Talent-Show statt Tatort

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Hunde-Devotionalien gibt’s reichlich n der Fiffibar von Raimund Eck.

Hunde-Devotionalien gibt’s reichlich n der Fiffibar von Raimund Eck.

Südstadt –  Wer die Fiffibar in der Südstadt betritt, dessen Blick fällt schnell auf die lieblichen Augen des Dackels „Fiffi“, der als großes Ölgemälde über der Spirituosensammlung thront. Seit gut zehn Jahren markiert das Maskottchen als Schild auch den Außenbereich der Bar am Severinswall 35. 2009 zog Inhaber Raimund Eck mit seiner Fiffibar von der Rolandstraße in das neue Revier. Seitdem ist die Hunde-Dichte im Veedel sprunghaft angesprungen: „Die Bar schmücken rund 270 Hundebilder, -skulpturen und –figuren“, so das leidenschaftliche „Herrchen“ der Bar. „Vom American Staffordshire Terrier bis zum Dackel ist hier jede Hunderasse vertreten – und es werden immer mehr.“

Nicht nur die Dekoration der Bar lässt vermuten, dass der Gastwirt schon längst auf den Hund gekommen sein müsste. Auch Cocktailnamen wie „Königspudel“ oder „Rantanplan“ scheinen die Manie für die felligen Vierbeiner zu belegen. Doch weit gefehlt: Selbst hat der forsch auftretende, aber seelenruhige Gastronom nie einen eigenen Hund besessen. „Das habe ich auch nicht vor“, so Eck. „Für einen Hund wäre die Bar bei lauter Musik und vollem Betrieb sicherlich nicht das Richtige.“

Die Vorliebe für das Hundethema packte ihn aus ganz pragmatischen Gründen. Nachdem er sich 1999 entschlossen hatte, eine Bar zu eröffnen, schlenderte er auf der Suche nach Ideen für ein Thema über die Flohmärkte Kölns.

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Bis ihm schließlich der verträumte Blick eines Dackels von einer Postkarte aus den 50er Jahren begegnete, der bis heute im Großformat über die Fiffibarwacht. „Da war mir sofort klar: Es muss um Hunde gehen – den Dackel habe ich damals Fiffi getauft. Daher auch der Name der Bar.“ Ein Glücksgriff, denn auf der Suche nach vierbeiniger Deko wurde Eck wieder und wieder fündig. „In Sachen Kitsch sind Hunde – noch vor Katzen und Ponys – einfach unschlagbar. Da hat man zum Dekorieren unendlich viele Möglichkeiten.“

Das Resultat ist unübersehbar: Wände, Decken und jede noch so kleine Nische des Ladens sind mit Abbildern des treusten Begleiters des Menschen versehen. „Zum Beispiel mit den Wackeldackel-Lampen an den Wänden. Die habe ich selbst aus Lampenschirmen und ausrangierten Wackeldackeln zusammengezimmert“, berichtet der Wirt stolz. „Da kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen – alles richte ich selbst ein.“

Doch die Hunde sind nicht die einzige Kuriosität der Fiffibar. Neben Cocktails, Kölsch und elektronischer Musik bietet die Kneipe Stand-up-Comedians und solchen, die es mal werden wollen, mit der „New Material Night“ eine rund vier Quadratmeter große Bühne. Dort können sie sich oder ihre neuen Gags zum ersten Mal vor Publikum ausprobieren.

Bereits seit zwei Jahren bietet das Lokal die Show für Newcomer an. Das Niveau ist dabei durchwachsen, wie Eck mit einem Schmunzeln selbst zugibt: „Manchmal ist es grottenschlecht, manchmal aber auch wirklich gut und lustig. Und häufig ist so ein wenig Selbsttherapie mit dabei.“

Nachwuchs-Comedian Philipp Siedau, für den die Bühne der Bar schon zum zweiten Wohnzimmer geworden ist, gehört dabei schon eher zu den Routiniers. In den acht Minuten seiner Show lässt er seine eigene Art des jugendlichen Rebellentums gegen seine Eltern durchblicken: „Ich weiß gar nicht, warum ich so ein eingestaubter Typ bin. Meine Eltern waren glaube ich einfach zu liberal“, so der junge Comedian.

„Mein Vater wollte immer, dass ich mit anderen Party machen gehe. Mein jugendliches Rebellentum gegen meine Eltern war deshalb etwas ungewöhnlich: Samstagabend zuhause, alleine auf der Couch und Deutschland sucht den Superstar. Nehmt das, ich bleib hier!“

Mit seinem Programm fährt der gebürtige Hesse, der heute in Ehrenfeld lebt, den stärksten Applaus ein. Insgesamt treten zwölf Künstler auf.

Thematisch orientiert er sich wie die meisten Stand-up-Comedians an alltäglichen Erlebnissen – und Geschichten aus seiner Jugendzeit. „Mit Anfang 20 habe ich ja noch gar nicht viel mehr erlebt“, erklärt der talentierte Newcomer mit einem Lächeln. Ursprünglich wollte er – wie sein amerikanisches Idol Conan O’Brien – Moderator werden. „Als ich merkte, dass das nichts wird, habe ich mich nach einer Alternative umgesehen. Da habe ich neben dem Studium Stand-up-Comedy für mich entdeckt“, erklärt Siedau.

Die Fiffibar sei für ihn wie ein kleines Testlabor. „Hier kann ich neue Sketche vor Publikum testen und meine Auftritte verbessern“, so der Student. „An den Reaktionen erkenne ich, was ankommt und was ich lieber aus meinen Nummern streiche.“ Der Vorteil für Publikum und Comedian sei die Enge der Bar. „Uns trennt ja nur eine Stufe auf die Bühne. Das Publikum ist so nah, dass ich noch einige Gesichter erkennen kann. Da ist die Interaktion stärker, als auf großen Bühnen mit viel Scheinwerferlicht“, so Siedau. Mit seinem Auftritt war er dieses Mal zufrieden: „Das hat alles gut funktioniert und wenn man die Lacher vom Publikum hört, hat es sich schon gelohnt.“

Auch bei den Zuschauern kommt die Comedy-Show der unkonventionellen Art gut an. „Ich finde es cool, dass die Auftritte so kurz sind. So bekommt man von vielen Künstlern einen kleinen ersten Eindruck“, so Lotte Tobias, die die Show mit Tim Eicker besuchte. Der teilt den positiven Eindruck: „Da waren ein paar superlustige Sachen dabei“, so der 20-Jährige. „Ich werde auf jeden Fall wiederkommen.“

NEW MATERIAL NIGHT

Die „New Material Night“ findet wöchentlich am Sonntagabend in der Fiffibar am Severinswall 35 statt. Die Show mit zwölf Nachwuchs-Comedians startet um 20 Uhr. Der Eintritt kostet 6,99 Euro. Weitere Informationen zur Bar im Netz:

www.fiffi-bar.de

Philipp Siedau, Comedy-Talent

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