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Stadt soll digitaler werdenSo stellt sich die Kölner Verwaltung die Zukunft vor

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Roboter Nao begrüßte die Besucher, die in die Stadtbibliothek kamen.

Köln – Bei der Begrüßung in der Stadtbibliothek am Neumarkt war die Oberbürgermeisterin fast schon überflüssig. Der etwa 50 Zentimeter große Roboter Nao winkte von der Bühne und begrüßte die Besucher zur Ausstellung „#KölnDigital“. Der sprechende Roboter steht seit einem Jahr in der Stadtbibliothek und ist eines der Vorzeigeprojekte in Sachen Digitalisierung.

Ein paar Worte hatte Henriette Reker zur digitalen Leistungsschau am Dienstag dann aber doch zu sagen. „Digitalisierung soll mehr sein, als online einen Termin im Kundenzentrum zu vereinbaren, für die Stadtverwaltung ist das eine große Chance“, so Reker. Im Foyer der Stadtbibliothek und der benachbarten Volkshochschule zeigte die Stadtverwaltung, wie digital die Stadt jetzt schon ist und wo sie noch digitaler werden möchte. Ein Überblick.

Push-Mitteilungen an die Bürger

Es klingt schon sperrig und wenig digital: Das Ratsinformationssystem. Wer möchte, kann sich im Internet, Tagesordnungen, Protokolle und andere Unterlagen für Sitzungen von Rat und Ausschüssen herunterladen. Nicht jeder findet hier aber offenbar das, was er sucht. Das möchte die Stadtverwaltung ändern. „Es ist zum Beispiel denkbar, dass die Bürger eine Push-Mitteilung auf ihr Handy bekommen, wenn in ihrem Veedel etwas passiert, und nicht erst dann von der Baustelle erfahren, wenn der Bagger vor der Tür steht“, sagt Sabine Möwes von der Stabsstelle Digitalisierung.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Wie genau das neue Programm aussehen könnte, sollen auch die Kölner entscheiden. Erste Vorschläge hat die Verwaltung am Dienstag in der Stadtbibliothek gesammelt, Ende des Jahres will sie den ersten Prototyp präsentieren.

Genauere Infos über Temperaturen und Stickstoffgehalt

Rund 150 Sensoren im ganzen Stadtgebiet sollen bald Informationen über Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Stickstoffgehalt in der Kölner Luft sammeln. Die Sensoren sind etwas kleiner als ein Smartphone und können überall installiert werden. Die Technische Hochschule arbeitet daran, die Daten in einer digitalen Karte zu verarbeiten.

„Radfahrer haben dann zum Beispiel die Möglichkeit, nicht nur den kürzesten Weg, sondern auch den gesündesten Weg zu suchen“, sagt Entwickler Marcel Belledin vom „OK Lab Köln“. Denkbar sei außerdem, dass Eltern so den Spielplatz mit der geringsten Feinstaubbelastung in ihrer Nachbarschaft finden.

„Alexa“ soll Fragen beantworten

Wer sich mit dem Bürgerservice der Stadtverwaltung unterhalten möchte, soll dafür in Zukunft nicht mehr zwingend bis ins Kundenzentrum gehen müssen. Möglich macht es die digitale Sprachsteuerung. Schon jetzt arbeitet die Stadtverwaltung mit Amazons Sprachassistent Alexa. Bisher kennt das Programm nur die Wartezeiten in den jeweiligen Kundenzentren.

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Bald sollen Bürger hier aber auch Fragen zu Personalausweis, Reisepass und Wohnungsummeldung stellen können. „Wir sind hier noch in der Testphase und wollen erst einmal herausfinden, welche Angebote nachgefragt werden“, sagt Sabine Möwes. Der Anruf oder der Termin im Kundenzentrum könnte so in manchen Fällen bald jedoch überflüssig werden.

Unterstützung für Flüchtlinge

Der Besuch bei einem deutschen Arzt oder in einer Behörde ist für viele Flüchtlinge noch eine hohe Hürde. Studenten der Hochschule Fresenius haben ein Virtual-Reality-Programm entwickelt, bei dem sich Geflüchtete auf diese Situationen vorbereiten können. Eine 3-D-Brille ermöglicht es, etwa den Arztbesuch digital durchzuspielen, bevor er in der Realität tatsächlich ansteht.

Während sich der Nutzer virtuell durch die Arztpraxis bewegt, erscheinen auf dem Bildschirm immer wieder kurze Texte in arabischer Sprache. „Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, in der sich der Nutzer wohlfühlt“, sagt Christopher Wickenden, der das Projekt mit seinen Studenten entwickelt hat.

Das digitale KVB-Ticket fürs Smartphone gibt es schon heute, allerdings nutzen es noch nicht so viele Kunden wie sich die Verkehrs-Betriebe das wünschen. „Unser Ziel ist, dass das E-Ticket auch im Massengeschäft ankommt“, sagt KVB-Sprecher Stephan Anemüller. So könne der klassische Fahrkartenschalter unter Umständen überflüssig werden, und es werde mehr Personal etwa für den Sicherheitsdienst frei.

Außerdem soll die VRS-Chipkarte mehr Funktionen bekommen. Schon jetzt können Kunden damit KVB-Räder leihen oder per Carsharing Autos mieten. In einigen Jahren sei aber auch denkbar, dass die Karte beim Einchecken am Flughafen oder beim Bezahlen an der Tankstelle hilft.

Gesundheitswegweiser der Stadt

Wer in Köln medizinische Hilfe sucht, kann von Anfang 2018 an auf eine Datenbank der Internetseite der Stadt zugreifen. Der Online-Gesundheitswegweiser wird alle Ärzte, Apotheken sowie alternative Behandlungsmöglichkeiten beinhalten, die sich nach einem Aufruf der Stadtverwaltung zurückgemeldet haben. Damit auch Migranten diese Funktion nutzen können, wird der Online-Gesundheitswegweiser in verschiedenen Sprachen angeboten werden.

Mit einer Anwendung soll den Schülern und Lehrkräften zukünftig der Lehr- und Lernalltag erleichtert werden. Die Schul-App KIKS steht in ihrer Abkürzung für Kommunikation und Information an Kölner Schulen und hat drei wesentliche Module . Das Basis-Modul wird das „schwarze Brett“ ersetzen und Stundenplanänderungen oder Mensapläne enthalten. Ein sogenanntes Messenger-Modul wird den Schülern und Lehrern die direkte Kommunikation ermöglichen. Als weitere Ergänzung wird das Speicher-Modul zur Verfügung stehen, in dem Lehrer ihren Schülern Arbeitsmaterialien oder Präsentationen bereitstellen können. Die Ausstattung der Schulen mit KIKS ist für diese kostenlos und ab 2018 vorgesehen.

Neue Stabstelle für Digitalisierung

Damit Köln digitaler wird, gibt es in der Stadtverwaltung seit Anfang September die „Stabsstelle Digitalisierung“. Unter ihrer Führung kommen Vertreter aus allen Dezernaten zusammen und überlegen, an welchen Stellen die Verwaltung ihr digitales Angebot ausbauen kann. Dabei hoffen die Verantwortlichen auch auf Vorschläge der Kölner. „Wir sind in Köln schon sehr weit, jetzt geht es darum, die verschiedenen Angebote zusammenzufassen“, sagt Sabine Möwes, Leiterin der Stabsstelle. Vor zwei Jahren hatte das Beratungsunternehmen Price Waterhouse Coopers Köln zur Digital-Hauptstadt Deutschlands gekürt. (mo)

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