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Stele für Carola WilliamsErinnerung an Kölns berühmteste Zirkus-Direktorin

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Jeanette Williams (im hellen Blazer), Tochter von Carola Williams, kam zur Enthüllung der Stele. 

Köln – Eine große Kölner Persönlichkeit ist zurück in der Stadt: Seit Sonntag erinnert eine Stele mit Bronzeplakette an die frühere Zirkusdirektorin Carola Williams. Die etwa zwei Meter hohe Betonplatte steht auf der Wiese an der Ecke Aachener Straße/Innere Kanalstraße. Zudem trägt die Grünfläche den Namen Carola-Williams-Park. Damit rückt die einstige „Grande Dame der Kölner Gesellschaft“ mehr als 30 Jahre nach ihrem Tod wieder ins öffentliche Bewusstsein.

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Die Stele markiert in etwa die Stelle, an der von 1947 bis 1955 der Williamsbau stand. Den kannte in den Nachkriegsjahren in Köln jedes Kind. Es war der einzige Ort in der zerstörten Stadt, an dem das gesellschaftliche Leben langsam wieder Fuß fasste. Der Bau bot Platz für etwa 2500 Besucher und avancierte zu Kölns erster großer Veranstaltungsstätte nach dem Krieg. Das Provisorium blieb bis Mitte 1955 stehen, dann wurde es abgetragen.

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Vor der Enthüllung der Stele ließen die Brauchtums-Experten Reinold Louis und Wolfgang Oelsner in einer Matinee in der Volksbühne am Rudolfplatz die Zeit des Williamsbaus noch einmal aufleben. Das gelang mit Live-Musik der Gruppe „Rubbel die Katz“, Filmen mit Originalausschnitten und Zeitzeugengesprächen. Lotti Krekel berichtete, dass sie dort als Siebenjährige im Kinderstück „Peterchens Mondfahrt“ als Elfe über die Bühne schwebte. Ludwig Sebus erinnerte sich, wie stolz er über das Lob von Carola Williams zu seinem Lied „Jede Stein vun Kölle“ gewesen ist. Besonders bewegend war der Auftritt von Carola Williams Tochter Jeanette. Die heute 76-Jährige lebt seit 50 Jahren in den USA. Für die Ehrung ihrer Mutter kehrte sie gemeinsam mit ihrer Tochter Caroline und Enkel Dominik nach Köln zurück.

„Sie hat Köln geliebt“

„Ich bin hier aufgewachsen und erinnere mich natürlich noch gut an den Williamsbau“, erzählte die einstige Artistin, die sich mit Pferdedressur-Nummern im In- und Ausland einen Namen machte. Inzwischen leitet sie in Florida eine Artistenagentur. Tochter Carolin ist mittlerweile anerkannte Pferdedressur-Ausbilderin. Vor zwölf Jahren war Jeanette Williams zuletzt in Köln. „Ich freue mich sehr, dass meine Mutter so geehrt wird. Sie hat Köln unglaublich geliebt. Wenn sie mich in Amerika besucht hat, musste ich ihr schwören, dass sie nicht in den Staaten, sondern in Köln beerdigt werden würde.“

Sie selbst sei nun mit gemischten Gefühlen an den Ort ihrer Kindheit zurückgekehrt. „Es ist bei aller Freude nicht leicht, wieder hier zu sein. Viele Weggefährten meiner Mutter sind mittlerweile gestorben. Bei uns gingen ja Onkel Thomas (Liessem), Onkel Willy (Millowitsch) oder Onkel Theo (Burauen) ein und aus.“ Es koste sie viel Kraft, über den Friedhof Melaten, wo auch das Grab der 1987 gestorbenen Mutter ist, zu gehen.

Schauplatz von Theater und Konzerten

Der Text der Plakette auf der Erinnerungs-Stele, gestiftet vom Verein der „Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums“, erklärt, worin der besondere Reiz des Williamsbaus bestand. In den Monaten, in denen der Zirkus Williams auf Tournee war, wurde der Williamsbau zum Schauplatz von Musikabenden und Märchenspielen, Sportwettkämpfen und politischen Kundgebungen. Und vor allem zur Heimstatt zahlreicher Karnevalsveranstaltungen. Es gab Revuen, Jazz- und Swingkonzerte sowie Operetteninszenierungen. International bekannte Stars wie Marika Rökk, Lionel Hampton und Louis Armstrong traten hier ebenso auf wie Kölner Idole. Etwa der Boxer Peter Müller („Müllers Aap“) und die Sängerin Grete Fluss. Neben Karnevalssitzungen und Elfter-im-Elften-Feiern zur jeweiligen Sessionseröffnung fanden bis 1955 im prächtig geschmückten Williamsbau die Prinzenproklamationen statt.

FC-Maskottchen Hennes war dabei

Zur Enthüllung der Stele erschien auch FC-Maskottchen Hennes VIII. auf dem Grün an der Aachener Straße. Carola Williams war es, die 1950 auf einer Karnevalssitzung Hennes Weisweiler, Trainer des gerade mal zwei Jahre alten Fußballklubs 1. FC Köln, einen lebenden Geißbock schenkte. Das Tier wurde noch an Ort und Stelle „Hennes“ getauft und sogleich in den Rang des Vereins-Maskottchens befördert.

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