Seilbahn über den RheinStudie zur Machbarkeit verzögert sich um fast zwei Jahre

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Seilbahn La Paz

Könnte Vorbild sein: die Seilbahn im bolivianischen La Paz

  • Der Rheinpendel könnte Passagiere schnell vom Links- ins Rechtsrheinische bringen.
  • Doch die Prüfung, ob und wenn ja welche Variante machbar wäre, zieht sich in die Länge.
  • In einem internen Papier nennt die KVB dafür mehrere Gründe.

Köln – Ein Seilbahnsystem entlang des Rheinufers könnte dazu beitragen, die Verkehrsprobleme in der Stadt zu lösen. Der Verkehrsausschuss des Stadtrats hatte im März 2019 beschlossen, dass die Verwaltung das von der Ratsgruppe GUT entwickelte Projekt mit dem Namen Rheinpendel auf seine Machbarkeit prüfen soll. Doch geschehen ist bislang so gut wie nichts, obwohl seitdem fast anderthalb Jahre vergangen sind.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wird sich die Machbarkeitsstudie nun erneut verzögern – die Auswertung soll frühestens im Februar 2022 vorliegen. Die Stadt hat inzwischen die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) damit beauftragt. Da es zunächst keine Kostenübernahmeerklärung zwischen Stadt und KVB gab, wurde allerdings erst jetzt ein Projektzeitplan entwickelt. Demnach wird zurzeit eine Analyse in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie viele Fahrgäste die Seilbahn nutzen würden.

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Im Januar 2021 soll ein Ingenieurbüro hinzugezogen werden, so dass im März 2021 Angebote für die Machbarkeitsstudie eingeholt werden könnten. Die KVB will die Studie im November 2021 in Auftrag geben, so dass im Februar 2022 ein Ergebnis vorliegen würde.

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KVB-Team ist beschäftigt

Ursprünglich war geplant, bereits im Februar dieses Jahres einen Wettbewerb mit drei bis fünf Bewerbern zu veranstalten, um danach die Machbarkeitsstudie zu beauftragen. Die KVB nennt in einem internen Papier als Grund für die Verzögerung neben der fehlenden Kostenübernahmeerklärung die Corona-Pandemie. Die erforderlichen Gutachter kommen überwiegend aus Österreich und Italien. Aufgrund der Reise- und Kontaktbeschränkungen wird eine „zeitnahe Durchführung als nicht realistisch erachtet“, so die KVB.

Die zeitliche Verschiebung führe außerdem dazu, dass das für das Projekt Rheinpendel vorgesehene KVB-Team bis auf weiteres in zwei weiteren Großprojekten gebunden sei – dabei handelt es sich um die Anschaffung neuer Hoch- und Niederflurstadtbahnen. Warum die KVB für die Seilbahn-Prüfung und den bereits seit langer Zeit geplanten Kauf neuer Stadtbahnen unbedingt dieselben Mitarbeiter benötigt, bleibt in dem Papier unbeantwortet. Im Rathaus gibt es die Vermutung, dass die Studie möglichst lange verschleppt werden soll.

Vernetzte Seilbahn_Luftbild Köln

So könnte das Seilbahn-System entlang des Rheins nach Vorstellungen von Urban Netways einmal aussehen.

Die KVB ist sich auf jeden Fall im Klaren, dass der neue Zeitplan nicht auf Gegenliebe stößt. „Der KVB ist bewusst, dass die zeitlichen Verzögerungen, insbesondere bei einem öffentlichkeitswirksamen Projekt wie dem Rheinpendel, sehr kritisch betrachtet werden“, heißt es in dem internen Dokument. Es werde jedoch aktuell „keine realistische Möglichkeit gesehen, den neuen Zeitplan zu beschleunigen“.

Zwei Varianten sind möglich

Für den Rheinpendel existieren bislang zwei mögliche Varianten. Die Ratsgruppe GUT hatte zunächst vorgeschlagen, dass die Seilbahn auf einer 33 Kilometer langen Strecke im Zick-Zack-Kurs über den Rhein fahren könnte. Im November 2019 stellte die aus Studenten bestehende Gruppe Urban Netways eine vernetzte Seilbahn vor. Der Kerngedanke besteht darin, dass die Passagiere beim Kauf einer Fahrkarte mit ihrem Smartphone das Fahrziel definieren und dann an der Haltestelle in eine Gondel steigen, die sie auf direktem Weg und ohne Zwischenhalt dorthin bringt.

Es handelt sich also um eine Art Shuttle-Service für mehrere Personen. Der Vorteil gegenüber dem Zickzack-Kurs bestünde darin, dass sich das Ziel ohne Umwege deutlich schneller erreichen lässt, weil der Rhein nicht mehrfach überquert werden muss und die Gondel nicht an jeder Haltestelle stoppt. Das linke Rheinufer am Dom ließe sich aussparen, so dass das Weltkulturerbe nicht beeinträchtigt würde.

In anderen Ländern dienen Seilbahnen bereits jetzt als ernsthafte Transportmittel im öffentlichen Personennahverkehr. Als bestes Beispiel dient die bolivianische Metropole La Paz. Dort wächst seit 2014 das Seilbahnnetz „Mi Teleferico“ heran, das zurzeit aus zehn Linien besteht, eine Verbindung zur Nachbarstadt El Alto herstellt und täglich mehr als 300000 Fahrgäste befördert. Das System wird zurzeit weiter ausgebaut.

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