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Steuerhinterziehung und DopingEx-Promoter lobt Felix Sturm vor Gericht

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Felix Sturm neu

Felix Sturm

Köln – In ihrer besten Zeit galt die Hamburger Universum Box-Promotion als Europas größter und erfolgreichster Boxstall. Ihr Alleingesellschafter Klaus-Peter Kohl verpflichtete so bekannte Boxer wie die Klitschko-Brüder, Dariusz Michalczewski und Regina Halmich. Am Montag sah der 75-Jährige einen der Stars seines Unternehmens, das er 2011 veräußerte und das dann pleite ging, vor dem Kölner Landgericht wieder: Der Ex-Promoter wurde als Zeuge im Prozess gegen den fünffachen Weltmeister Felix Sturm gehört, dem Steuerhinterziehung in Millionenhöhe, Doping und Körperverletzung vorgeworfen werden.

Seit 2001 war Sturm bei Universum unter Vertrag; 2009 klagte er sich heraus und machte sich selbstständig. Der Hauptvorwurf der Staatsanwaltschaft lautet: Über ein kompliziertes Finanzkonstrukt, bei dem eine Marketing- und Werbegesellschaft in der Schweiz eine zentrale Rolle spielte, habe der Supermittelgewichtler im Zeitraum von 2009 bis 2017 erhebliche Einkünfte am deutschen Fiskus vorbeigeschleust.

„Jeder will Steuern sparen“

Zeuge Kohl („Ich habe über 40 Weltmeister gemacht“) fand viele lobende Worte für den 40-Jährigen. Sturm sei „sehr talentiert“ gewesen, ein „technisch hervorragender Boxer“ und habe „gewusst, was er wollte“: „Er war der Macher. Ein Boxer muss ja Selbstbewusstsein haben.“ Weiter sagte der Ex-Promoter, er habe es ungern gesehen, dass in der Vertragsbeziehung der Inhaber jener Schweizer Firma ins Spiel kam. Zumal viele „Berater“ in der Branche aufs Geld ausseien und nichts vom Boxen verstünden. „Überleg dir das alles“, habe er zu Sturm gesagt; der habe sich überzeugt gezeigt.

Ihm sei klar gewesen, dass die Einschaltung der Gesellschaft steuerliche Gründe gehabt habe, sagte der Zeuge. Dies sei an sich nicht zu beanstanden: „Jeder versucht, Steuern zu sparen, wo er kann, das ist legitim. Für mich war wichtig, das alles sauber abgerechnet wird.“ Zwar habe er anfangs Bedenken gehabt, dass das Geld in die Schweiz fließen sollte, denn üblich sei die Überweisung auf ein Konto in Deutschland gewesen.

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Doch Felix Sturm habe den Vertrag erfüllt, die Kämpfe ausgetragen und somit einen Anspruch auf Zahlung gehabt. Man habe ihn nicht darauf verpflichten können, wo er seine Steuern zahle. „Der Steuerberater war bei uns immer eingebunden“, betonte der Unternehmer; alles sei genau geprüft worden.

Zum Vorwurf, Sturm sei im Februar 2016 in Oberhausen beim WM-Kampf gegen Fedor Tschudinow mit einem anabolen Steroid gedopt gewesen, konnte Kohl nichts sagen. Allgemein äußerte er: „Eigentlich macht Doping nicht viel Sinn im Boxsport.“ Mit Anabolika ließen sich zwar Muskeln aufbauen, beim Boxen komme es aber auf die für den „harten Punch“ nötige Schnellkraft an.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

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