Schutz gegen Influenza-VirusStadt Köln plant große Grippe-Impfaktion

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Ein Arzt impft einen Patienten gegen die Grippe.

Ein Arzt impft einen Patienten gegen die Grippe.

  • Viele Menschen auch in Köln wollen sich in diesem Jahr gegen Grippe impfen lassen.
  • Wie ist die Versorgungslage in Köln? Wir haben mit Vertretern von Apotheken und Gesundheitsamt gesprochen.
  • Im Gesundheitsamt kann sich demnächst jeder kostenlos impfen lassen.

Köln – Die Erfahrung von Kölner Patienten, die eine Grippeschutzimpfung haben wollen, ist äußerst unterschiedlich. Ein Kölner, gerade über 60 Jahre alt und damit knapp zur Risikogruppe gehörend, bekam nach dem Anruf bei seinem Hausarzt sofort einen Termin für die Impfung. Ein anderer, ebenfalls über 60-Jähriger, wurde in der überfüllten Praxis zunächst vertröstet. Er solle später wiederkommen, der Andrang sei einfach zu groß. Kommentar der Arzthelferin: „Grippeimpfung ist das neue Klopapier.“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte zur Influenza-Impfung aufgerufen, um eine Belastung der Krankenhäuser und mögliche Doppelinfektionen mit dem Coronavirus zu vermeiden. Daraufhin sind viele Menschen zum Arzt gegangen.

 Zurzeit keine Engpässe bei Impfstoff erwartet

Wie nötig ist die Impfung und wie ist die Versorgungslage in Köln? „Wir haben schon jetzt erhebliche Nachfragen durch Arztpraxen und Kunden. Die Nachfrage ist jetzt im Oktober schon so stark wie normalerweise erst am Ende der Saison im Februar/März“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender der Kölner Apotheken.

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Engpässe seien aber eher selten. „Grippeimpfstoff ist in einigen Apotheken aktuell schon knapp. Engpässe gibt es vor allem bei Einzelimpfungen, die Privatpatienten selbst in der Apotheke kaufen müssen.“ Auch Mehrfachpackungen für Kassenpatienten seien zeitweise knapp, die meisten Praxen hätten jedoch gut vorbestellt.

Betrachte man das Impfverhalten in den vergangenen Jahren, würden die Impfdosen aber sehr wahrscheinlich ausreichen. Zumal ab Mitte November noch Nachschub aus der nationalen Impfstoffreserve des Gesundheitsministeriums zu erwarten sei.

„Es ist nicht sinnvoll, jetzt pauschal zur Impfung der gesamten Bevölkerung aufzurufen“ sagt Preis. Das Robert Koch-Institut hält auch in der Corona-Zeit ausdrücklich an der Empfehlung fest, dass sich nur Menschen über 60 Jahre und Risikogruppen impfen lassen sollten. Zu den Risikogruppen zählen zum Beispiel chronisch Kranke, Schwangere und Menschen mit vielen Sozialkontakten wie medizinisches Personal und Lehrerinnen und Lehrer. „Es ist gut, wenn man sich auf die Risikogruppen konzentriert. Im Einzelfall entscheidet das aber der Arzt“, sagt Preis.

Bisher kein Impfansturm

Gerhard Wiesmüller, stellvertretender Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, hat noch keinen Impfansturm festgestellt. Wie hoch die Impfbereitschaft in der Corona-Krise ist, sei nur schwer abzuschätzen. Die einen würden möglicherweise durch die Corona-Diskussion keine Lust mehr auf weitere Krankheitsthemen haben, bei den anderen sei die Impfbereitschaft gerade wegen Corona vielleicht größer. Dagegen stehe die Abschätzung der Industrie, wie viele Impfdosen gebraucht werden. In dieser Saison stehen 26 Millionen Dosen zur Verfügung, das sind sechs Millionen mehr als in der vorherigen. Nachbestellt werden kann nicht, da die Herstellung sehr aufwendig ist. 2019/2020 wurden allerdings von den 20 Millionen Dosen nur 17 Millionen tatsächlich verbraucht – weil viele Menschen Influenza bisher nicht wirklich ernst nehmen.

„Es ist zu früh, um abzuschätzen, ob es zu wenig Impfstoff gibt“, so Wiesmüller. Zurzeit sehe es jedenfalls gut aus. Deshalb plant das Gesundheitsamt für die Herbstphase auch wieder einen Impfaufruf. Im Gesundheitsamt kann sich dann jeder – man muss nicht zu den Risikogruppen gehören – kostenlos impfen lassen. Voraussetzung für die Aktion ist natürlich, dass sich die Corona-Lage nicht verschlechtert oder gar ein zweiter Lockdown kommt.

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Das Gesundheitsamt hatte dieses Angebot erstmals im November und Dezember 2019 gemacht. „Damals wurde es sehr gut angenommen“, sagt Wiesmüller.

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