Abo

Schülerin aus IstanbulTV-Eklat, weil Türkin in Köln studieren will

Lesezeit 2 Minuten
Tuerkin_Flaggen_Symbolbild

Junge Frauen schwenken am nahe Istanbul türkische Flaggen und feiern Staatspräsident Erdogan. Viele andere aber fliehen vor der politischen Situation im Land.

Die zwölfjährige Schülerin Arife Vildan aus Istanbul hat in einer türkischen Fernsehsendung den Wunsch geäußert, in Köln zu studieren und Deutsche zu werden – und damit eine politische Debatte in der Türkei losgetreten.

Vildan war in einem Betrag des regierungstreuen Senders NTV am vergangenen Dienstag zu sehen. An diesem Tag fand das „Fest des Kindes“ statt – Schüler durften sich an diesem Nationalfeiertag auf den Platz von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan setzen.

Türkische Schülerin will an Uni Köln Medizin studieren

Medienberichten zufolge lebt das Mädchen in einem Waisenhaus. Weil sie zu den Besten ihrer Schule gehöre, sei sie in die Sendung eingeladen worden. Die Moderatorin fragte Vildan nach ihren Zukunftsplänen. „Ich will in Deutschland an der Universität Köln Medizin studieren und hinterher vielleicht deutsche Staatsbürgerin werden“, entgegnete das Mädchen.

Alles zum Thema Universität zu Köln

Eine Antwort mit dem Inhalt, der Türkei den Rücken kehren zu wollen, hatte die Moderatorin nicht erwartet. Ihr entfuhr ein schrilles „Nein“, und sie versuchte, die Situation wegzulächeln. Doch es half nichts, vor allem in den sozialen Netzwerken brach ein Sturm der Entrüstung los.

Denn die Schülerin berührt mit ihrer Aussage ein politisches Tabu in der Türkei. Die aktuellen politischen Umstände in dem Land und der autokratische Kurs der Regierung Erdogan sorgen für eine Auswanderungswelle. Vor allem gut ausgebildete und junge Türken sehen in ihrem Land offenbar keine Zukunftsperspektive mehr und verlassen ihre Heimat.

Erdogan: „Wir sollten ihre Tickets bezahlen und sie ins Flugzeug setzen“

Erdogan wetterte vor einem Jahr gegen die Auswanderer: „Wir sollten ihre Tickets bezahlen und sie ins Flugzeug setzen. Solche Bürger sind nichts als eine Last für unser Land“, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Der in Deutschland aufgewachsene Abgeordnete der regierenden AKP Mustafa Yeneroglu twitterte nach dem Auftritt von Vildan: „Wenn eines unserer Kinder, das mit Hoffnung auf die Welt schaut“, so spreche, „dann muss uns Politiker das zum Nachdenken bringen.“ Er teilte den Videobeitrag des Senders mit Vildan.

Sein Parteikollege Burhan Kuzu warf laut „SZ“ dagegen der Opposition vor, sie mache die Türkei dauernd schlecht, das „nimmt unseren Kindern die Hoffnung“. Ein Nationalist twitterte, das Mädchen solle „abhauen“. (red)

KStA abonnieren