Spannung zwischen Ford und Stadt Köln„Es geht darum, ein Zeichen zu setzen“

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Ford-Chef Gunnar Herrmann und Oberbürgermeisterin Henriette Reker

Ford-Chef Gunnar Herrmann und Oberbürgermeisterin Henriette Reker

Köln – Eigentlich sollte es ein normaler Fototermin werden, als Ford-Chef Gunnar Herrmann im Beisein von Oberbürgermeisterin Henriette Reker zehn Fahrzeugen mit Plug-in-Hybrid-Antrieb an die städtischen Unternehmen übergab. Der einjährige Feldversuch soll helfen, Erkenntnisse zur Luftreinhaltung in Köln zu gewinnen.

Im Zentrum stand allerdings ein ganz anderes oder allenfalls verwandtes Thema – die Frage, ob die Stadtspitze auch in Zukunft Ford fahren wird und damit an ihrem Bekenntnis zum größten privaten Arbeitgeber der Stadt festhält.

Verärgerung bei der Ford-Spitze

Vor knapp drei Wochen war bekannt geworden, dass das längst nicht mehr sicher ist und Reker die Tradition der Ford-Dienstwagen zumindest infrage stellt. Aus Klimaschutzgründen prüfe man „Kriterien für klimafreundliche Mobilität“, hieß es von der Stadt. Welcher Hersteller zum Zuge komme, stehe noch nicht fest. Die drohende Abkehr hatte deutliche Irritationen und Verärgerung bei der Ford-Spitze sowie bei den Arbeitnehmervertretern und Mitarbeitern ausgelöst.

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Und so kann man das erste öffentliche Zusammentreffen des Automanagers und der Oberbürgermeisterin bei der Wagenübergabe auf dem Parkplatz der Rhein-Energie als durchaus unterkühlt bezeichnen.

Modellprojekt für saubere Luft

Zehn Ford-Fahrzeuge umfasst die Test-Flotte, die in den kommenden zwölf Monaten für die Stadt und die städtischen Unternehmen wie Rhein-Energie, KVB, Flughafen Köln/Bonn oder AWB im Einsatz sein werden. Die neun Transit-Plug-in-Hybride und der Tourneo Custom können bis zu 50 Kilometer rein batteriegetrieben fahren. Vier Stunden brauchen sie, um voll aufzuladen. Alle Modelle sind mit der sogenannten Geofencing-Technologie ausgestattet. Sie ermöglicht, dass das Fahrzeug in einer Umweltzone selbsttätig auf batterie-elektrischen Antrieb umstellt. Mit Hilfe von Blockchain-Technologie soll eine sichere Dokumentation der gefahrenen grünen Kilometer sichergestellt werden.

Das Pilotprojekt soll die Vorteile von E-Transportern und Großraum-Vans für die Umwelt, den Stadtverkehr sowie die Betreiber gewerblicher Fuhrparks aufzeigen und analysieren. Ford realisiert ähnliche Tests bereits in London und in Valencia. (cos)

Insgesamt geht es um rund 900 Fahrzeuge der Stadt. Mehrere Anbieter können sich im Rahmen eines Pilotprojektes bewerben, einer bekommt den Zuschlag. Rund zwei Jahre soll die Testphase laufen. Danach wird entschieden. Ungeachtet dessen würden die Leasing-Verträge mit Ford aber weiterlaufen, so Stadtsprecher Alexander Vogel. Derzeit fährt die gesamte Stadtspitze rund ein Dutzend verschiedene Versionen des Mittelklasse-Modells Mondeo. Reker war vor zwei Jahren auf einen Mondeo Hybrid umgestiegen, der Elektro- und Verbrennungsmotor vereint. Das Modell gibt es aber noch nicht mit der Möglichkeit zum Aufladen und einer damit längeren Elektrolaufzeit, also als sogenannten Plug-In-Hybrid – ein klares Manko, auf das sie auch oft angesprochen werde, so Reker.

Reker: „Emmissionsfreie Mobilität ist wichtig“

Die Oberbürgermeisterin ging gleich zu Beginn der Wagenübergabe in ihrer Rede in die Offensive: „Für die Zukunft unserer Stadt ist es wichtig, auf eine emissionsfreie Mobilität zu setzen“, sagte Reker. Daher hat für uns die Umstellung unserer Fahrzeugflotten auf klimafreundliche Autos eine hohe Priorität. Ziel sei es, in allen Bereichen die bestmögliche Lösung einer klimagerechten Mobilität zu erreichen. Es sei normal, dass man sich auf dem Markt umsehe und im Rahmen eines Pilotprojekts teste, welcher Hersteller das umweltfreundlichste Angebot habe.

Ob sie Verständnis habe, dass diese Haltung bei den rund 18000 Beschäftigten des Kölner Autobauers gar nicht gut ankomme? „Ja, sicher habe ich das“, so Reker. Aber dennoch müsse die Frage erlaubt sein, ob das Auto nun zwingend aus der Stadt kommen müsse oder ob man Umweltaspekte stärker in den Fokus rücke. Es gehe schließlich auch darum, ein Zeichen zu setzen.

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Gunnar Herrmann hielt dagegen und hob die Elektrooffensive des Unternehmens hervor. Jede Modellreihe soll demnächst eine elektrifizierte Antriebsoption erhalten. In rund zwei Jahren soll das erste reine E-Auto auf den Markt kommen. „Das Thema wird mit Hochdruck vorangetrieben, die Richtung steht fest“, sagte Hermann.

Jedem Mitglied der Stadtspitze stehe es natürlich frei, zu fahren was man wolle, so der Ford-Chef später im Gespräch. Wenn aber die Identifizierung der Politik mit dem größten Arbeitgeber der Stadt aufgeweicht werde, sei das ein kritischer Pfad. Das Ganze bleibe „ein sehr sensibles Thema“.

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