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Sport, Spaß und PartyLaien-Box-Gala KO Bum bringt Kölner Bootshaus zum Kochen

Lesezeit 5 Minuten
Ko Bumm 1

Ben Friederich (rechts) im Ring mit seinem Gegner Peter Hönkhaus

Köln – Mit Boxen hat Ben Friederich in seinem Leben nie etwas zu tun gehabt. „Vor 16 Jahren habe ich Volleyball in der 5. Liga gespielt, aber seitdem mache ich keinen Sport mehr“, sagt der 37-Jährige. Jetzt steht er am Samstagabend mit dem Kampfnamen Ben „Hold my rum“ Friederich vor Hunderten von Zuschauern im voll besetzten Club Bootshaus in Köln im Boxring und kämpft gegen Peter Hönkhaus. Der ist Lehrer und hat bis auf die vergangenen sechs Monate ebenfalls noch nie geboxt. „Ich wollte fit und gefordert werden“, erklärt der 34-Jährige seinen Antrieb, hier mitzumachen. Sein Kämpfer-Alias an diesem Abend lautet Peter „The unpetable“ Hönkhaus.

Die beiden haben sich genau wie zwölf andere Männer und Frauen unter insgesamt 50 Bewerbern durchgesetzt, um an der Laien-Box-Gala „KO Bum. Glove Love“ teilzunehmen. Organisiert wird das ganze bereits zum dritten Mal von Sönke Andersen. So professionell und groß wie in diesem Jahr war die Veranstaltung noch nie. Zur Vorbereitung hat Andersen im Keller des Waschsalons „Cleanicum“ im Belgischen Viertel für sechs Monate ein Box-Studio eingerichtet, in dem die Anfänger bis zu fünf Mal pro Woche trainierten, um zu den Kämpfern zu werden, die sie jetzt sind.

„Das Ziel von KO Bum ist, maximale Stärke und maximale Härte zu sich selbst aus den Leuten herauszuholen“, sagt Sönke Andersen. In drei Phasen wurden die Bewerber immer weiter ausgesiebt, bis am Ende nur noch diese 14 übrig blieben. „Noch nie konnten wir die Leute so gut und professionell vorbereiten wie in diesem Jahr. Unsere Trainer konnten genau das geben, was ein Anfänger braucht. Dazu gehört viel Einfühlungsvermögen, aber wir müssen auch kommunizieren, dass es schmerzhaft werden kann“, sagt Andersen. Die 14 Männer und Frauen, die an diesem Abend im Ring stehen, haben in seinen Augen am meisten Disziplin, Fitness und Biss gezeigt. Andersen ist mit seiner Essenz zufrieden.

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Boxen, Spaß und Party

Bei KO Bum geht es aber nicht nur um den Sport, sondern auch um Spaß und Party. Das „Bootshaus" ist bis zum Rand gefüllt, die Stimmung ist gut, die Musik geht nach vorne. Bei aller Partylaune muss man den Abend aber auf jeden Fall ernst nehmen. Hier wird ernsthaft zugeschlagen. Drei Kämpfer gehen an diesem Abend sogar k.o. – man versteht nun, woher der Ausdruck „in den Seilen hängen" kommt. Ben Friederich ist einer von diesen Männern. Bereits nach wenigen Sekunden trifft ihn eine rechte Gerade von Peter Hönkhaus und er beginnt zu taumeln. Ein Raunen geht durch das Publikum, eine gute Freundin von ihm, die direkt am Ring steht, dreht sich weg. Sie hat Angst. Friederich wird angezählt, aber als der siebte Finger des Ringrichters vor seinen Augen erscheint, berappelt er sich und macht weiter. Doch Hönkhaus ist entschlossen, ihn jetzt fertig zu machen.

Die beiden Boxer umtänzeln sich ein wenig, dann schlägt Hönkhaus erneut zu und Friederich fällt zu Boden. Sechs Monate Vorbereitung, fünf Mal pro Woche Training, 20 Kilogramm abgenommen und dann ist der Kampf zu Ende – nach nur 30 Sekunden. „Das passiert. Auch damit muss man lernen, umzugehen“, kommentiert Andersen, der sichtlich stolz auf seine Kämpfer und sehr zufrieden mit dem Abend ist. Friederich selbst gibt sich gelassen, als er wieder sprechen kann: „Alles gut, war ich halt schnell fertig, auch ok.“

Das Publikum tobt

Die Kämpfe sind eigentlich für vier Runden à zwei Minuten angesetzt. Ein Nummernboy mit freiem Oberkörper zeigt die Runden an. Beim „Battle of the blondes“ zwischen Juliette „Jawbreaker" Vetter und Anna „Chop Chop" Schelbert hat er  viel zu tun, denn die beiden Boxerinnen ziehen die vier Runden knallhart durch. Vor allem Vetter ist wild entschlossen zu gewinnen. Sie ist 26 Jahre alt und arbeitet in der „Frieda Bar“ im Belgischen Viertel. Angemeldet hat sie ihr Chef Flo. Der steht nervös mit allen Kollegen am Ring und feuert sie an. Der Kampf zwischen diesen beiden Frauen ist einer der besten des Abends.

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Die Anstrengung, die Schmerzen und die Entschlossenheit ist in den Gesichtern zu sehen. Das Publikum tobt. Am Ende gewinnt Vetter den Kampf nach Punkten und wird mit einer Krone auf dem Kopf von ihren Bar-Kollegen auf Schultern durch die Halle getragen. „Mir geht es super. Ich habe zwar überall Schmerzen, aber es war einfach nur toll. Ich konnte eigentlich schon in der zweiten Runde nicht mehr, aber dann war ich nur noch im Killermodus und dachte: Warum fällt die Alte nicht endlich um?“, sprudelt es aus ihr heraus.

Das Publikum honoriert die Leistung, die die Männer und Frauen im Ring abliefern. Ab und zu sind Sätze zu hören wie: „Man merkt bei einigen Boxern schon, dass sie das noch nicht so lange machen. Man sieht ihre Schläge kommen“, aber eigentlich haben alle Respekt vor dem Mut der Kämpfer. Amy ist schon zum zweiten Mal dabei, sie kommt vor allem, weil sie die Leute kennt. „Meine Familie ist aber auch sehr kampfsportbegeistert, ich selbst habe jahrelang Karate gemacht", erzählt sie. Zwei Männer aus Norwegen sind eher zufällig hier gelandet, dafür aber nicht weniger begeistert. „Das ist genau das, was die Leute wollen. Kämpfe, Bier und Party." Einer von ihnen ist selbst Boxer und nickt anerkennend über das Spektakel im Ring. Einen Vorschlag hat er aber noch: „Noch besser wäre es doch, wenn man eine Veranstaltung unter dem Motto „Fight your enemy“ machen würde: mit dem Feind im Ring“. Vielleicht eine Idee fürs nächste Mal.

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