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Therapie zuhauseKölner „Veedel-Physio“ kommt mit Lastenrad zu Patienten

Lesezeit 3 Minuten
Physiotherapeut Jonas Eiken kommt mit dem Lastenfahrrad zu seinen Patienten.

Physiotherapeut Jonas Eiken kommt mit dem Lastenfahrrad zu seinen Patienten.

Köln – Die Patienten, um die sich Jonas Eiken kümmert, haben einen Vorteil: Sie sparen die Zeit der An- und Abreise, denn der Physiotherapeut kommt zu ihnen nach Hause, ins Büro oder ins Hotel. Unterwegs ist er mit einem Lastenfahrrad. In dessen Transportkasten, den er mit einem Freund angefertigt und an das Fahrzeug montiert hat, steckt alles, war er braucht, von der zusammenklappbaren Behandlungsliege über die Trainingsmatte und -bänder bis zur Pilates-Rolle.

Lieber Fahrrad als hochfrequentierte Praxis

Wie kam der 28-Jährige, der sich „Physiotherapeut auf zwei Rädern“ nennt, auf die Idee, sich mit der Ein-Mann-Firma „Veedelphysio“ selbständig zu machen? Zuvor war er ein paar Jahre in einer Physiotherapie-Praxis angestellt, die er dann auch leitete. Dort habe er die Erfahrung gemacht, dass es für Beschäftigte in Vollzeit, aber auch für Väter und Mütter, die ihre Kinder beaufsichtigen, oft schwierig sei, den Termin beim Physiotherapeuten in den Tagesablauf zu integrieren, wenn sie die Zeit, die es kostet, zur Praxis zu fahren, mit einkalkulieren müssen. Außerdem habe es ihn in der stark frequentierten Praxis zunehmend belastet, alle 30 Minuten einen anderen Patienten zu behandeln.

Beide Probleme löste er mit der Gründung von „Veedelphysio“. Eine eigene Praxis aufzumachen wäre ihm aus finanziellen Gründen ohnehin nicht möglich gewesen. Das Lastenfahrrad mit Elektromotor schaffte er sich mit öffentlicher Unterstützung an: Er nahm einen Zuschuss von 40 Prozent der Kosten in Anspruch – aus einem Topf, mit dem das Land NRW die Elektromobilität fördert. Sein Geschäftsmodell trage dazu bei, die Stadt von Verkehrsabgasen zu entlasten, hebt Eiken hervor.

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Aufgewachsen ist er in Recke gut 30 Kilometer nordwestlich von Osnabrück. Dort machte er eine Ausbildung zum Orthopädietechniker. Die Arbeit an der Werkbank lag ihm, doch ihm fehlte der Kontakt zu Menschen. Vor acht Jahren kam Eiken nach Köln, um an der Hochschule Fresenius ein duales Studium der Physiotherapie zu absolvieren. Nach drei Jahren Praxis und einem Jahr wissenschaftlicher Theorie hatte er den Bachelor of Science in der Tasche. Es folgte die Zeit als Angestellter, in der er schließlich begann, zum Teil selbstständig zu arbeiten.

Bedarf ist gestiegen

Das Geschäft nach der vollständigen Wandlung zum mobilen Physiotherapeuten läuft zu seiner Zufriedenheit. 15 bis 20 Patienten besucht er pro Woche. In der Corona-Zeit sei der Bedarf gestiegen, weil die körperlichen Beschwerden, zum Beispiel Rücken- und Nackenprobleme, wegen der vermehrten Arbeit im Homeoffice zugenommen hätten. Eine Behandlung dauert eine Stunde. Die Kundschaft setzt sich zusammen aus Selbstzahlern und Privatpatienten, die ein Rezept bekommen haben.

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite.

Nebenher bringt Eiken in Online-Sitzungen für Studierende der Hochschule Fresenius Pilates-Übungen bei und hält im Auftrag von Unternehmen für deren Mitarbeiter Vorträge, wie sich die Homeoffice-Arbeit besser gestalten lässt.

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