Schnell-Imbiss am Kölner HeumarktStammgast installiert Kamera in Klobürste

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Toilette (Symbolbild)

Köln – Eine auffällige Klobürste, eine Restaurantkette und eine Videokamera sind die Protagonisten eines skurrilen Falls vor dem Amtsgericht, der mehrere Verhandlungstage benötigt. Angeklagt ist der 27-jährige Dieter M. (Name geändert), der es am ersten Prozesstag vorzog, seinen Anwalt für ihn sprechen zu lassen.

M., so die Anklage, soll auf der Toilette eines Selbstbedienungsrestaurants am Heumarkt eine Klobürste mit einer Videokamera ausstaffiert haben, um so heimlich intime Bilder vom Personal und Besuchern des Restaurants aufnehmen zu können.

Kölner Staatsanwaltschaft wird nachermitteln lassen

„Es gibt keine Bilder und auch keine Videoaufnahmen“, behauptete der Verteidiger und verlangte unverzüglich nach Anklageverlesung, das Verfahren einzustellen. Doch ganz so einfach wie er sich das vorstelle, gehe das nicht, entgegen ihm Staatsanwaltschaft und Gericht. Im Gegenteil: Derzeit sieht es danach aus, dass die Staatsanwaltschaft nachermittelt und dem Angeklagten eine zweite Anklage bevorsteht.

Zwar sei es richtig, so das Gericht, dass es keine Bilder in den Akten gebe, die exakt zum Zeitpunkt des in der Anklageschrift stehenden Datums gemacht wurden. Jedoch gebe es Aufnahmen anderen Datums, die wiederum noch keinen Niederschlag in der Anklageschrift finden.

„Ich will eure Füsse lecken“

Aufgeflogen sei das Ganze, weil das Personal der Schnellimbisskette immer wieder eine auffällig aufgestellte Klobürste auf der Toilette gesehen hatte, die mal da war und mal nicht. Dieter M. sei Stammgast des Lokals. Das aufmerksame Personal hatte irgendwann festgestellt, dass die Klobürste immer dann verschwand oder erneut da stand, wenn auch M. im Lokal gewesen war. Zeitgleich kamen anonyme Telefonate im Restaurant an: „Ich will eure Füsse lecken, eure anderen Körperteile habe ich schon längst gesehen“, forderte der männliche Anrufer. Das Personal war sich sicher, dass die Stimme des Anrufers mit der des Stammgasts identisch sei. 

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Als es wieder vorkam, dass M. und zeitgleich auch die Klobürste sich wieder im Lokal einfanden, rief das Personal die Polizei. Und die stellte an der Bürste nicht nur eine installierte Mini-Kamera sicher, sondern bei M. auch jede Menge technisches Material. Zudem hatte er eine Speicherkarte bei sich, auf dem eindeutig Aufnahmen aus der Toilette zu sehen waren. Allerdings wurden die Daten der Aufzeichnung – und das ist die Kritik der Verteidigung – nicht näher beziffert.

Der Fall beschäftigt nun zunächst mit Nachermittlungen die Anklagebehörde und dann wohl das Gericht. Auch wird das Personal im Zeugenstand darüber berichten, wie sich ihr Verdacht gegen M. immer mehr verhärtete bis es zur Anzeige kam. 

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