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Technische ProblemeKVB kann neue Züge zunächst nur auf wenigen Strecken einsetzen

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KVB Hochflurbahn NEU

Erste Auslieferungen der neuen Hochflurbahnen sind Ende dieses Monats geplant.

Köln – Die neuen Hochflurbahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben Probleme mit dem Tür- und Trittstufensystem. Das hat das Unternehmen am Dienstag auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt. Betroffen ist demnach das Ein- und Ausfahren der Stufen an Haltestellen, deren Bahnsteig niedriger liegt als die Türen der Bahn des Typs HF6. Die KVB strebe daher zunächst lediglich eine beschränkte Inbetriebnahmegenehmigung an, sagte ein KVB-Sprecher.

Die Bahnen sollen vorerst nur auf Strecken zum Einsatz kommen, die ausschließlich über hohe Bahnsteige verfügen, so dass ein ebenerdiger Ein- und Ausstieg möglich ist. „Die Trittstufen müssen dort nicht ausgefahren werden“, sagte der Sprecher. Das sei beispielsweise auf der Linie 3 der Fall. Die KVB könne auf diese Weise mit den Fahrzeugen „frühestmöglich ein hohes Maß an Betriebserfahrung unter realen Bedingungen im Streckennetz gewinnen“. Diese Erkenntnisse könnten noch in die gerade angelaufene Serienfertigung eingebracht werden.

Bald erste Auslieferungen

Die ersten Auslieferungen der neuen Hochflurbahnen sind allerdings bereits für Ende dieses Monats geplant. Danach sollen im Januar die Inbetrieb- und Abnahme der Fahrzeuge sowie die weitere Einweisung des Fahrpersonals folgen. Die Inbetriebnahmegenehmigung durch die zuständige Aufsichtsbehörde muss allerdings noch abgewartet werden, bevor die KVB mit den Bahnen tatsächlich Fahrgäste befördern darf.

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Die bisherigen Tests mit den ersten beiden Fahrzeugen seien im erwarteten Rahmen verlaufen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse seien bereits zum Teil in die Konstruktion eingeflossen beziehungsweise sollen bis zur Aufnahme des Fahrgastverkehrs umgesetzt sein. Die Testfahrten hatten im März dieses Jahres begonnen. Dazu wurden Styroporkörper an bestimmten Stellen des Fahrzeugs angebracht, um Extremsituationen nachzubilden, wie etwa eine volle Beladung sowie abgenutzte Radreifen oder Schienen.

Neue Kölner Bahnen sind „hell und großzügig gestaltet“

„Jede Strecke wird abgefahren, das Ergebnis dokumentiert und die Strecke dann für das Fahrzeug freigegeben“, sagte Projektleiter Wolfgang Krause damals. So wurden unter anderem auch Geräusch- und Vibrationsmessungen vorgenommen und Notsituationen simuliert – wie zum Beispiel das Kuppeln auf der Strecke und das Lösen festgefahrener Bremsen.

Die neuen Hochflurbahnen mit jeweils 62 Sitz- und 120 Stehplätzen sind laut KVB „hell und großzügig gestaltet“ und verfügen über einen breiten Durchgang im Gelenk. Die Bahnen sind zudem mit Klimaanlagen und einer Luftfederung ausgestattet, die den Komfort für Fahrgäste und Fahrpersonal erhöhen und die Barrierefreiheit an den Haltestellen gewährleisten sollen.

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Im Innenraum sind die Fahrzeuge mit Multifunktionsanzeigern ausgestattet, auf denen die KVB Fahrgastinformationen und Werbung zeigen kann. Zum ersten Mal seit 25 Jahren kommen auch wieder gummigefasste Seitenscheiben zum Einsatz, die sich bei Bedarf leichter aus- und einbauen lassen. Die KVB investiert in die insgesamt 26 Bahnen 78 Millionen Euro.

Die KVB hatte die neuen Hochflurbahnen des Typs HF6 im Jahr 2015 gemeinsam mit der Düsseldorfer Rheinbahn beim kanadischen Hersteller Bombardier in Auftrag gegeben. 24 der Fahrzeuge sollen auf Kölner Schienen unterwegs sein, im Gebiet der Rheinbahn sollen 59 davon eingesetzt werden. Die Düsseldorfer hatten im August 2020 vorübergehend die Annahme der neuen Hochflurbahnen HF6 gestoppt. Damals gab es bereits Probleme mit den Steuerungselementen für Türen und Trittbretter. Das Unternehmen beklagte zudem Mängel beim Material für den Waggonunterbau sowie bei unsachgemäß geschweißten Nähten.

30 Jahre Nutzungsdauer

Die KVB plant unterdessen für Anfang 2022 eine weitere Ausschreibung zur Bestellung neuer Hochflurbahnen. Das Unternehmen will zunächst insgesamt 66 Fahrzeuge kaufen, die zu einem flexiblen Modulsystem gehören sollen. Die einzelnen Stadtbahneinheiten sind jeweils 30 Meter lang und werden zu 60 Meter langen Doppelzügen zusammengesetzt – optional ist es möglich, ein Zwischenmodul einzusetzen, um die Fahrzeuge auf eine Länge von 70 Metern erweitern zu können.

Die neuen Hochflurbahnen werden die bisherigen Serien 2200 und 2300 ablösen, die 25 beziehungsweise 30 Jahre alt sind. Auch die Bahnen der Serie 5100, die erst 2002 und 2003 in Betrieb gingen, sollen bis zum Anfang der 2030er ausgetauscht werden, da sie nur auf eine Nutzungsdauer von 30 Jahren ausgelegt waren.

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