedelten Köln“, sagt der umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion Wilfried Becker. Er halte es für unverständlich, „warum erneut wertvolle Ressourcen für eine neue Potenzialanalyse gebunden werden sollten“. Besser wäre es, „die Themen Fernwärme und Photovoltaik voranzutreiben“.

FDP: „Alibi-Windrad“ unnötig

FDP-Fraktionschef Ralph Sterck äußerte sich ebenfalls kritisch. Es sei nicht „Aufgabe der Stadt Köln, ein Alibi-Windrad aufstellen zu lassen“. Für diese Art der Energieerzeugung fänden sich in der Region etliche Flächen. Zudem drohe eine Zone für Windkraft andere Ziele der Stadtplanung zu behindern, etwa den Wohnungsbau.

Zumindest dem zweiten Gegenargument der FDP würde Linken-Fraktionsgeschäftsführer Michael Michael Weisenstein nicht widersprechen: „Nach geeigneten und verträglichen Standorten für Windkraft zu suchen, ist richtig. Wichtig ist aber, dass dadurch keine Flächen für Wohnungsbau blockiert werden.“

KStA abonnieren