Stadtautobahn in KalkBaupfusch verzögert Tunnel-Sanierung wohl um ein Jahr

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Noch für einige Zeit wird sich der Verkehr im Schneckentempo durch die untere Tunnelröhre bewegen.

Köln – Die Generalsanierung des Kalker Stadtautobahntunnels hat sich am Freitag endgültig in der Liste der gescheiterten städtischen Großprojekten eingetragen.Die Autofahrer können die sechs Fahrspuren wohl erst Anfang 2019 wieder benutzen. Bis Ende 2018 wird es voraussichtlich dauern, um die Arbeiten abzuschließen. Ursprünglich sollte das Vorhaben im Februar 2016 abgeschlossen sein. Die Kosten werden auf mehr als 33 Millionen Euro steigen.

Hohlstellen im Mörtel

Die Ursache sind erhebliche Baumängel, die während der Sanierung aufgetreten sind und daraus resultierende Folgeschäden. Gutachter ermittelten, dass die für die Betonarbeiten zuständige Firma die Fugen in der unteren Röhre nicht sachgemäß ausführte. Die Sachverständigen entdeckten im Brandschutzmörtel Hohlstellen.

Als Arbeiter bei der Behebung dieser Mängel tiefere Schichten der Betondecke freilegten, entdeckten sie weitere Schäden, die durch das Eindringen von Streusalz entstanden waren. Diese hätten aus der Sicht der Stadt nicht behoben werden müssen, da sie ursprünglich nicht offen lagen. Erst als der neue, fehlerhafte Brandschutzmörtel wieder abgetragen werden musste, wurden sie zutage gefördert, weshalb es jetzt notwendig ist, die Decken und Wände des Tunnels zu verstärken. 

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Der Tunnel in Kalk wird aufwendig saniert.

So soll eine zusätzliche Bewehrung eingebaut werden, indem die Arbeiter Bügel einbohren und verkleben. Die Sanierung ist nun also aufwendiger und teurer als geplant. Wie hoch die Kosten für das Beheben der fehlgeschlagenen Sanierung am Ende sein werden, ist noch unklar. Die Stadt geht von einem siebenstelligen Betrag aus – also von mindestens einer Million Euro. Ebenso unklar bleibt, wer für die Zusatzkosten aufkommen wird. Die Stadt und die Arbeitsgemeinschaft (Arge) der beteiligten Baufirmen haben das Projekt mit Blick auf einen Rechtsstreit bereits aufwendig dokumentieren lassen.

Schadensersatz möglich

Da die für die Betonarbeiten verantwortliche Baufirma aus Langenfeld Ende 2016 geschlossen wurde, bleibt die juristische Verantwortung zunächst bei den übrigen Arge-Mitgliedern hängen. Sie können sich allerdings wegen möglicher Schadenersatzforderungen der Stadt an den noch bestehenden Mutterkonzern wenden. Die Stadt schließt nicht aus, dass auch sie sich möglicherweise an den Kosten beteiligen muss, da die neue Sanierung den Tunnel als Nebeneffekt aufwerten und verbessern wird.

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Im Tunnel ist noch viel zu tun.

Für Diskussionen sorgt auch der Umstand, dass die Arge mit ihrem Angebot im Vergabeverfahren erheblich unter den von der Stadt kalkulierten Gesamtkosten geblieben sein soll. Die Verwaltung berechnete das benötigte Budget nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ von Anfang an auf 30 Millionen Euro. Die Arge soll aber dem Vernehmen nach mit einem Angebot von lediglich 20 Millionen Euro angetreten sein. „Wenn ich von unsachgemäßer Ausführung der Deckenfugen im unteren Tunnel und von Scheinfugen lese, ist das mal wieder Pfusch am Bau“, sagt Dirk Michel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU. Dass die Stadt so oft an solche Firmen gerate, lasse einen schier verzweifeln. Dieses Problem müsse dringend analysiert werden, so Michel.

„Erneute Hiobsbotschaft“

„Das ist eine erneute Hiobsbotschaft vom Kalker Tunnel, und gleichzeitig hängt die Sanierung der Mülheimer Brücke am seidenen Faden“, sagt Andreas Pöttgen (SPD) Seine Fraktion habe vergeblich gehofft, dass es mit einem eigenen Verkehrsdezernat endlich besser werden würde.

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„Das ist schon ein starkes Stück“, sagt Lino Hammer (Grüne). Es sei verwunderlich, dass der Pfusch am Bau nicht früher aufgefallen sei, sondern erst jetzt, als die Verzögerungen maximal seien.

„Wir brauchen mehr qualifiziertes Fachpersonal in den Bauabteilungen der Stadt, die die privaten Baufirmen intensiver kontrollieren können“, sagt Michael Weisenstein (Linke). Die Planungen müssten künftig detaillierter vorgenommen werden.

Ulrich Breite (FDP) bescheinigt dem städtischen Vergabeamt fehlenden Mut, weil oft das billigste und nicht das wirtschaftlichste Angebot angenommen werde. „Ich frage mich auch, was die Stadt jetzt unternimmt, damit diese Baufirma in Zukunft keinen Zuschlag mehr erhält und was getan wird, um andere Kommunen zu warnen“, so Breite.

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