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Maroder Spielplatz in Köln-OssendorfKinder warten seit sieben Jahren vergeblich

Lesezeit 4 Minuten
Gudrun Lober mit den Plänen für die Sanierung des Spielplatzes. Die Kinder des Viertels warten seit Jahren vergeblich.

Gudrun Lober mit den Plänen für die Sanierung des Spielplatzes. Die Kinder des Viertels warten seit Jahren vergeblich.

Köln-Ossendorf – Die Fläche Am Pistorhof im Rochuspark in Ossendorf strahlt Trostlosigkeit aus: Überall rund um die Sandkiste in der Mitte ist Gras eingewachsen. Die großzügige Fläche wirkt verwahrlost und vermoost. Wer im Internet nach den ohnehin sehr dünn gesäten Spielplätzen in Ossendorf Ausschau sucht, findet den Spielplatz „Am Pistorhof“ gar nicht mehr. Er firmiert inzwischen unter dem Namen „Tischtennisplatte im Rochuspark“. Das trifft es besser. Denn außer besagter Platte sind die anderen morbide gewordenen Geräte schon vor etlichen Jahren aus Sicherheitsgründen abgebaut worden.

Dabei gäbe es jede Menge Nutzer: So die mehr als 400 Schüler der angrenzenden Montessori-Grundschule. Die könnten den Offenen Ganztag gut brauchen, da ihr Schulhof klein ist und zu wenig Bewegungsmöglichkeiten bietet. Und auch die zahlreichen Familien, die im Veedel wohnen, würden den ideal im Park gelegenen Platz wieder gerne bespielen und damit dem riesigen Areal rundherum wieder Leben einhauchen.

Eigentlich sollte das seit Jahren der Fall sein: Wenn es nach den schriftlichen Bekundungen der Verwaltung geht, müsste der Spielplatz schon längst neu möbliert und bespielbar sein. Bereits 2011 sammelte die Ossendorferin Gudrun Lorber, deren Kinder damals noch in besagte Grundschule gingen, hunderte Unterschriften. Das Ziel: Den riesigen brachliegenden Platz endlich wieder bespielbar machen. Schon 2012 – also vor sechs Jahren – wähnte sie sich am Ziel: In einer Bürgersprechstunde sagte der damalige Bürgermeister Jürgen Roters ihr zu, dass der Spielplatz schon sehr bald saniert würde. „Er versprach mir, dass mein Sohn noch während seiner Grundschulzeit etwas davon haben wird.“

Das wurde damals auch schriftlich festgehalten. Ihr zu der Zeit achtjähriger Sohn Jurek, den sie in die Bürgersprechstunde mitgenommen hatte, um ihm mal zu zeigen, wie das in der Demokratie so geht und wie man als Bürger für seine Belange eintreten kann, stand damals neben ihr.

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Zunächst sah es auch so aus, als ob es zügig konkret würde: Bereits 2012 beauftragte die zuständige Bezirksvertretung Ehrenfeld einstimmig die Verwaltung, „den in schlechtem Zustand befindlichen Kinderspielplatz „Am Pistorhof“ zu sanieren und auszubauen. Geplant waren nicht nur die Neubearbeitung des Bodens, sondern auch das Aufstellen neuer Spielgeräte. Dann verstrichen zwei weitere Jahre, ohne dass etwas passierte. Aber Gudrun Lorber ließ nicht locker, und im September 2014 bekam sie eine Mail von der Stadt: Die Erneuerung des Fallschutzes „Am Pistorhof“ werde vorgezogen „und bis Ende des Jahres fertig sein“. Bis dahin könne passendes Spielgerät bestellt werden. Auf Vorschlag der Stadt sollten die Schüler der Montessori-Schule an der Auswahl beteiligt werden.

Das machten die Schüler dann auch gerne: Der Offene Ganztag erarbeitete mit den Schülern mit viel Engagement eine Wunschliste, auf der auch ein großes Klettergerüst und eine Seilbahn standen. Im März 2015 wurden der Schule dann einige Muster in verschiedenen Stilen und unterschiedlicher Optik geschickt, damit die Schüler auswählen konnten. „Danach könnten wir den Hersteller bitten, für uns passgenau ein Gerät oder verschiedene Varianten anzubieten“, hieß es aus der Verwaltung.

Einsame Tischtennisplatte

Als dann die Sommerferien zu Ende waren, mittlerweile hatte Jurek die Montessori-Grundschule verlassen, blieb es weiter bei der einsamen Tischtennisplatte. „Wir sind mit der Abstimmung der Geräte noch nicht am Ende. Leider ist auch der Haushalt noch nicht freigegeben, so dass Bestellungen noch nicht rausgegeben werden können. Wir rechnen hiermit Mitte September“, wurde Gudrun Lorber dazu schriftlich von der Stadt mitgeteilt.

September war es seit 2015 auch schon wieder mehrmals. Und aus dem Verständnis für immer neuen Aufschub wurde allmählich Ärger: „An wie vielen tollen, neu gebauten Spielplätzen bin ich in den letzten Jahren schon vorbei geradelt“, fragt sich Lorber. So dränge sich ihr der Verdacht auf, dass es eben doch nicht egal ist, ob man in Lindenthal wohnt oder in deutlich weniger privilegierten Stadtteilen wie Ossendorf.

„Leider einige Zeit vergangen"

Im Zuge des Spielplatz-Tüvs wandte sich Lorber an den „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auf dessen Anfrage teilte die Stadt mit, dass aus verschiedenen Gründen „leider vom ersten Entwurf bis zum jetzigen einige Zeit vergangen ist.“ Aber jetzt werde es konkret: Ende des Monats werde die gesamte Fläche professionell gereinigt. Danach würden Sitzauflagen aus Kunststoff angebracht.

Auch die neuen Spielgeräte – die vor einigen Wochen in Kooperation mit einer neu gewonnenen Spielplatzpatin ausgesucht worden seien – seien bestellt. Man rechne mit einer Lieferfrist von 14 Wochen. Gudrun Lorber mag das nach sieben Jahren erst glauben, wenn die Geräte stehen. Während die vielen neu herangewachsenen Ossendorfer Kinder gespannt warten, ist Jurek inzwischen 15 Jahre alt. Auf den Spielplatz wartet er nicht mehr. Aber dass die Sache mit dem bürgerschaftlichen Engagement eine mühsame, frustrierende Sache ist – die Lektion hat er gelernt. „Dass das die erste prägende Erfahrung mit Politik ist, das finde ich an der ganzen Sache besonders schade“, meint seine Mutter.

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