Tannenverkauf in KölnAuch der Weihnachtsbaum ist ab jetzt bio

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Marco Gilles holt seine Bäume normalerweise direkt aus dem Wald. 

Köln – Baum an Baum reiht sich im Verkaufsstand am Eifelplatz. Mehr als hundert Tannenbäume warten darauf, für Weihnachten gekauft zu werden. Aber wer denkt, er bekomme dort einen gewöhnlichen Baum, irrt sich. „Unsere Weihnachtsbäume sind bio“, sagt Jonas Hüning, der die Tannen mit seinem Kollegen Lucas Braun anbietet. Der Gartenbaubetrieb Lüdenbach aus Engelskirchen setzt auf die biologische Anbauweise.

Statt Chemikalien vernichten Schafe das Unkraut zwischen den wachsenden Bäumen. Und die Kunden achten darauf auch bei der Auswahl. „Ich kaufe zum ersten Mal einen Weihnachtsbaum. Normalerweise schlage ich meinen immer selber im Wald, aber dieses Jahr habe ich dazu keine Zeit. Es sollte aber unbedingt ein Bio-Baum sein“, sagt Marco Gilles. Auch wenn es auf den ersten Blick keinen Unterschied zwischen einer Bio-Tanne und einer konventionell angebauten gibt, irgendwann riecht man ihn zumindest, behauptet Hüning. „Die Pestizide dünsten mit der Zeit aus. Einige Kunden haben dadurch sogar Atemwegsprobleme bekommen.“

Wählen kann man zwischen zwei Sorten am Verkaufsstand: der Edeltanne und der Nordmanntanne. Erstere hat einen charakteristischen Tannenduft und ist eher schmal gewachsen. Die zweite hingegen wächst sehr dicht und hat ein satteres Grün. „Da passt dann meistens nur nicht so viel Schmuck dran“, sagt Lucas Braun. Aber einige Kunden stört das nicht, im Gegenteil: Rita Lonyai zum Beispiel kann es nicht buschig genug sein. Nach einigem Suchen entscheidet sie sich für eine große und sehr breite Nordmanntanne.

„Da passen viele Geschenke drunter“, erklärt sie ihre Wahl. Am gefragtesten sind die Tannen um die zwei Meter – ausgerichtet auf die normale Deckenhöhe. Aber auch größere Exemplare mit über drei Metern Höhe stehen zum Verkauf. Rund um den Eifelplatz gibt es viele Altbauwohnungen mit hohen Decken. Da würde ein kleinerer Weihnachtsbaum in den hohen Räumen verloren wirken.

Stand seit 40 Jahren

Seit fast 40 Jahren existiert der Stand am Eifelplatz. Manche Käufer sind zu Stammkunden geworden. „Wir haben ein älteres Ehepaar, das seit dreißig Jahren seinen Baum bei uns kauft. Jedes Jahr bringen sie danach ein Bild von ihrem geschmückten Baum vorbei“, sagt Hüning. Auch für Familientreffen wird der Weihnachtsbaumkauf genutzt.

Nicht selten kommen mehrere Generationen einer Familie und kaufen zusammen ihre Tannen. Damit sie dann auch möglichst lange etwas von ihrem Weihnachtsbaum haben, müssen sie ihm immer viel Wasser geben und am besten nicht direkt neben eine Heizung stellen. „Tannen mögen es so kühl wie möglich“, rät Braun. Manche Kunden scheinen bei der Pflege ihres Weihnachtsbaums ein glückliches Händchen zu haben und lassen ihre Tanne bis Februar oder sogar März stehen.

Aber auch extravaganten Wünschen verschließen sich die Weihnachtsbaumverkäufer nicht. Vor einigen Jahren suchte sich eine Kundin eine schöne, knapp zwei Meter hohe Tanne aus und bat dann darum, alle Äste bis zur Hälfte abzuschneiden. „Da musste ich schon mehrmals nachfragen“, sagt Hüning. Gemacht hat er es trotzdem – übrig blieb einen kahler Stamm, gekrönt von einer Astkugel an der Spitze. „Die Innenarchitektin hatte der Kundin diesen Schnitt empfohlen“, so Braun. Manchmal muss es aber auch etwas mehr sein.

„Wir haben eine Kundin, der es irgendwann nicht mehr reichte, nur einen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer zu haben“, berichtet Hüning. Seitdem kaufe sie immer drei verschiedene große Bäume und baue sich Zuhause ihr eigenes Wäldchen. So unterschiedlich die Bäume, so unterschiedlich sind auch die Wünsche der Kunden.

Schlussendlich wird fast jeder fündig – manche in wenigen Minuten, andere brauchen zwei Stunden, bis sie sich entschieden haben und „ihren“ Weihnachtsbaum mit nach Hause nehmen können. Jonas Hüning und Lucas Braun wollen dabei auch nächstes Jahr helfen.  

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