Ausbilder des Erzbistums KölnPater hält Homosexualität für Krankheit

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Die Regenbogenfahne

Köln – Der Ausbildungsleiter für die Priesteramtskandidaten des Erzbistums Köln, Pater Romano Christen, hält Homosexuelle für krank. Gleichgeschlechtliche Anziehung sei „die Folge einer psychologischen (Fehl)Entwicklung, die zu einer verletzten, gebrechlichen Identifizierung mit dem eigenen Geschlecht führt“, heißt es in einem Vortrag, den Christen nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) im Januar im Bonner Collegium Albertinum vor den Anwärtern auf das Priesteramt hielt.

Christen spricht weiter von Homosexualität als Ausdruck eines „Geschlechtsminderwertigkeitskomplexes“. Gleichgeschlechtliche Liebe sei keine echte Begegnung zweier Menschen, sondern eine „narzisstische Suche, die ein eigenes Gefühl stillen“ wolle. „Es entwickelt sich eine Fixierung auf Lust, welche die eigene innere Wunde heilen und das Selbstmitleid stillen soll.“

Priesterausbilder will Homosexuelle therapieren

Gegen die „Dämonisierung durch die Schwulen-Lobby“ spricht Christen weiter von Therapiemöglichkeiten und Männern, die eine Behandlung ihrer Homosexualität erfolgreich durchlaufen hätten. Wirksamste Kraft zur „inneren Heilung und Reifung“ sei nach seiner Erfahrung allerdings der christliche Glaube, betont der Geistliche.

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Ausführlich verteidigt er die Bestimmungen der katholischen Kirche, die Männer mit „tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen“ von der Priesterweihe ausschließt und erklärt, sie seien „in schwerwiegender Weise daran gehindert, korrekte Beziehungen“ zu anderen Menschen aufzubauen. Dies sei aber „keine pauschale moralische Verurteilung“, so Christen.

Das Erzbistum Köln gab auf Anfrage Interview-Aussagen von Kardinal Rainer Woelki in der Wochenzeitung „Die Zeit“ von 2016 wieder, wonach homosexuelle Beziehungen nicht ausschließlich als „Verstoß gegen das natürliche Gesetz“ gesehen werden dürften. Der Erzbischof hebt auch auf Werte wie Treue und Verantwortung in homosexuellen Beziehungen ab, die er „auch versuche wahrzunehmen, auch wenn ich einen solchen Lebensentwurf nicht teilen kann“.

Diözesanrat fordert Ablösung Christens

Über die Homosexualität im Klerus äußert Woelki sich in diesem Zusammenhang nicht. Woelkis Sprecher ließ die Frage offen, wie hoch das Erzbistum den Anteil Homosexueller im Kölner Klerus schätze und was aus Christens Thesen für den Umgang mit schwulen Priestern folge.

Der Vorsitzende des Kölner Diözesanrats, Tim Kurzbach, reagierte mit Empörung und verlangte die Ablösung Christens. „Wer so über Homosexuelle denkt und redet, hat sich für die Ausbildung des Priesternachwuchses diskreditiert“, sagte der Vertreter der Laien. „Christens Thesen sind beleidigend. Das gilt insbesondere mit Blick auf den hohen Anteil von Homosexuellen im Klerus, von dem verständige und wache Bischöfe heute wissen und das auch zugeben.“

Der Mainer Moraltheologe Stephan Goertz betonte in der SZ, Christens Ansichten befänden sich auf dem naturwissenschaftlichen und moraltheologischen Stand der 1950er und 1960er Jahre.

Christen selbst, der zu der als streng konservativ geltenden Gemeinschaft „Comunione e Liberazione“ (Gemeinschaft und Befreiung) gehört und von Woelki 2015 zum Leiter des Collegium Albertinum berufen wurde, verteidigte seinen Vortrag in einer schriftlichen Stellungnahme als allgemeine, nicht erschöpfende Behandlung des „Phänomens“. Er habe seine über die Position des katholischen Lehramts informieren wollen, die weltweit bindend sei. Diese Darstellung habe er mit „persönlichen Erfahrungen“ als Seelsorger eingeführt, „die in keinem Fall ein Urteil in Einzelfragen darstellen.

In einem „größeren Gesprächszusammenhang“ habe er auch seine Überzeugung ausgedrückt, „dass Menschen mit homosexuellen Neigungen Respekt verdienen und auf keinen Fall herabgewürdigt werden dürfen“.   

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