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Streit im Kölner SüdenAnwohner rebellieren gegen Veranstaltungs-Ponton

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Auf Höhe der Mühlengasse liegt das Ponton seit mehreren Wochen am Rhein in Sürth.

Auf Höhe der Mühlengasse liegt das Ponton seit mehreren Wochen am Rhein in Sürth.

Köln – 160 Quadratmeter groß und 19,5 Tonnen schwer ist die Plattform, die seit Anfang dieses Jahres im Rhein vor Sürth schwimmt. Immer wieder beteuerte Betreiber Sascha Miebach, dass er auf dem Ponton lediglich Grillseminare anbieten und die Schwimminsel als Anlegestelle für Haus- und Sportboote nutzen möchte – doch die Angebote auf seinen Internetauftritten gehen deutlich weiter: Hier bewirbt der Geschäftsmann Hochzeiten und Junggesellenabschiede. „Fast alles“ sei möglich, heißt es im Netz. Die Anwohner sind verunsichert und gehen inzwischen sogar mit einer Unterschriftenaktion gegen die Pläne vor.

An diesem Freitagnachmittag stehen Günter Schlichte und seine Frau Christine am Sürther Rheinufer. Himmel und Wasser sind getrübt, der Blick von Günter Schlichte ist es auch. Kritisch blickt er auf die Plattform, die hier seit mehreren Wochen im Wasser liegt. Seitdem Bagger Ende des vergangenen Jahres drei Anker für die Plattform am Flussgrund angebracht haben, haben er und die Anwohner Angst vor dem, was sie schon bald erwarten könnte – ganz besonders vor möglichen Feierlichkeiten und ihren Begleiterscheinungen.

Ein Zeichen gegen die Plattform setzen

„Das Geschäft wird laufen. Und zwar so, dass sehr viele Leute kommen werden“, meint Schlichte. Ungefähr 180 Unterschriften haben die beiden schon gesammelt. Denn das Ehepaar will unbedingt ein Zeichen gegen das Ponton setzen. „Es ist damit zu rechnen, dass es sehr laut werden wird. Auf dem Rhein schallt es ohnehin ungemein“, glaubt Schlichte. Für ihn ist klar: Die mit Pavillons bebaute Plattform könnte bald schon der „Party-Ponton“ von Sürth werden.

Dabei ist es erst einige Wochen her, dass die Anwohner einen Brief in ihrem Postkasten fanden, der Vertrauen wecken sollte. In dem Schreiben erklären Miebach und sein Kollege Michael Haug ihre Vision: Das Ponton solle eine Anlegestelle für bis zu drei motorisierte Sport- und Hausboote werden, die angemietet werden können.

Als Ort für Hochzeiten beworben

Miebach ist eigentlich Bootsbauer, die Plattform für ihn eine gute Möglichkeit, seinen Hauptgeschäftszweig zu bewerben. Offenbar mit Erfolg: Eine Lebensberaterin hat zugesagt, auf einem seiner Boote ihre Praxis eröffnen. Miebachs Hausboot „Iron Franz“ soll als Vorführobjekt für Interessierte bereitstehen, die Grillseminare sollen dagegen direkt auf der Plattform stattfinden. „Wir werden unsichtbar sein“, sagt Miebach dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „So etwas wie laute Partys, Junggesellenabschiede oder dergleichen, die die Anwohner fürchten, machen wir ohnehin gar nicht.“

Eine überraschende Aussage, wirbt Miebach doch auf mehreren Internetseiten mit der „Iron Franz“, die bisher noch einen Liegeplatz direkt neben der Plattform gelegenen Sürther Bootshaus hat, als idealer Location für Hochzeiten und Partys. „Specials wie DJ“ seien kein Problem, heißt es auf einer Facebook-Seite, die das Hausboot wirbt. Und auf seinem eigenen Webauftritt schreibt Geschäftsmann: „Das Hausboot »Iron Franz« ist ebenso eine herrliche Location für Ihren Junggesellenabschied.“ Angesprochen darauf sagt Miebach: „Es ist scheißegal, was auf meiner Homepage steht. Wichtig ist, was ich sage.“ Er könne dafür garantieren, dass es keine lauten Veranstaltungen auf der Plattform geben würde. „Jede Veranstaltung ist spätestens um 22 Uhr beendet“, betont er. Noch im Januar hatte er gegenüber dieser Zeitung erklärt, mit Veranstaltungen sei ab 23 Uhr Schluss.

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Seine Internetauftritte seien „schlecht gepflegt“ und nicht mehr auf dem neuesten Stand, meint der Unternehmer. „Wir sind aktuell zugeschissen mit Arbeit.“ Dass die Anwohner seinen Plänen deshalb mit Argwohn begegnen, könne er verstehen. „Mich ärgert aber besonders an der Nachbarschaft, dass zwar alle in der Lage sind, sich woanders über mich zu beschweren, ich aber bisher kein einziges Mal persönlich kontaktiert worden bin.“ „Aus Trotz“ würde er deshalb auch auf einen direkten Landzugang, den er angeblich bei der Stadt beantragt hat, verzichten.

Das zuständige Bauaufsichtsamt weiß von einem solchen Antrag allerdings nichts. Erst bei einem direkten Landzugang bedarf es einer Erlaubnis, weshalb sich Miebach vermutlich mit einer seilgeführten Schwimmplattform als Transfermöglichkeit vom Ufer auf die Plattform behelfen will.

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