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Seit Samstag autofreiAn der Deutzer Freiheit in Köln zeigen sich erste Probleme

Lesezeit 3 Minuten
Deutzer Freiheit 1

Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer auf der Deutzer Freiheit

Köln-Deutz – Seit Samstag ist die Deutzer Freiheit autofrei. Der Test ist auf ein Jahr ausgelegt. Viele Anwohnerinnen und Anwohner sind gespannt, wie sich der Versuch entwickelt - und erste Probleme zeigen sich bereits.

Heiko Dummer steht an einer Kreuzung der Deutzer Freiheit und unterhält auch mit den Ordnungsamt. Die Straße ist jetzt autofrei, sie dürfen nur noch queren. Für ihn wirft das neue Probleme auf: "Die Fahrradfahrer wissen wahrscheinlich nicht, dass sie hier immer noch die Vorfahrt beachten müssen. Hier gab es schon vorher viele Unfälle, ich hoffe das wird nicht noch mehr." Dunmer ist in Deutz aufgewachsen. Er ist gespannt auf die autofreie Deutzer Freiheit und will warten, wie die Stadt den Versuch bewertet.

Für ein Jahr können Fußgänger und Radfahrerinnen die Deutzer Freiheit jetzt also nutzen, ohne dass sie Rücksicht nehmen müssen auf Autos, die durch die enge Straße fahren. Messungen der Stadt Köln zeigen, dass hier normalerweise täglich mehr als 10.000 Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind. 2000 Kraftfahrzeuge fuhren hingegen täglich über die Deutzer Freiheit.

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“Wir wollten eine gerechtere Aufteilung des engen Raums”, sagt Maren Lüpnitz. Sie gründete 2017 mit anderen Deutzerinnen und Deutzern die Bürgerinitiative “Deutzer (Auto-)Freiheit”.  Fünf Jahre später sieht sie jetzt die Erfolge der Bürgerbefragungen, des Dialogs mit der Stadt und den langen Planungsabenden. “Gestern abend habe ich mich hier auf eine der neuen Bänke gesetzt und breit gegrinst. Unsere ehrenamtliche Arbeit hat etwas bewirkt und das macht mich stolz”, sagt Lüpnitz.

Die neuen Sitzmöglichkeiten standen zuvor für drei Monate an der Ehrenstraße, auf der auch keine Autos mehr fahren dürfen. Jetzt können Besucherinnen und Besucher der Deutzer Freiheit hier verweilen, ohne Geld ausgeben zu müssen. “Sitzen statt Parken” steht auf Schildern an einigen der sogenannten “Stadtterrassen”, denn sie stehen auf ehemaligen Kurzzeitparkplätzen.

Insgesamt 66 dieser Parkplätze entfallen. Viele haben das aber noch nicht mitbekommen. Stijn Schevenels parkte für zehn Minuten auf einem der ehemaligen Parkplätze und fand bereits einen Strafzettel an der Windschutzscheibe. “Für die Bewohner ist das bestimmt super, dass hier keine Autos mehr parken dürfen. Aber die Schilder habe ich nicht bemerkt und jetzt muss ich zahlen”, sagt der Familienvater.

Aufklärungsarbeit nötig

Das Ordnungsamt muss noch viel Aufklärungsarbeit leisten, immer wieder fahren PKW in die Straßen. Da die autofreie Zone ein einjähriger Test ist, kann die Stadt aber keine baulichen Maßnahmen vornehmen - Schilder weisen deshalb auf die neue Verkehrssituation hin. “Jetzt fühlen sich die Autofahrer wie sonst die Radfahrer. Sie müssen mehr Acht geben, wo sie fahren dürfen und wo nicht”, sagt Heiko Dumme dazur.

Die Stadt Köln wird gemeinsam mit der Hochschule Bochum die nächsten zwölf Monate das Projekt beobachten und auswerten. Bürgerbefragungen und Messungen, wie sich der Verkehr entwickelt sind dabei die wichtigsten Instrumente. Mit Beschwerden und Anregungen können sich die Bürger während der Testphase an die Stadt richten.

Der erste Tag der autofreien Deutzer Freiheit wurde mit einem Stadtfest gefeiert. Organisiert von der Bürgerinitiative Deutzer (Auto-)Freiheit und Deutzkultur fand eine Podiumsdiskussion statt, Stände schenkten Getränke aus und informierten die Bürgerinnen und Bürger. Maren Lüpnitz will den Tag genießen. "Wir haben unser Ziel erreicht, die Deutzer Freiheit wird als zentraler Begegnungsort in Deutz noch attraktiver. Jetzt müssen wir abwarten, wie der Versuch ankommt."

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