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Schnell und unkompliziertDie „Impfbrücke“ vermittelt Impfreste per SMS

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Symbolbild

  • Aus unterschiedlichen Gründen bleiben in den Impfzentren derzeit immer wieder Impfstoff-Reste übrig.
  • Eine gerechte Verteilung der Reste ist schwierig. Deshalb haben die Kölner Manuel Hüttel und Pirmin Straub das Programm „Impfbrücke“ entwickelt.
  • Im Interview erklärt Manuel Hüttel, wie sie per SMS Impfreste schnell und unkompliziert vermitteln können.

Herr Hüttel, Sie haben mit Ihrem Team ein Programm mit dem Namen „Impfbrücke“ entwickelt, mit dem Impfreste schnell und unkompliziert vermittelt werden. Wie funktioniert es? Manuel Hüttel: Eigentlich ganz einfach. Das Impfzentrum füttert unsere Datenbank mit seinen Excel-Tabellen. Darin stehen lediglich Impfgruppe und Handynummer von Impfwilligen. Sobald das Impfzentrum Reste hat, kann man dort eine Suchmeldung absetzen und unser Programm wählt dann zufällig Personen in der Impfgruppe höchster Priorität aus und verschickt per SMS das Angebot, sich noch am gleichen Tag impfen zu lassen. Die Person kann das Angebot per Antwort-SMS annehmen und sich dann auf den Weg machen. Für jede Impfdosis verschickt das Programm derzeit SMS an drei Personen gleichzeitig. Wer zuerst zusagt, bekommt den Termin. Hat nach 30 Minuten keiner reagiert, werden drei neue Personen kontaktiert. 

Ihr Programm wird gerade im Duisburger Impfzentrum getestet. Wie viele Impfreste konnten Sie bereits vermitteln?

Die Impfbrücke ist dort seit zehn Tagen im Einsatz und konnte dort 125 Impfdosen vermitteln.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Schon Anfang des Jahres ist mir die Problematik mit der Verteilung von übrig gebliebenen Impfdosen aufgefallen. Ich habe dann ein bisschen rumtelefoniert und mit Personen in Impfzentren gesprochen. Da hat sich die Vermutung dann auch bestätigt. Personen sagen ab, kommen nicht, zu viel Impfstoff wird geliefert, der Impfstoff ist schon aufgetaut. Das Problem war immer dasselbe: Wie erreicht man Personen, um den aufbereiteten Impfstoff loszuwerden?

Zwar benutzen die meisten Zentren Telefonlisten oder greifen auf die Notrufzentralen zurück, um Personen zu finden. Das wird aber immer schwieriger, weil irgendwann alle geimpft sind. Außerdem kam noch die Diskussion über die Frage der Reihenfolge auf. Wir dachten uns, das kann man doch wunderbar automatisieren. Und dann haben wir einfach losgelegt. Über eine private Verbindung kam dann der Kontakt nach Duisburg zustande.

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Wie lange haben Sie an dem Programm gearbeitet?

Seit Mitte Januar beschäftigt uns das Thema. Wir sind zu fünft und haben innerhalb von drei Wochen den Prototypen für Duisburg entwickelt. Das läuft sehr gut und deshalb machen wir auch weiter.

Wäre die Impfbrücke auch eine Lösung, den umstrittenen Impfstoff Astrazeneca unter die Leute zu bringen?

Natürlich. Was für Termine vermittelt werden, ist unserem System egal. Es muss nur mit den richtigen Daten versorgt werden.

Haben Sie schon andere Interessenten?

Bisher noch nicht. Wir haben das auch noch nicht aktiv beworben, aber die Nachricht, dass da in Duisburg was im Einsatz ist, macht langsam die Runde. Wir sind auch noch dabei das System zu verfeinern, würden uns aber natürlich freuen, wenn wir auch andernorts helfen könnten, die Impfzentren zu unterstützen.

Wie wird das Projekt finanziert?

Wir hatten das Glück, dass wir in der Recherchephase einen Sponsor gefunden haben, der uns die Finanzierung für die Entwicklung des Prototopen ermöglicht hat. Wie wir mittel- und langfristig den Betrieb und die laufenden Kosten decken, werden wir sehen. Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir auch weitere Partner und Sponsoren für das Projekt gewinnen könnten. Der größte Posten werden wohl langfristig die Kosten für den SMS-Versand sein.  Hier wäre eine Partnerschaft mit einem Telekommunikationsunternehmen bestimmt hilfreich.

www.impfbruecke.de

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