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Kommentar zur Frauenförderung im Erzbistum KölnKardinal Woelki lässt Männer nicht zum Zug kommen

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Kardinal Rainer Woelki nach seiner Amtseinführung vor dem Kölner Dom

Kardinal Rainer Woelki nach seiner Amtseinführung vor dem Kölner Dom

Köln – Frauenförderung ist einseitig und ungerecht: Obwohl es für einen Spitzenposten im Erzbischöflichen Generalvikariat einen qualifizierten, erfahrenen und geschätzten Kandidaten gab, wollte Kardinal Rainer Woelki partout eine Frau. Das ist enttäuschend für den Betroffenen. Der kann ja nichts für sein Geschlecht und hätte trotzdem einen guten Chef abgegeben. Das soll sogar Woelki selbst so sehen.

Dementsprechend fallen die Kommentare in der Bistumsverwaltung aus: Rainers Girlscamp, Woelkis Weiberwirtschaft... Büroleitung und Referentenstelle beim Kardinal: weiblich besetzt. Seelsorgeamtsleitung, weiblich besetzt, Hauptabteilung Schule/Hochschule: dito. Männer sind unter dem neuen Erzbischof bisher nur dann zum Zug gekommen, wenn es um neuralgische Posten ging, die Priestern vorbehalten sind.

Neue Gewichtung in unausgewogenem System

Damit ist genau das Problemfeld markiert, in dem Woelki sich bewegt. Die angebliche „Einseitigkeit“ und „Ungerechtigkeit“ seiner jüngsten Personalentscheidungen verschiebt die Gewichte in einem insgesamt unausgewogenen System, das nicht umsonst und keineswegs polemisch „Männerkirche“ heißt. Über Jahrhunderte hatten Frauen in der katholischen Kirche nirgends etwas zu melden, wo sie etwas zu sagen gehabt hätten: in Führungspositionen. Das war zwar in der Gesellschaft auch nicht anders, obwohl die Völker und Nationen – unter ihnen sogar das katholische Österreich – mit Regentinnen gar nicht so schlecht gefahren sind.

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Aber durch die hierarchisch-klerikale Verfassung der Kirche war die kaum durchlässige Decke für Frauen mit Drang nach oben eben nicht nur „gläsern“, sondern sie besteht bis heute aus dogmatischem und kirchenrechtlichem Carrara-Marmor, verziert mit dem Stuck alter, aber keineswegs immer ehrwürdiger Traditionen.

Nur der Papst oder ein Konzil könnten daran etwas ändern. Ein Kardinal, ja selbst eine Bischofskonferenz, sind in solchen Fragen kleine Kirchenlichter.

Für die meisten Posten kommen Laien in Frage

Aber in ihren Bistümern haben sie dennoch eine eigene Leuchtkraft. Das zeigt sich an Woelkis Personalpolitik. Der Klerikerzirkel muss längst nicht so weit geschlagen sein, wie es es traditionell der Fall war. Für die wenigsten Stellen in der Bistumsspitze ist die Weihe zwingende Voraussetzung. Für alle anderen kommen Laien genauso Frage. Also auch Frauen.

Und damit erweist sich die Sicht von der angeblich einseitigen und ungerechten Frauenförderung als verzerrte, weil auf die Grasnarbe und den Augenblick beschränkte Perspektive. Aus höherer Warte und mit Blick auf eine jahrhundertelange Diskriminierungsgeschichte fallen die beiden jüngsten Personalien im Erzbistum Köln zugunsten von Frauen kaum auf. Wichtig sind sie trotzdem – als ein Anfang. Aufsehen erregen sie auch, und zurecht – weil sie konkrete Folgen haben.

Aber so ist das, wenn die Floskeln und pastoralen Weisheiten plötzlich ihre schaumige Harmlosigkeit verlieren: Auch ein Weg von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.

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