Streit um neue AutobahnbrückeGrüne lehnen Großbauprojekt im Kölner Süden ab

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Rheinbrücke

In der Nähe des Godorfer Hafens könnte die neue Verbindung entstehen.

Köln – Die Bilder der gewaltigen Schäden, die das Hochwasser vor drei Wochen in der Region hinterlassen hat, werfen auch die Frage auf, ob und wie sich Großbauprojekte an Flüssen in Zukunft verwirklichen lassen. „Das Hochwasser war ein massiver Einschnitt für die Geschädigten und sollte ein Weckruf für die Politik sein“, sagte der Kölner Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann (Grüne) im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Er habe den Eindruck, dass noch nicht wirklich verstanden wurde, was eine andere Verkehrspolitik bedeutet. „Der Bau einer neuen Autobahnbrücke im Kölner Süden passt nicht in die Zeit der Klimakrise – wir haben einen Mangel an Schienen und Radwegen, aber nicht an Autobahnen“, sagt Lehmann.

Entscheidung liegt in Berlin

Die Autobahn GmbH will die Autobahn 555 im Linksrheinischen mit der rechtsrheinischen A 59 verbinden – zwölf Varianten werden zurzeit untersucht. Die Entscheidung soll erst im Frühjahr 2022 fallen – zuvor hatte es geheißen, das solle bereits bis Ende 2020 geschehen, doch dazu kam es nicht. Unklar ist bislang noch, ob eine neue Brücke oder ein Tunnel unter dem Rhein entstehen soll. Da es sich um eine Autobahn handelt, liegt die Entscheidung in Berlin und nicht in der Region.

Alles zum Thema Jochen Ott

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Die Grünen lehnen eine neue Rheinbrücke für den Autoverkehr ab, weil die Autobahnverbindung mitten durch ein Naturschutzgebiet führen würde und auch landwirtschaftliche Flächen betroffen wären. Eine neue Stadtbahnbrücke befürworten die Grünen hingegen. „Ein Tunnel wäre zwar weniger invasiv für die Umwelt, wäre aber auch sehr viel teurer, und es könnte Probleme bei der Durchfahrt von Gefahrengut-Transporten geben“, sagt Lehmann.

Bestmöglicher Schutz für Umwelt und Bürger

Der SPD-Landtagsabgeordnete Jochen Ott hatte sich in der Vergangenheit stets für eine neue Rheinbrücke eingesetzt. Die CDU Mittelrhein kann sich auch vorstellen, dass ein Tunnel gebaut wird. „Wir wollen eine Lösung, die den bestmöglichen Schutz für betroffene Bürgerinnen und Bürger und die Umwelt bietet. Daher ist auf jeden Fall ein Tunnel zur Querung des Rheins zu prüfen, sowohl in Voll- als auch in Teillösung“, sagte der CDU-Bezirksvorsitzende Axel Voss im vergangenen Jahr.

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Das Geld zur Finanzierung der neuen Rheinbrücke oder des Rheintunnels stammt aus Mitteln des Bundes. Die Förderung erfolgt über den sogenannten Bundesverkehrswegeplan. Grünen-Politiker Sven Lehmann kritisiert, dass die Priorität bei der Förderung nach wie vor bei der Schaffung neuer Straßen liegt, nicht aber bei der Instandsetzung der bereits bestehenden Infrastruktur. „Wir wollen den Bundesverkehrswegeplan nach der Bundestagswahl einem Klimacheck unterziehen“, sagt er.

Drei Bürgerinitiativen, die gegen den Bau der neuen Rheinquerung protestieren, haben Lehmann sowie Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU) und Sebastian Hartmann (SPD) am Mittwoch, 11. August, um 18.30 Uhr zu einer digitalen Debatte auf Youtube eingeladen.

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