Tatort Köln-OstheimSchleuser muss wegen Vergewaltigung von Flüchtling ins Gefängnis

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Der Angeklagte wurde zu einer Haftstrafe verurteilt.

Köln – Wegen Vergewaltigung hat das Kölner Landgericht einen 49-jährigen Schleuser zu einer Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt. Der Mann hatte die Flucht einer 29-jährigen Iranerin mitorganisiert, die mehrere tausend Euro an eine Schleuserorganisation bezahlt hatte. Der Angeklagte soll die Frau in einer Wohnung in Ostheim zum Sex gezwungen haben. 

Köln: Schleuser wegen Vergewaltigung angeklagt 

Seit Dezember musste sich der 49-Jährige vor dem Kölner Landgericht verantworten. Laut Staatsanwaltschaft habe der Angeklagte die Iranerin, die zur Tatzeit im März 2018 bereits seit drei Monaten auf der Flucht war, in Italien abgeholt, um sie nach Deutschland zu bringen. „Ich habe mich in dich verliebt“, habe der verheiratete Mann ihr bei der Ankunft in Köln gesagt. 

Nachdem sich Schleuserkomplizen aus der Wohnung in Ostheim entfernt hätten, sei es zu der Vergewaltigung gekommen. Vergeblich versuchte die Frau sich zu wehren, sie gab sogar vor unter Herzproblemen zu leiden. „Sie konnte nicht mit Hilfe Dritter rechnen“, hieß es in der Anklageschrift. Danach habe der Angeklagte den Schleuservorgang fortgesetzt. 

Köln: Flüchtlinge in Kalker Restaurant verpflegt 

Weiter wurden dem Mann insgesamt 30 Fälle von Schleusung vorgeworfen, von denen am Ende zehn abgeurteilt wurden. Vornehmlich soll der Angeklagte Landsleute aus dem Irak nach Deutschland gebracht haben, dazu mit einer dort tätigen Schleuserorganisation zusammengearbeitet und in jedem Fall mehrere Tausend Euro kassiert haben. 

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Mit angemieteten Fahrzeugen soll der Angeklagte meist nach Italien und Ungarn gefahren sein, um dort angekommene Flüchtlinge aufzusammeln. Teilweise wurden ganze Familien nach Köln verbracht, die Kinder sollen dann als unbegleitet deklariert und mit einem fremden Vormund versehen worden sein.

Die Flüchtlinge sollen jeweils um die 10.000 Euro gezahlt haben. Zeitweise soll der Angeklagte die Flüchtlinge in seiner Wohnung in Ostheim untergebracht haben, laut Anklage wurden sie in einem Kalker Restaurant verpflegt. 

Schleuser sprach von Freundschaftsdiensten 

Auch soll der Angeklagte weitere Fahrten von Deutschland nach England organisiert, dazu teilweise auch falsche Pässe für seine „Kunden“ besorgt haben. Drei Jahre soll er bis zu seinem Auffliegen Anfang 2019 so agiert haben. 

Über seinen Verteidiger stritt der Angeklagte zum Prozessauftakt ein professionelles Vorgehen ab, er habe keinen Kontakt zu einer Schleuserorganisation im Irak gehabt. Zwei Fälle räumte der 49-Jährige zwar grundsätzlich ein, es habe sich dabei aber eher um Freundschaftsdienste gehandelt. Auch sei nie viel Geld geflossen; die Anklage hingegen sprach von insgesamt 220.000 Euro. 

Kölner Richter übertrifft Forderung der Staatsanwaltschaft 

Die Verteidigung hatte eine Strafe von nicht mehr als drei Jahren Gefängnis gefordert. Die Staatsanwaltschaft wollte den Angeklagten für sechs Jahre und elf Monate hinter Gittern sehen; die 1. Große Strafkammer um Richter Dr. Achim Hengstenberg verhing sogar noch sieben Monate mehr. 

Neben der Vergewaltigung sahen die Richter ein gewerbsmäßiges Einschleusen von Ausländern als erwiesen an, jedoch nur eine Tatbeute von 10.435 Euro, die eingezogen werden sollen.

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