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Sturm-VideoDachpappe begräbt Auto in Köln unter sich – Friedhöfe geschlossen

Lesezeit 5 Minuten
Auto unter Dachpappe

Ein nicht erkennbares Auto liegt unter einem großen Berg Dachpappe, der von einem Hausdach in der Schanzenstraße auf die Fahrbahn geweht worden ist.

  • Sturm „Eberhard“ hat in Köln für viele Einsätze von Feuerwehr und Polizei gesorgt, vier Menschen wurde verletzt.
  • Die Polizei hatte auch die Domplatte gesperrt, da Teile des Doms herunterstürzen könnten.
  • Auch am Montag sind Friedhöfe und Grünflächen gesperrt.

Köln – Beim Kölner Dom sind durch den Sturm am Sonntag größere Schäden aufgetreten. Daher wurde aus Sicherheitsgründen die Domschatzkammer bis auf weiteres geschlossen und der davorliegende Bereich der Domplatte gesperrt.

Für die Kölner Feuerwehr und das Amt für Grünflächen geht das Aufräumen nach Sturm „Eberhard“ auch am Montag weiter. Derzeit werden alle alle Spielplätze, Straßen, Grünanlagen und Wälder kontrolliert, teilt die Stadt mit. Dies sowie die Beseitigung von Gefahrenstellen wie umgestürzten Bäumen wird mehrere Tage dauern.

Der Nordfriedhof, die Friedhöfe Deutz und Kalk, der Friedhof Schönrather Hof, der Botanische- und Forstbotanische Garten und der Lindenthaler Tierpark bleiben bis auf weiteres geschlossen. Bürger sollten alle Waldgebiete, Parks und Alleen meiden. Auch der Kölner Zoo hat wieder geöffnet, nachdem er am Sonntag kurzfristig vorsorglich geschlossen wurde. Ein Teil der Tiere wird sicherheitshalber nicht in die Außengehege gelassen.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Am Hauptbahnhof Köln kommt es zu weiteren Einschränkungen als Folge des Sturmtiefs Eberhard. Reisende werden gebeten sich über ihre Zugverbindungen zu informieren. Vor der Information stehen die Menschen Schlange.

Seit dem frühen Montagmorgen werden am Hauptbahnhof keine Züge mehr zur Unterbringung von Gestrandeten genutzt, wie es am Sonntag noch der Fall war. „Der Bahnverkehr wurde heute morgen mit Betriebsbeginn wiederaufgenommen”, sagt Kirsten Verbeek, Pressesprecherin der Deutschen Bahn NRW, am Montagmorgen. Die Unterbringung von Gestrandeten sei damit aufgehoben worden. Es komme jetzt noch vereinzelt zu Verspätungen und Ausfällen.

In der Schanzenstraße in Mülheim wurde am Sonntag ein Auto unter herunterfliegender Dachpappe begraben. Eine Dashcam filmte den Vorfall.

Insgesamt wurde die Leitstelle der Feuerwehr Köln 1300mal alarmiert. Davon entfielen 810 Einsätze auf „Eberhard“. In knapp 30 Fällen mussten die Einsatzkräfte direkt eingreifen, weil Bäume auf Gebäude zu stürzen drohten oder Flachdächer beschädigt wurden und eine akute Gefahr  darstellten. Neben den 190 Berufsfeuerwehrleuten auf den 11 Feuer- und Rettungswachen unterstützte die Freiwillige Feuerwehr mit über 250 Einsatzkräften die Arbeiten.

Leitstelle am Sonntag im Sekundentakt alarmiert

Auf der Leitstelle der Kölner Berufsfeuerwehr hatten die Telefone ab Sonntagmittag im Sekundentakt geklingelt: Zahllose Sturm-Einsätze türmten sich bis 22 Uhr auf, die fast 400 Feuerwehrleute waren im Dauereinsatz. Vier Menschen wurden verletzt.

„Bei den meisten Einsatzstellen handelte es sich um herabgefallene Äste, umgestürzte Bäume, lose Dachverkleidungen oder Bauteilen an Häusern“, berichtete ein Feuerwehrsprecher am Sonntag. In Deutz befreiten die Einsatzkräfte einen Passanten, der unter einem umgestürzten Baum eingeklemmt war.

Auch in der Kleingartenanlage in Ossendorf wurden zwei Menschen von herabfallenden Ästen getroffen und verletzt – die ursprüngliche Notrufmeldung, wonach die beiden von einem umgestürzten Baum eingeklemmt worden waren, hätte sich „vor Ort glücklicherweise nicht bestätigt“, sagte der Sprecher.

Feuerwehr im Einsatz für freie Straßen

„Die Zahl der neuen Einsätze lässt am Abend langsam nach“, sagte ein Feuerwehrsprecher gegen 21 Uhr am Sonntagabend, „unsere Aufgabe ist es nun, den Verkehr am Laufen zu halten.“ 

Herabdrückende Winde und eine leichte Undichtigkeit an einer Gastherme sorgten zudem für einen Rettungsdiensteinsatz in einer Wohnung in der Neustadt-Nord. In der Wohnung stieg die Kohlenstoffmonoxid-Konzentration gefährlich an. Der Bewohner sei vom Rettungsdienst behandelt und dann in eine sogenannte Druckkammer nach Aachen transportiert worden, um seine Blutwerte wieder zu normalisieren, berichtete der Feuerwehrsprecher.

Mit dem Schrecken davon kam die Besatzung eines Notarztfahrzeugs. Auf der Rückfahrt von einem Einsatz krachten herabfallende Dachziegel auf das Auto. Es wurde so schwer beschädigt, dass es aus dem Verkehr gezogen werden musste. „Die Besatzung konnte nach einem kurzen Schockmoment mit einem Ersatzfahrzeug den Dienst wieder aufnehmen“, sagte der Sprecher.

Viele Störungen bei den KVB

Sturmtief „Eberhard“ wirbelte auch den Fahrplan der KVB komplett durcheinander. „Es gab erhebliche Störungen“, bestätigte KVB-Sprecher Matthias Pesch. An verschiedenen Stellen lägen umgestürzte Bäume auf Gleisen und Straßen, Busse und Bahnen hatten dadurch teils massive Verspätungen.

Die Bahnlinien 1, 4, 5, 7, 15 und 18 waren am schwersten betroffen, gegen 18.45 Uhr entspannte sich die Lage und die Bahnen fuhren eingeschränkt wieder.

Zoo um 15 Uhr geschlossen

In Westhoven war eine Schranke in eine Fahrleitung gekracht, auf der Dürener Straße lagen Bäume, weshalb die Linie 7 in beiden Fahrtrichtungen nur eingeschränkt verkehren konnte. Gleiches galt für die Linie 9: Die Strecke war am Mittag für eine Stunde gesperrt, weil Bäume und Äste den Weg zwischen den Haltestellen Autobahn und Steinweg versperrten.

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Der Kölner Zoo wurde wegen des Sturms gegen 15 Uhr geschlossen. Ein dicker Ast sei abgebrochen, ein Dach wurde beschädigt. Verletzt wurde niemand, die Schließung erfolgte aus präventiven Gründen, so Zoochef Theo Pagel. Die Tiere wurden nach Möglichkeit aus ihren Freigehegen evakuiert, darunter die Affen vom Pavianfelsen, die Raubtiere und die Elefanten, so Pagel.

Domplatte aus Sicherheit gesperrt

Auch der Dom und die Domplatte wurden um 16 Uhr gesperrt. Es bestand die Gefahr, dass sich Teile von der Kathedrale lösen und Passanten treffen könnten. Die Domplatte könnte noch bis Montag gesperrt bleiben, weil Mitarbeiter der Dombauhütte erst feststellen müssten, ob sich Teile des Baus gelockert hätten, sagte ein Polizeisprecher.

Auch die Polizisten eilten am Nachmittag von einem Einsatz zum nächsten, zum Beispiel um Straßen oder Gehwege zu sperren – etwa an der Piusstraße/ Ecke Vogelsanger Straße in Ehrenfeld. Hier stürzten Dachziegel auf die Straße. Allein zwischen 13 Uhr und 18 Uhr erreichten die Leitstelle mehr als 300 Notrufe. 

An verschiedenen Orten in der Stadt wurden geparkte Autos von Bäumen, Ästen oder umgewehten Bauzäunen getroffen. Auch am Zoo, am Zeughaus und auf dem Parkplatz des Tierheims in Dellbrück wurden Autos beschädigt. Auf der Holweider Straße in Mülheim deckte der Sturm ein Hausdach ab.

In Deutz sagte ein Fußball-Schiedsrichter aus Sicherheitsgründen das Mittelrheinliga-Duell SV Deutz 05 gegen SSV Merten ab. Ebenfalls in Deutz, an der Siegburger Straße, verwüsteten heftige Böen eine komplette Baustelle. 

Brandmeldeanlagen lösen aus

Zusätzliche Arbeit für die Kölner Feuerwehr verursachten Brandmeldeanlagen, die mit Beginn des Sturms auslösten, so beispielsweise in Krankenhäusern. Durch die heftigen Luftbewegungen und den aufgewirbelten Staub sprangen die Anlagen an, so dass die Einsatzkräfte ausrücken mussten. (mit red/ksta)

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