Stau trotz PförtnerampelSo kommen Sie am schnellsten in die Kölner Innenstadt

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Von Westen Nach Köln Normalroute

Die Pförtnerampel an der Aachener Straße sorgt auch auf den Ausweichrouten für Verzögerungen.

  • Eine Ampel an der Stadtgrenze soll dafür sorgen, dass morgens weniger Autos aus dem Umland über die Aachener Straße in die Kölner Innenstadt gelangen.
  • Da sich die sogenannte Pförtnerampel seit drei Wochen im Testbetrieb befindet, sind Reporter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf drei verschiedenen Routen von Königsdorf aus zum Neumarkt gefahren.
  • Eine Route erwies sich als die schnellste.

Köln – Eine Ampel an der Stadtgrenze zwischen dem Rhein-Erft-Kreis und dem Stadtteil Weiden soll mit verlängerten Rotphasen dafür sorgen, dass morgens weniger Autos aus dem Umland über die Aachener Straße in die Innenstadt gelangen. Klaus Harzendorf, Leiter des städtischen Amts für Straßen und Verkehrstechnik, räumte bereits bei der Vorstellung der Pläne im Juni dieses Jahres ein, dass es zunächst Staus geben werde. Da sich die sogenannte Pförtnerampel seit drei Wochen im Testbetrieb befindet, sind Reporter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwochmorgen um 8.15 Uhr auf drei verschiedenen Routen von Königsdorf aus zum Neumarkt gefahren, um herauszufinden, wie sich der Autoverkehr verteilt und an welchen Stellen es sich staut.

Pförtnerampel in Köln verursacht Wartephasen

Die Verkehrsexperten der Stadt rechneten selbst damit, dass die Autofahrer nach der Umstellung der Ampel auf die Ortsumgehung Lövenich und die Dürener Straße ausweichen würden. Die Reporter haben deshalb sowohl den direkten Weg über die Aachener Straße genommen als auch den nördlichen und den südlichen Umweg.

Die Testfahrten haben gezeigt, dass die Route über die Aachener Straße an der Pförtnerampel vorbei am schnellsten war. Die Ampel zeigte ungewöhnlich lange Grün und ließ sich ohne Rückstau passieren – das legt den Verdacht nahe, dass die verlängerte Rotphase zu diesem Zeitpunkt nicht aktiviert war. Als der Testbetrieb Ende Oktober startete, ließen sich dort lange Wartephasen beobachten. Die Testfahrten ergaben darüber hinaus, dass viele Autofahrer auf die Ortsumgehung Lövenich und die Dürener Straße ausweichen, um die Pförtnerampel zu umgehen. Das führt dazu, dass der Stau auf diesen alternativen Routen gegenüber früher deutlich zugenommen hat.

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Ein Kernproblem der Pförtnerampel in Köln

Ein Kernproblem der Pförtnerampel bleibt die Schwierigkeit, an der Haltestelle Weiden West auf die S-Bahn oder die Stadtbahn der KVB-Linie 1 umzusteigen. Zwar besteht grundsätzlich die Möglichkeit dazu, der Park-and-Ride-Parkplatz ist jedoch völlig überlastet, weil es deutlich zu wenige Stellplätze gibt. Die Reporter notierten, dass es bereits um 7.20 Uhr kaum noch freie Parktaschen gab. Um kurz nach 8 Uhr waren alle besetzt – auch der Straßenrand war zugeparkt. Der Bau einer neuen Parkpalette als Erweiterung soll erst Ende 2022 beendet sein – bis dahin wird sich die Zahl der nutzbaren Stellplätze aufgrund der Arbeiten verringern.

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Ein weiteres Problem offenbart sich auf der Dürener Straße. Der Reporter stellte auf seiner Fahrt am Mittwochmorgen fest, dass besonders viele Radfahrer unterwegs waren. Im Umkehrschluss könnte das bedeuten, dass an Regentagen viele von ihnen auf das Auto umsteigen, was den Stau verlängern würde. Darüber hinaus zeigt sich, dass der geplante Radschnellweg zwischen Frechen und der Universitätsstraße sehr gut angenommen werden würde – das könnte die Zahl der Autos auf der Dürener Straße spürbar reduzieren.

Stadt Köln bestätigt Testfahrten rund um die Pförtnerampel

Die Stadt hat den Eindruck der Testfahrten auf Anfrage bestätigt. „Insbesondere in den nahe liegenden bebauten Gebieten entlang der Aachener Straße wurden keine zusätzlichen Behinderungen beobachtet oder wurden der Verwaltung gemeldet“, sagte ein Sprecher. Das lasse darauf schließen, dass Verlagerungen auf andere Routen in Richtung Köln stattgefunden hätten. „Die Gesamtwirksamkeit wird nach Einführung aller Angebote und nach einer Gewöhnungszeit, voraussichtlich im März 2020, durch Verkehrszählungen ermittelt“, so der Sprecher.

Verkehrsdezernentin Andrea Blome will mit Hilfe der Pförtnerampel erreichen, dass eine Messstation vor dem Rhein-Center in Weiden geringere Stickoxid-Mengen erfasst, die unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegen. Die Ampel soll ab Mitte Dezember dauerhaft im Einsatz sein.

Ergebnis der Testfahrten rund um die Pförtnerampel in Köln

Route 1 – Normalroute: Auf dem direkten Weg Richtung Neumarkt kommt auf Kölner Stadtgebiet schon die erste Überraschung: Vor der Pförtnerampel gibt es keinen Rückstau, nicht mal stockenden Verkehr. Die Autofahrer haben Grün und fahren durch. Erst kurz hinter dem Rhein-Center läuft es etwas langsamer. Nach rund zehn Minuten wird die A1 passiert. Danach allerdings wird der Verkehr durch die vielen Wagen von der Autobahn schlagartig dichter: Für den Weg vorbei am Stadion bis zum Maarweg braucht es eine weitere Viertelstunde.

An Militärring und Eupener Straße staut es sich über die Abbiegespuren derart, dass auch auf der Hauptfahrbahn kein Durchkommen ist. Viele Lkw verstopfen zusätzlich die Straße. Wer vom Fleck kommen will, muss also oft die Spur wechseln. Hinter dem Stadtwaldgürtel läuft es am Melaten-Friedhof wieder etwas flüssiger. Nach einer halben Stunde ist der Aachener Weiher erreicht. Die letzten Meter sind wegen Zweite-Reihe-Parkern und durch Rückstaus blockierten Kreuzungen an Moltke- und Händelstraße wieder beschwerlich. Trotzdem: Nach 40 Minuten ist der Neumarkt erreicht – der schnellste Weg. Am frühen Nachmittag berechnet der Routenplaner 25 Minuten. (hol)

Route 2 – Umfahrung Nord: Die Route von Königsdorf über Brauweiler zur Ortsumgehung Lövenich lässt sich ohne Probleme fahren – nur wenige Autos sind auf den ersten Kilometern unterwegs. Doch das ändert sich schlagartig, wenn man die Ortsumgehung erreicht. Nur zehn Minuten nach Beginn der Fahrt steht man in einem langen Stau, der am Egelspfad vorbei von der Belvederestraße über den Gregor-Mendel-Ring bis zurück zum Lise-Meitner-Ring reicht. Die Ortsumgehung sollte ursprünglich dafür sorgen, dass weniger Autofahrer durch Lövenich hindurchfahren.

Das hat sich nach dem Neubau von Widdersdorf-Süd drastisch verändert, da sich die Ortsumgehung nun in die Zugangsstraße für die Bewohner verwandelt hat. Entsprechend viele Autofahrer sind dort unterwegs. Auch aus Richtung der Kölner Straße, die durch Lövenich führt, staut es sich bis zum Lise-Meitner-Ring. Deutlich entspannter geht es danach weiter über die Militärringstraße und auf die Aachener Straße. Erst in Brauns-feld beginnt auch dort ein Stau, der sich nach der Kreuzung Aachener Straße/Gürtel etwas entspannt. Nach 42 Minuten ist der Neumarkt erreicht – eine relativ gute Zeit angesichts einer Strecke von 17 Kilometern. (att)

Route 3 – Umfahrung Süd: Der Schleichweg von Königsdorf über Buschbell und Frechen beginnt zügig: Unter der A4 hindurch, an der Feuerwache vorbei der aufgehenden Sonne entgegen, hat man nach 16 Minuten Marsdorf hinter sich, unterquert die A-1-Brücke – und steht. Die Dürener Straße ist dicht bis zum Militärring. Hier biegen zahllose Autos links ab nach Junkersdorf, um dann mutmaßlich auf der Junkersdorfer Straße ebenfalls im Stau zu stecken. Anwohner berichten, dass sich hier die Länge der Blechlawine seit Einführung der Pförtnerampel zur Rush-Hour verdoppelt hat.

An der Dürener Straße ziehen derweil die Fahrradfahrer im nebligen Herbstwald locker und zügig an den fast ausschließlich nur mit einer Person besetzten Autos vorbei. Den Militärring passiert man nach weiteren 18 Minuten. Da viele Autofahrer links oder rechts abbiegen, lichten sich die Reihen. Nach zwei Rotphasen der Ampel am Gürtel geht es jetzt ohne nennenswerte Stockungen über den Rudolfplatz zum Neumarkt – in weiteren 16 Minuten. Ziel erreicht nach 16,2 Kilometern und 50 Minuten. Für die Strecke berechnet Google Maps 43 Minuten – ohne Verkehr. (stef)

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