Schon „in einer Woche“ möglichKölner Mediziner Hallek warnt vor drohender Triage

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Michael Hallek

Köln – Der Direktor der Inneren Medizin an der Kölner Uniklinik, Prof. Michael Hallek, hat zu den Auswirkungen der aktuellen Corona-Lage auf die Intensivbettenbelegung eine alarmierende Einschätzung abgegeben. In der „Aktuellen Stunde“ des WDR antwortete er am Dienstag auf die Frage, wie viel Zeit noch bliebe, um eine Triage zu verhindern: „Wenn die Zahlen weiter steigen, ist es noch eine Woche.“ Schon jetzt sei es am Wochenende schwierig, in Köln Intensivbetten für bestimmte Patienten zu finden. Um zu verhindern, dass das schlimmste Szenario eintrete, wolle er noch einmal betonen, dass es wichtig sei, dass man „sofort politisch entscheidet“.

Die bundeseinheitliche Notbremse sei prinzipiell der richtige Weg, doch der Prozess sei zu langsam, so Hallek. Das Zögern mache ihn wütend. Es brauche umgehend Maßnahmen.

In den ARD-„Tagesthemen“ führte Hallek die Lage im Rheinland noch einmal detaillierter aus: „Im südlichen Rheinland hatten wir jetzt an zwei Wochenenden bereits keine Betten mehr im gesamten Umkreis.“ Es könne regionale Unterschiede geben, doch gerade in den Großstädten sei die Situation sehr angespannt. „Es ist 5 nach 12.“

Seit Wochen machen Mediziner, nicht nur in Köln, auf die sich immer weiter zuspitzende Situation auf Intensivstationen aufmerksam und fordern striktere Maßnahmen. Bereits Anfang April hatte Edgar Schömig, Leiter der Kölner Uniklinik, gewarnt: „Zwischen einer sich verschärfenden Situation und einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems liegen oft nur wenige Wochen.“ Und: „Jeder medizinische Verstand spricht für einen harten Lockdown.“

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„In den Kliniken der Stadt Köln sind die Intensivstationen zu 100 Prozent belegt“, sagte Prof. Horst Kierdorf, Direktor der Städtischen Kliniken, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstag. Mitarbeiter seien bereits angewiesen, planbare Eingriffe, die einen Intensivaufenthalt nach sich ziehen, nicht durchzuführen, um die Notfallversorgung, zum Beispiel bei Schlaganfall oder Herzinfarkt, zu gewährleisten.

Triage bezeichnet eine Situation, in der Medizinern nicht mehr genügend Kapazitäten zur Verfügung stehen, sodass sie anhand verschiedener Kriterien, wie zum Beispiel Alter oder Genesungschancen, entscheiden müssen, welche Patienten zuerst behandelt werden. In mehreren Ländern, darunter zum Beispiel Italien, musste das Verfahren im Zuge der Coronapandemie bereits angewendet werden, weil nicht genügend Intensivplätze, Personal oder Beatmunsgeräte zur Verfügung standen. (ken)

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