Silvester in KölnDer große Aufwand wird wohl über Jahre nötig sein

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Die Polizei zeigt starke Präsenz rund um den Kölner Dom.

Köln – Das Ziel ist erreicht: Köln hat es geschafft, Silvester weitgehend friedlich zu verbringen. Die ruhige Nacht hatte freilich ihren Preis. Erkauft wurde sie mit einem großen Sicherheitsaufgebot – darunter 1.400 Polizisten, 1.070 städtische Mitarbeiter, 400 Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste und gut 500 Feuerwehrleute. Besonders am Dom war die Präsenz der Einsatzkräfte sichtbar. Besucher mussten an wuchtigen Kontrollschleusen warten und sich von Sicherheitspersonal durchsuchen lassen. Viele Gäste reagierten aber mit Verständnis.

Dennoch: Vor fünf Jahren wäre eine solch massives Aufgebot kaum vorstellbar gewesen. „Die Zeiten ändern sich“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul noch in der Silvesternacht bei einem Besuch in Köln. Die Menschen müssten sich wohl über Jahre hin an ein solches Sicherheitsaufgebot gewöhnen.

„Sicherheit der Menschen steht an erster Stelle“

„Es wäre natürlich wünschenswert, wenn wir irgendwann wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren könnten. Das gilt nicht nur für Silvester, sondern für alle Großveranstaltungen in unserer Stadt – von Karneval bis zu den Kölner Lichtern“, sagte CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau. Man werde aber wohl in den nächsten Jahren nicht umhinkommen, „einen höheren Sicherheitsaufwand zu betreiben. Die Sicherheit der Menschen steht an erster Stelle.“

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Ähnlich äußerte sich die FDP: Da es auch um das Image der Stadt gehe, müsse in den nächsten Jahren wohl erst einmal so weiter machen, sagte Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite. SPD und Grüne äußerten die Hoffnung, dass man den Aufwand wieder herunterfahren könne. „Wir fragen uns, ob dieser immense Aufwand ab jetzt Standard sein wird oder wir irgendwann auch Silvester zu einer Normalität zurückkehren können“, sagte Gerrit Krupp von der SPD-Fraktion.

Silvesternacht soll analysiert werden

Die Stadtverwaltung wagt noch keine Prognose, wie es weiter geht. „Wir werden die Silvesternacht analysieren“, so Sprecherin Inge Schürmann. Im kommenden Herbst werde die Verwaltung die Lage erneut sondieren – und dann entscheiden.

Dompropst Gerd Bachner plädiert für einen Mittelweg, was die Sicherheit angeht. „In erster Linie ist wichtig, dass nichts passiert. Ich habe aber die Hoffnung, dass das Sicherheitspersonal Jahr für Jahr wieder zurückgefahren werden kann.“ Bis es soweit ist, würden aber wohl noch einige Jahre vergehen. „Wir müssen lernen, mit Sicherheitskonzepten umzugehen, wie es etwa die Menschen in Israel seit 30 Jahren tun.“

Die Belastung sei enorm gewesen

Auch für Markus Szech, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei, steht vor allem der gelungene Einsatz seiner Kollegen im Vordergrund. Freilich sei die Belastung für die Kollegen enorm gewesen. Dafür habe man aus den Einsätzen 2015 und 2016 gelernt. So wurden unter anderem arabisch sprechende Dolmetscher eingesetzt und im Internet über die Kampagne „Respekt“ in verschiedenen Sprachen informiert.

Gut geklappt habe die Zusammenarbeit mit Stadt, Sozialarbeitern und Flüchlingshelfern. So konnte man beispielsweise in Flüchtlingsheimen über die Silvesterfeier und deren Einschränkungen informieren. Dass dies offensichtlich nicht folgenlos blieb, konnte jeder erleben, der sich in der Silvesternacht Richtung Dom und Altstadt aufgemacht hatte.

Menschen aus aller Herren Ländern feierten zusammen

Es herrschte fast überall eine ausgesprochen freundliche Stimmung. Menschen aus aller Herren Länder und offensichtlich auch aus Flüchtlingsheimen in ganz NRW waren in der Innenstadt unterwegs und feierten friedlich den Übergang ins neue Jahr.

Dazu dürfte auch das Programm auf dem Roncalliplatz beigetragen haben. Vor der Bühne feierten Tausende, gegen 23 Uhr war der Platz rappelvoll. Die Stadt war im Vorfeld von SPD und Linken kritisiert worden, weil das Programm angeblich zu unattraktiv sei.

Es braucht keine großen Namen und Attraktionen

Im Nachhinein ist unbestritten: Es braucht keine großen Namen und Attraktionen, um ein schönes Fest vor dem Dom zu feiern. Auch die Lichtinstallation des Künstlers Ingo Dietzel trug zweifelsohne zur besonderen Stimmung bei, die sich bis ans Rheinufer übertrug. Hier war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Zwischenfällen gekommen, weil Raketen und Böller in die Menge geworfen wurden.

Jörg Detjen von den Linken schlug vor, dass Bühnenprogramm vom Dom zum Heumarkt zu verlegen. „Das kann man weiter professionalisieren und attraktiver machen.“ Die SPD forderte von der Stadt eine „vorausschauendere Planung“. Zu vieles sei mit „heißer Nadel“ gestrickt worden.

Veranstalter hätten Köln aus Silvester-Angebot gestrichen

Neue Impulse von der friedlichen Silvesternacht 2017/2018 erhofft sich der Chef von Köln-Tourismus, Josef Sommer, für die Stadt. Nach den chaotischen Szenen in der Silvesternacht 2015 seien die Besucherzahlen in der Woche rund ums Neue Jahr „etwas zurückgegangen“. Viele Veranstalter hätten Köln aus ihrem Silvester-Angebot gestrichen. Das massive Sicherheitsaufgebot sei ein notwendiges Übel, dass mittlerweile auch in anderen europäischen Städten üblich sei.

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