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Schüler entwerfen die „Schule der Zukunft“

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Die Neuntklässler waren mit Feuereifer bei der Sache. Informatiklehrer Martin Ramberger gab ihnen Tipps.

Die Neuntklässler waren mit Feuereifer bei der Sache. Informatiklehrer Martin Ramberger gab ihnen Tipps.

Pesch – Henriette Reker war schon lange wieder fort, da wurde im Pescher Gymnasium noch hochkonzentriert gearbeitet. Frühmorgens hatte die Oberbürgermeisterin hier einen Besuch abgestattet, um sich vom digitalen Unterrichtsangebot zu überzeugen. Sie sei beeindruckt von den vielfältigen Möglichkeiten, so Reker. Neuntklässler bekamen bei einem Workshop die Grundlagen des Programmierens vermittelt. Der ging den ganzen Vormittag lang.

Die 20 Schüler im Alter von 13 bis 15 Jahren saßen im Computerraum am Konferenztisch. In Kleingruppen aufgeteilt, hatten sie Laptops vor sich und übten sich im Coding – neudeutsch für Programmieren. Zwei externe Trainer hatten die Leitung. Anwesend waren auch Deutsch- und Politiklehrer Arian Almasy und Martin Ramberger, der Mathematik und Informatik unterrichtet.

Sie gaben hin und wieder Tipps, sammelten Eindrücke – ohne dass es auffiel, waren auch die beiden Lehrer Lernende. Der Workshop war für sie zugleich ein Praxistest, er gehörte zu einer zweiteiligen Lehrerfortbildung zum Einsatz digitaler Technologie, die sie bei „Coding for Tomorrow“ absolvierten. Der Theorieblock hatte im September im Deutzer Stadthaus stattgefunden. Vier Lehrer vom Pescher Gymnasium nahmen an der Fortbildung teil.

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„Coding for Tomorrow“ ist ein Zentrum der digitalen Bildung mit Sitz in Düsseldorf, Träger ist die Vodafone-Stiftung in Berlin. Mit der kooperiert die Stadt Köln seit vergangenem Jahr. Ziel ist es, mit dem Fortbildungsangebot die digitale Kompetenz an Kölner Schulen voranzubringen. 77 Lehrkräfte hätten bisher die Chance genutzt, hieß es in einer Pressemitteilung der Stadt. Das Pescher Gymnasium sei bereits gut aufgestellt, sagte Schulleiter Marcel Sprunkel. „Wir haben im schulinternen Curriculum den Schwerpunkt auf digitale Bildung gelegt, arbeiten schon jetzt in allen Fächern mit Digital-Elementen.“ Der Einsatz von I-Pads sei längst Alltag. Dass die Schüler auch selbst das Programmieren erlernten, halte er für unabdingbar: „Coding ist eine Kompetenz, die die Kinder in Zukunft brauchen werden.“

Die Aufgabe beim Workshop lautete, die „Schule der Zukunft“ zu erschaffen, mit Hilfe der Programmier-Sprachen CoSpaces und Scratch, die Auswahl war frei. Nicht ganz so leicht, eine passende Vorstellung zu entwickeln. Willi (13), Pierre (15) und Marlon (14) etwa kreierten mit CoSpaces ein Setting aus Hochhäusern und einem Flugzeug, gesehen aus der Vogelperspektive. „Das ist keine Schule, das ist nur eine Stadt“, sagte Willi selbstkritisch und fügte hinzu: „Wir probieren einfach mal was aus, benutzen Fertigbauelemente aus der Bibliothek, die kann man gut rüberziehen.“ CoSpaces sei flexibel zu handhaben, gefalle ihm als Werkzeug besser als Scratch, das verlange die Eingabe von Befehlen.

Ein futuristisches Gebäude aus viel Glas, großzügigem Lichteinfall, weißen Wänden, so beschrieb Pierre seine Vision von der Schule der Zukunft. Trainer Markus Clausing, der im Auftrag von „Coding for Tomorrow“ den Workshop leitete, versuchte die Fantasie noch ein wenig mehr anzuregen: „Vielleicht wird man im Jahr 2075 gar kein festes Gebäude mehr betreten müssen, vielleicht ist Schule mobil geworden, oder es wird nur noch im virtuellen Raum gelernt“, sagte er an die Schüler gewandt.

Für das erfolgreiche Programmieren sei es wichtig, die Denkweise dahinter zu verstehen, so Markus Clausing. „Ich brauche eine klare Problemstellung und muss einen komplexen Prozess in digitale Einzelschritte übersetzen können.“ Eine Übung zum Einstieg war daher, den Vorgang des Zähneputzens zu zergliedern.

Auch wenn Coding synonym mit Programmieren gebraucht werde, gebe es doch einen Unterschied, erklärte Informatiklehrer Martin Ramberger. Der Programmierer sei ähnlich einem Architekten, der ein Gebäude neu entwirft. Der Codierer dagegen sei mit dem Bauleiter zu vergleichen, der den Entwurf in die Realität bringt. Das innovative Moment liege also eher beim Programmierer.

Markus Clausing

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