Schutzhof am Kölner GinsterbergDie letzte Rettung vor dem Schlachthof

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Beim Jubiläumsfest erlebten die Gäste einen schönen Nachmittag inmitten der Natur (Bild l.). An Ruth Machalet, die Gründerin der Anlage, erinnert heute ein nach ihr benannter Weg (rechts unten).

Beim Jubiläumsfest erlebten die Gäste einen schönen Nachmittag inmitten der Natur (Bild l.). An Ruth Machalet, die Gründerin der Anlage, erinnert heute ein nach ihr benannter Weg (rechts unten).

Weidenpesch – „Wir hatten den Hof damals natürlich als längerfristige Einrichtung geplant. Aber niemand konnte wissen, dass wir tatsächlich so lange über die Runden kommen“, blickt Sabine Verbeek mit Stolz zurück. Ihre Mutter Ruth Machalet hatte 1988 auf einer Grünfläche am Ginsterberg – am grünen Rand von Weidenpesch, nah an der Grenze zu Longerich – den Kölner Schutzhof für Pferde, Tierschutz und Umwelt gegründet. Ihr Ziel war es, einen Platz für in Not geratene Pferde zu schaffen. Die Gründe sind vielfältig: Manchmal können Halter nicht mehr für den Unterhalt der Tiere aufkommen, sie geben sie wegen Alter oder Krankheit ab; einige Pferde waren zuvor auch aus schlechten Haltungsbedingungen befreit oder per Ankauf vor dem Schlachthof bewahrt worden.

Ein Team um Verbeek und deren Vorstandskollegin Katrin Bleschkowski sowie vielen Freiwilligen kümmert sich um die Tiere. Nicht nur 25 Pferde leben derzeit auf dem Hof, sondern auch zwei Mini-Schweine, zwei Hunde und zwölf Katzen. „Wir sind der einzige Schutzhof dieser Art in Köln; die nächstgelegenen befinden sich in Viersen und Zülpich“, so Verbeek.

Und das alles besteht nunmehr seit genau 30 Jahren: Das runde Jubiläum feierte das Team des Pferdeschutzhofs mit einem großen Sommerfest. Weit mehr als 300 Gäste erlebten hierbei wieder einen schönen Nachmittag inmitten der Natur. Neben dem Kontakt zu Tieren, die sich zum Teil auch kraulen und streicheln lassen, gab es für die Besucher Führungen über die Anlage, einen Flohmarkt mit Trödel und Tierbedarf, eine lustige Hüpfburg in Einhorn-Rosa für die Kleinen, Kinderschminken und eine Tombola, sowie einen Grill und ein großes Kuchenbuffet.

Die Besucher, viele selbst in vierbeiniger Begleitung, ließen sich die Spätsommer-Sonne auf den Pelz scheinen und nahmen im kleinen Hof-Biergarten oder auf Heuballen Platz.

„Wir haben erst neulich zwei Stuten gerettet, bei denen wir nicht wussten, dass sie trächtig sind“, erzählt Verbeek. Eines der Tiere wurde von den Haltern abgegeben, das andere vom Schlachthof freigekauft. „Dann kam noch hinzu, dass ein Fohlen von seiner Mutter nicht angenommen wurde. Wir mussten in die Tierklinik mit ihm. Inzwischen ist das Jungtier viereinhalb Monate alt und wieder wohlauf.“

Neben der Rettung und Betreuung von Tieren in Not ist die Jugendarbeit ein wichtiger Teil des Pferdeschutzhofes: Zahlreiche Kinder ab zwölf Jahren und Jugendliche helfen ehrenamtlich mit und unternehmen gelegentlich Ausflüge mit dem Team.

Und für Senioren, die von ihrer Rente die Kosten für das Tierfutter nicht mehr aufbringen können, rief man vor einigen Jahren eine Tiertafel ins Leben. Der Hof bietet zudem die Möglichkeit, Sozialstunden abzuleisten – nicht wenige Kräfte blieben danach der Einrichtung erhalten.

Dabei war der Weg zur dauerhaften Anerkennung für den Pferdeschutzhof sehr steinig: In den Anfangsjahren gab es aus Teilen von Politik und Verwaltung das Bestreben, die Anlage räumen zu lassen – sie liegt im Landschaftsschutzgebiet „Am Ginsterpfad“.

Nach einem jahrelangen Tauziehen zwischen Räumungs-Aufforderungen sowie politischen Beschlüssen für den Erhalt wurde der Bestand des Hofes erst 2009 per Bebauungsplan endgültig besiegelt.

Zudem hatte die Einrichtung im Laufe ihres Bestehens mehrfach unter Zerstörungswut und Anschlägen zu leiden: So gab es Brandstiftungen, Kabeldiebstähle und Stromleitungs-Kappungen.

Einmal wurden Tiere vergiftet und von einem Messerstecher angegriffen. Diese Zeit scheint zum Glück vorbei; seit mehreren Jahren herrscht Ruhe. Und an die Gründerin Ruth Machelet erinnert heute ein nach ihr benannter Weg auf der Hofanlage.

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