Trödeln für Kamelle

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Raderthal –  Auf 300 Metern hat das Straßenfest in der Schulze-Delitzsch-Straße bei den Besuchern keinerlei Wünsche offengelassen. Von der Live-Unterhaltung mit Gigs lokaler Musiker über das vielseitige kulinarische Angebot mit frischen Reibekuchen, Börek und mediterranen Spezialitäten frisch aus den Küchen der Anwohner war bis hin zur Schnäppchenjagd für alles gesorgt.

Bereits zum 17. Mal stellte die familiär geprägte Straßengemeinschaft das Fest auf der „SDS“, so die liebevolle Abkürzung für eine der kleinsten, aber aktivsten Straßen der Stadt, auf die Beine. Die Stände und das Unterhaltungsangebot stellten dabei die Anwohner größtenteils selbst. Trödeltische und Pavillons voller Bücher, Kleidungsstücke, Schallplatten und Brettspiele – alles wurde direkt vor den offenen Haustüren zum Verkauf angeboten. „Das hat Tradition“, so Mitorganisator Manfred Linke, der das Fest mit seinen Mitstreitern seit Juli vorbereitet hat. „Seit 17 Jahren organisieren wir den Septembermarkt. Dieses Jahr unter dem Motto «Trödeln und Feiern für Kamelle».“

Denn mit den Einnahmen aus den Verkäufen, einer Tombola und einer Versteigerung von Rundflügen über Köln unterstützen die Beteiligten den örtlichen Karnevalszug, „dä kleinste Stroßezoch vun Kölle“. Der wird in der kommenden Session 2020 bereits zum neunten Mal die Schulze-Delitzsch-Straße hoch- und runterziehen. „Damit unsere 111 Zugteilnehmer die Pänz am Straßenrand mit ausreichend Kamelle versorgen können, wird die Hälfte der Einnahmen in süße Wurfwaren investiert“, so Linke. „Die andere Hälfte geht an soziale Projekte hier im Veedel.“

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Der Erlös der Veranstaltung konnte sich bislang immer sehen lassen. „Rund 5000 Euro hat das Straßenfest in den vergangenen Jahren jeweils erzielt“, erklärt Linke. „Bei dem Besucherandrang sollte das auch dieses Mal gelungen sein.“

Als Veranstaltungstipp im Veedel hat sich das Straßenfest schon lange etabliert. Neben der Chance auf Schnäppchen und Gesprächen mit den Nachbarn lohnt sich der Besuch auch für die Kleinen. So wie für den vierjährigen Felix, der nach einem beutereichen Streifzug über den Flohmarkt die Spieleecke des Straßenfests nutzte, um sich vom anstrengenden Shopping zu erholen. „Das Taschengeld war schon nach den ersten Ständen für ein Stofftier und Bücher ausgegeben. Da waren die Geschicklichkeitsspiele hier der perfekte Abschluss für Felix“, resümiert seine Mutter. „Und wir können derweil ein wenig mit den Nachbarn plauschen – so sind alle zufrieden.“ Für die klangliche Untermalung der Veranstaltung sorgte außerdem ein bunter Mix aus Jazz, Pop, Rock und Chanson – natürlich alles „hausgemacht“ von den ansässigen Musikern der Schulze-Delitzsch-Straße. Kurz war der Weg auf die Bühne somit auch für die 15-jährige Elara Selbach, die ebenfalls in der Straße wohnt und die Ohren der Besucher mit ihren Jazz- und Popeinlagen verwöhnte. Für sie hat das Straßenfest bereits nostalgischen Wert: „Für mich gehört das jedes Jahr dazu. Schließlich gibt es das Fest hier in der Straße ja schon länger als mich selbst“, so Selbach mit einem Lachen. Und auch auf den kleinsten Karnevalszug Kölns in ihrer Straße freut sie sich. Der wird, wie in jedem Jahr, am Karnevalssamstag im Straßenkarneval 2020 stattfinden.

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