Abo

Terrorverdacht in NRWKölner Polizei verhindert offenbar möglichen Anschlag

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Ein Spürhund bei der Razzia an der Hohen Pforte.

Köln/Düren – Die Kölner Polizei hat nach eigener Einschätzung einen möglichen Terroranschlag verhindert. „Wir hatten aktuell verdeckte Erkenntnisse, dass ein Anschlag unmittelbar bevorstehen könnte“, sagte der Leitende Kriminaldirektor Klaus-Stephan Becker am Donnerstag.

Bei Razzien hatten Beamte zuvor unter anderem mehrere Wohnungen und eine Baustelle in Köln und Düren durchsucht und insgesamt sechs Männer in Gewahrsam genommen. Einer von ihnen, ein deutsch-libanesischer Konvertit aus Berlin, sei schon seit Jahren als Gefährder bekannt und erst kürzlich nach Düren gezogen. Der 30-Jährige, der eng mit der Berliner Dschihadisten-Szene verbunden sei, habe in einem Gespräch, von dem die Ermittler Kenntnis erlangt hätten, deutlich gemacht, dass er zu einem Anschlag bereit sei.

Wohnung in Düren im Zentrum des Einsatzes

Eine Spezialeinheit und Beamte der Polizei haben seit dem frühen Donnerstagmorgen Wohnungen von Gefährdern aus dem islamistischen Umfeld in Düren und eine Baustelle in Köln durchsucht. Im Zentrum der Ermittlungen stand eine Wohnung in Düren, in der Polizisten nach weiteren konkreten Anhaltspunkten für eine Anschlagsplanung suchten. Die Polizei gab am Vormittag an, die Männer „aus gefahrenabwehrenden Gründen“ in Gewahrsam genommen zu haben. 

Alles zum Thema Herbert Reul

Im Fokus der Razzia gegen die Islamisten stehen zwei Gefährder, die schon seit längerem unter Beobachtung des Staatsschutzes stehen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ handelt es sich bei einem der Männer um einen ehemaligen Prediger des inzwischen verbotenen Berliner Moscheevereins Fussilet 33. In der Radikalenhochburg ging auch der Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri, ein und aus. Der ehemalige Fussilet-Prediger unterhält eine Firma, die an der Kölner Straße Hohe Pforte auf einer Baustelle eingesetzt ist.

Baustelle mit Spürhunden durchsucht

Die Baustelle wurde stillgelegt und mit Sprengstoff-Spürhunden durchsucht. Einer der Spürhunde schlug auf der Baustelle an, Explosives Material wurde aber nicht gefunden.

Auch bei zwei weiteren der sechs Verdächtigen handelt es sich um deutsche Konvertiten. Sie sind 21 und 20 Jahre alt. Der Jüngere plane, Chemie zu studieren, weil seine Glaubensbrüder dies für eine gute Idee hielten, berichtete Becker. Am Donnerstagmittag nahm die Polizei schließlich auch zwei Arbeitskollegen der Männer in Gewahrsam, Der Einsatz zeige, dass die Sicherheitsbehörden in NRW wachsam seien, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU).

Polizei und Verfassungsschutz hätten die Gefährder im Blick – „auch dann, wenn ein Anschlag nicht unmittelbar bevorsteht“. Ungewiss sei noch, wo, wann oder wie die Verdächtigen womöglich ein Attentat begehen wollten, sagte der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob. „Aber zu warten, bis wir genug Beweise haben, war mir zu gefährlich.“ Die Ermittler werten nun mehr als 20 sichergestellte Handys der Verdächtigen aus sowie Laptops und eine Festplatte.

In der Dürener Wohnung von Wael C. und Timo R. fand die Polizei  Baseballschläger, Messer und eine Flasche mit einer Flüssigkeit, die noch untersucht werde. An diesem Freitag entscheidet ein Haftrichter, ob der Gewahrsam für die beiden Hauptverdächtigen auf zwei Wochen verlängert wird. (beq, ts, xl, dpa)

KStA abonnieren