Sturmtief „Sabine“ in KölnFahrer in zerstörtem Auto kann sein Glück kaum fassen

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Baum auf Auto Militärring HOLECEK

An der Militärringstraße ist ein Baum auf ein Auto gestürzt, die beiden Handwerker im Pkw hatten Glück im Unglück und blieben unverletzt. 

Köln – Tief Sabine schien Köln gerade hinter sich gelassen zu haben, bevor doch noch ein paar heftige Sturmböen durch die Stadt zogen und zwei Elektriker zu den Glückspilzen des Tages wurden. Es war kurz vor 9 Uhr, als ein Baum auf der Militärringstraße in Lindenthal durch den Sturm aus dem Boden gerissen wurde, umfiel und den weißen Kastenwagen der beiden Männer unter sich begrub.

Doch Zufall, ein Wunder oder einfach nur Glück: Die beiden Handwerker blieben unverletzt, kamen ähnlich glimpflich davon wie die ganze Stadt an diesem Montagmorgen.

In einer Mischung aus Schock und Freude berichtete der Fahrer: „Wäre der Baum eine Sekunde früher umgefallen, wären wir jetzt wahrscheinlich beide tot.“ Die Überlebenschance wäre wohl gering gewesen, der Baum traf schließlich den hinteren Teil des Kastenwagens mit voller Wucht.

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Zwischen 8.45 Uhr und 10 Uhr wurde die Militärringstraße zwischen Gleueler Straße und Bachemer Straße gesperrt. Die Feuerwehr befreite das total zerstörte Auto, entfernte den Baumstamm und räumte die Fahrbahn. Mehrere Lastwagen mussten während der Aufräumarbeiten warten.

Doch das ist für die beiden Fahrzeuginsassen nur Nebensache. „Meine Frau hat mir gestern Abend noch geraten, wegen des Sturms nicht zur Arbeit zu fahren“, sagte der Fahrer. „Sie meinte, das ist viel zu gefährlich.“

„Ausweichen geht nicht. Wenn es passiert, passiert es“

Aber er sei trotzdem gefahren. „Ich kann kaum fassen, was ich für ein Glück hatte.“ Und: Der Unfall habe ihm eine große Illusion genommen, wie er sagt: „Ich hätte immer gedacht, dass man bei sowas noch ausweichen kann, aber das kann man nicht. Wenn es passiert, passiert es.“

Dass ein Unfall ohne Verletzte die wohl bemerkenswerteste Szene dieses Sturmtages war, zeigt: Tief Sabine hat Köln nicht mit der befürchteten Wucht getroffen. Große Schäden, die noch am Sonntag für möglich gehalten wurden, sind nicht eingetreten. Die größten Einschränkungen mussten Bahnreisende hinnehmen. Ein Überblick.

Wie fällt die Einsatzbilanz der Feuerwehr aus?

214-mal rückte die Feuerwehr zwischen 20 Uhr am Sonntag und 16 Uhr am Montag zu Sturmeinsätzen aus – insgesamt seltener als erwartet. „Die Anzahl der Einsätze blieb unter unseren Erwartungen“, fasste Christian Miller, Leiter der Feuerwehr Köln, zusammen.

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Der Sturm warf Fahrräder um und verursachte eine Vielzahl von kleineren Schäden in der Stadt. 

„Das Sturmtief Sabine ist ohne Verletzte und größere Sachschäden über Köln hinweggefegt. Dennoch können wir noch keine vollständige Entwarnung geben, da mit weiteren Sturmböen und damit einhergehenden Schäden zu rechnen ist.“ Ungefähr 200 Rettungskräfte seien bisher im Einsatz gewesen.

Welche Schäden gibt es in der Stadt?

Das Amt für Gebäudewirtschaft meldete umgekippte oder abgeknickte Bäume, eingedrückte Fenster, weggewehte Dachziegel, herabgefallene Äste, abgerissene Außen-Jalousien und andere geringfügige Schäden auf ungefähr 20 Schulgrundstücken, an zwei Kitas und am Stadthaus Deutz.

Betroffen war auch die Hauptfeuerwache an der Scheibenstraße in Weidenpesch, die zurzeit saniert und in Teilen neu gebaut wird: An einem Gerüst sind Planen gerissen, im sechsten Obergeschoss gab es einen Wassereinbruch.

Weil an der Realschule Kuckucksweg der Haupteingang wegen Schäden verschlossen bleibt, müssen die Schüler am Dienstag den Nebeneingang nutzen. Am Dom habe es nach ersten Sichtkontrollen keine Sturmschäden gegeben, hieß es aus der Dombauhütte.

Warum war der Sturm in Köln letztlich nicht so verheerend wie befürchtet?

„Wenn ich mir das Ganze so angucke“, sagte Malte Witt vom Deutschen Wetterdienst, „ist es im Großen und Ganzen den Vorhersagen folgend ähnlich abgelaufen.“ Im Vorfeld sei vor Windstärke 10 gewarnt worden, vereinzelt auch mit Stärke 11 bis 12.

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Auch in den nächsten Tagen soll es stürmisch bleiben.

Die maximale Windgeschwindigkeit in Köln habe 105 Kilometer pro Stunde betragen, das entspreche der Stärke 11. Witt: „In der Fläche hätte es allerdings schlimmer kommen können.“

Welche Auswirkungen hatte Sabine auf den Bahn- und Flugverkehr?

Nachdem der Bahnverkehr in NRW am Sonntagnachmittag komplett gestoppt worden war, schickten Deutsche Bahn und die Privatbahnen ihre Züge ab Montagvormittag wieder auf die Strecke – nachdem 50 Einsatztrupps mit Räumgerät und Kettensägen die Strecken abgefahren waren.

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Ein Aufenthaltszug der Bahn im Kölner Hauptbahnhof für gestrandete Reisende am Sonntagabend

Am Flughafen fielen am Montag 65 Starts und Landungen aus, am Sonntag waren es bereits 40. Die KVB sprachen von einem „weitgehend störungsfreien“ Betrieb am Montag. Um 7.15 Uhr musste die Linie 7 für eine Stunde gesperrt werden, weil ein Bahn die Fahrleitung gekappt hatte. Zwischen 8.30 Uhr und 9.40 Uhr war die Linie 7 durch einen Schaden an der Fahrleitung auf Höhe der Dürener Straße dann erneut betroffen.

260 Schulen und 226 Kitas blieben am Montag geschlossen. Wie haben Eltern und Firmen in Köln das Betreuungsproblem bewältigt?

Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Homeoffice an – und viele haben die Möglichkeit am Montag wahrgenommen, hieß es zum Beispiel bei der Rhein-Energie oder bei der Stadtverwaltung. Andere Arbeitnehmer hätten sich frei genommen oder Überstunden abgebaut – wie Tina Wirth.

„Ich habe einen entgegenkommenden Arbeitgeber“, sagte die Sozialarbeiterin, die eine vierjährige Tochter hat. „Heute sind bestimmt viele Kollegen nicht da.“

Wie wird das Wetter in Köln in den nächsten Tagen?

Für Dienstag und Mittwoch sagt der Deutsche Wetterdienst Schauer und vereinzelte Gewitter voraus. Es könne auch weiterhin stürmisch bleiben, so Meteorologe Malte Witt, aber die Windstärke gehe „merklich“ zurück, je weiter die Woche voranschreite.

Öffnen Schulen, Kitas und städtische Sporthallen am Dienstag wieder?

Ja. Es liege allerdings im Ermessen der Eltern zu entscheiden, ob ihre Kinder bei der herrschenden Witterung den Weg zur Schule gefahrlos zurücklegen könnten oder nicht, sagte eine Stadtsprecherin.

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Im Zweifel könnten Eltern ihre Kinder auch am Dienstag noch zu Hause behalten. Die städtischen Sporthallen sind ab sofort ebenfalls wieder geöffnet. 

Hat der Zoo am Dienstag wieder geöffnet? Was ist mit der Flora und den anderen Tierparks?

Der Zoo will am Dienstag wieder um 9 Uhr öffnen. Geschlossen bleiben dagegen vorerst – bis die Sturmwarnungen aufgehoben sind – die Flora und der Forstbotanische Garten, Sportplätze und die Tierparks in Lindenthal und Dünnwald.

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