Kodex für ClubszeneKölner Veranstalter kritisiert Verharmlosung von Corona

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Die Clubs sind seit März geschlossen. Trotz staatlicher Hilfen, auch von der Stadt Köln, bangen viele um ihre Existenz.

Köln – Amon Nanz ist tief verwurzelt in der Kölner Clubszene. Als langjähriger Betreiber der ehemaligen Location „JackWho“ in Ehrenfeld könne er die aktuellen Nöte der Clubs und Kulturstätten nachvollziehen. Auch Kritik an den politischen Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung finde er berechtigt. Doch die zunehmende gesellschaftliche Spaltung, die sich seiner Meinung nach stückweit auch in der Clubszene widerspiegele, bereite ihm Sorge.

„In den sozialen Medien wurde ich schon selber beschimpft, als Systemling bezeichnet, weil ich auf wissenschaftliche Quellen verwiesen habe. Menschen, auch aus der Clubszene, von denen man einen klaren Verstand und Menschlichkeit erwartet, teilen fragliche Quellen und überschreiten damit teilweise eine rote Linie unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.“ „Rote Linie“ heißt deshalb auch die Initiative, die der Veranstalter derzeit mit weiteren Privatpersonen gründet. Mit einem formulierten Kodex, „wollen wir einen Rahmen definieren, innerhalb dessen jeder Kritik, seine Meinung und Nöte formulieren kann, gerne auch laut, aber nicht neben Reichsflaggen und rechten Hooligans, die nur an Randale interessiert sind und sich noch nie mit politischen Systemen auseinandergesetzt haben“, sagt Nanz.

Minderheit aus der Kölner Clubszene verharmlose Corona

In der Kölner Clubszene handele es sich glücklicherweise um eine Minderheit, so Nanz, die über die Strenge schlage, die private Zusammenkünfte und Feiern verharmlose. „Die meisten sind vernünftig. Es gelingt doch niemals, das Infektionsgeschehen zu verringern, wenn man illegale Partys oder Treffen organisiert. Dann ist man immer Teil des Problems und nie der Lösung“, so Nanz. Er betont, dass er mit der Aktion verbinden und nicht weiter spalten wolle.

Für manch einen aus der Kölner Clubszene kommt die Initiative jedoch zur Unzeit. Kritiker, die namentlich nicht genannt werden wollen, halten die Inhalte des dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegenden Manifests – etwa, dass man die Corona-Maßnahmen mit dem Stand der Wissenschaft abgleichen und mit Nazis nicht demonstrieren solle – für Selbstverständlichkeiten. Die aktuelle Entwicklung hätte ohnehin jene mundtot gemacht, die im Oktober und November noch lautstark über die Maßnahmen geklagt hätten. „Ich kennen keinen DJ oder Betreiber, der sagt, er will jetzt eine Silvesterparty organisieren. Die Diskussion kommt für mich zwei Monate zu spät“, sagt ein Akteur aus dem Nachtleben.  

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Manz jedoch möchte auf die gesamtgesellschaftliche Gefahr, die von „Rattenfängern“ ausginge, aufmerksam machen. Anfang Januar soll die Homepage online gehen. Nach eigenen Angaben unterstützen Jugendparteien wie die Jusos das Vorhaben sowie einzelne Institutionen. Nanz plädiert für ein zielgerichtetes Engagement innerhalb der Szene: „Man sollte an Lösungen arbeiten, Kritik üben, aber konstruktiv und nicht nur meckern. Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass die Stadt Köln mit ihren zwei Notfallfonds in Höhe von insgesamt 1,3 Millionen Euro für die Clubs sehr viel tut.“

Corona-konforme Open-Air-Events in Köln-Ehrenfeld geplant

Nanz plant nächsten Sommer mit den Initiatoren von Jack in the Box corona-konforme Open-Air-Events auf dem ehemaligen Gelände des Ehrenfelder Güterbahnhofs. Dort war der Kulturverein bis 2016 ansässig, musste jedoch einem breit angelegten Bauvorhaben weichen.

Mittlerweile liegt dem Verein jedoch ein städtischer Erbbauvertrag über 99 Jahre vor. „Wir wollen unter freiem Himmel einen Ort kreieren, der Menschen auf Abstand zusammenbringt, weil das Feiern im Club und Indoor im Sommer sicher noch nicht möglich sein wird“, sagt Nanz. 

Ab Anfang Januar können Unterstützerinnen und Unterstützer die Initiative online unterzeichnen.

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