Tatort KölnPolizisten finden abgeschnittenen Finger in Hotelzimmer

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Die blutige Auseinandersetzung ereignete sich in einem Kölner Hotel.

Köln – Mit einem Gewaltverbrechen in einem Kölner Hotel beschäftigt sich seit Mittwoch das Landgericht. Angeklagt ist ein 35-Jähriger, der dem Umfeld der Rocker-Gruppierung „Hells Angels“ zugeordnet wird. Der Mann wird beschuldigt, einem Kontrahenten im vergangenen November einen Finger abgetrennt zu haben. Allerdings könnte der Angeklagte sich auf eine Notwehrlage berufen.

Köln: Opfer laut Anklage in City-Hotel gelockt

Laut Anklage soll das Opfer unter einem Vorwand in das Hostel am Maritiuswall gelockt worden sein. Videoaufnahmen zeigen, wie eine Frau den 20-Jährigen auf dem Flur in Empfang nimmt und wenig später die Unterkunft wieder verlässt. In Zimmer 133 soll der Angeklagte dem Gegner aufgelauert, ihn überwältigt und attackiert haben. Dann habe der Täter ein Einhandmesser eingesetzt.

Laut Anklage soll der Beschuldigte einen Finger komplett und einen teilweise abgetrennt haben. Freunde berichteten beim Prozessauftakt, dass der Geschädigte mit blutender Hand aus dem Hotel gestürmt sei. Man habe ihn in ein Krankenhaus gebracht. „Da hat man uns gesagt, wir sollen zurück zum Hotel fahren und den Finger holen, den könnte man wieder annähen“, sagte einer der Zeugen.

Kölner Polizisten fanden abgetrennten Finger in Hotelzimmer

Dort sei man dann auf Polizisten getroffen – die fanden einen Finger unter einem Bettpfosten. Der konnte wieder angenäht werden. Optisch ist bis heute der kleine Finger der rechten Hand betroffen, hier fehlt dem Verletzten die Kuppe. Aussagen wollte der Mann dazu aber nicht. Da auch er selbst als Beschuldigter in dem Fall gilt, konnte er im Zeugenstand zum kompletten Sachverhalt schweigen.

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Denn im Kampfgeschehen auf dem Hotelzimmer soll auch der Angeklagte schwer verletzt worden sein. Von Stichen in den Rücken ist die Rede und einer perforierten Lunge. Worum es in der Auseinandersetzung ging, ob Vergeltung verübt wurde, darüber schweigt der Anklagesatz. Auch er wolle zu den Vorwürfen zunächst schweigen, so verkündete es sein Verteidiger Markus Loskamp.

Kölner Landgericht: Zeugenaussagen wenig ergiebig

Anwalt Loskamp stellte nach Sichtung der Videos aus dem Hotel aber heraus, dass nicht der Geschädigte zuerst aus dem Zimmer gestürmt sei, sondern dessen Kontrahent – unabhängig von der Frage, ob es sich dabei um den Mandanten handele. Loskamp stellte auch die These in den Raum, dass womöglich zwei Messer im Spiel waren und nur eines später im Zimmer gefunden wurde.

Wenig ergiebig waren die Aussagen der Freunde des Opfers zum eigentlichen Tatgeschehen. Sie alle beriefen sich auf Erinnerungslücken, man habe auch nie mehr darüber gesprochen. Er habe sich nach dem Vorfall von seinem verletzten Kumpel distanziert, sagte einer. „Warum?“, fragte der Vorsitzende Richter Achim Hengstenberg. Die Antwort: „Ich will nicht auch einen Finger verlieren.“

Weitere Anklage schildert Attacke am Escher See

Dem Angeklagten wird noch eine weitere Tat zur Last gelegt. Vor einem Jahr soll der 35-Jährige eine Frau am Escher See attackiert haben. Laut Staatsanwalt René Gilles soll der Mann das Opfer an den Haaren gepackt, mit dem Kopf in den Sand gedrückt und der Frau „mit seinen Adiletten“ gegen den Kopf getreten haben. „Ich hau dir alle Zähne raus“, soll der Beschuldigte später noch gedroht haben.

Bisher sind in dem strittigen Verfahren noch zwei Verhandlungstage vorgesehen. Ein Urteil ist für den 22. Juni geplant.

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