Trotz CoronavirusKölner Gesundheitsamt warnt vor steigender Grippe-Gefahr

Lesezeit 4 Minuten
5F98880054D07D03

Symbolbild

Köln – Das neuartige Coronavirus mit der Bezeichnung 2019-nCoV hält die Welt in Atem. In Teilen Chinas herrscht der Ausnahmezustand, Tausende haben sich dort infiziert, chinesische Behörden melden – Stand Mittwoch – rund 130 Tote. In Bayern wurde nun vier Fälle bestätigt, das Auswärtige Amt hat eine Teilreisewarnung für China herausgegeben. Auch wenn bislang zumindest in Deutschland zum Glück noch nicht viel passiert ist – es ist ein Drama, zweifellos.

Da gerät es fast zur Nebensache, dass das Kölner Gesundheitsamt am Dienstag vor dem verstärkten Auftreten einer Krankheit warnt, an der in Deutschland in den vergangenen Monaten rund 10.000 Menschen erkrankten und etwa 30 starben: Die Grippe. Nach Angaben der Stadt steigen die gemeldeten Verdachtsfälle der Influenza-Erkrankungen, also der sogenannten echten Grippe, seit Anfang des Jahres „merklich an“.

348 Nachweise von Influenza seit Oktober in Köln

Seit vorigem Oktober wurde in Köln 348 Nachweise von Influenza registriert, teilt die Stadt mit. Allein in den vergangenen drei Wochen waren es 224. In den Kalenderwochen zwei bis vier des Vorjahrs waren es 136, im selben Zeitraum 2018 immerhin 172. Als Grippe-Saison gilt die Spanne zwischen Oktober und September. 1767 Fälle wurden in der Saison 2018/2019 in Köln gemeldet. 2017/2018 waren es sogar 3119 Fälle. Die vorvergangene Saison war jedoch ein besonders schlimmes Grippe-Jahr – in Deutschland erkrankten nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) rund 334.000 Menschen, etwa 25.100 starben. In dem Krisenjahr verzeichnete das RKI zudem verzeichnete neun Millionen Arztbesuche, die der Influenza zugeschrieben werden.

Von solchen Zahlen sind die Mediziner momentan noch weit entfernt. Dennoch merken auch Kölner Ärzte, dass die Grippe verstärkt im Anmarsch ist. „Wir verzeichnen einen Anstieg, bei dem wir im Bundestrend liegen“, sagt etwa Sigrid Krebs, Sprecherin der Kliniken Köln. „Wir haben viele Grippe-Fälle, was aber jahreszeitlich normal ist“, berichtet auch Dr. Jürgen Zastrow, Hals-Nasen-Ohrenarzt aus Riehl.

Köln: Influenza ist „wichtiger als das Coronavirus“

Von einer ausgewachsenen Grippe-Welle wolle er indes noch nicht sprechen. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch dem Labor Dr. Quade, einem medizinischen Labor, in dem Kölner Ärzte Proben ihrer Patienten unter anderem auf Influenza untersuchen lassen. „Die Zahlen ziehen im Moment ein bisschen an. Wir rechnen mit dem Höhepunkt aber erst im Februar oder März“, erklären Dr. Annegret Quade und ihre Kollegen. Die Uniklinik beobachtet seit der zweiten Januarwoche einen Anstieg der Influenzafälle, sagt Prof. Dr. Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Köln.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das Thema Grippe sei hierzulande „im Moment viel wichtiger als das Coronavirus“, sagt Krebs und betont, dass gefährdete Menschen sich unbedingt gegen Influenza impfen lassen sollen. Dazu ruft nun auch das Gesundheitsamt auf. Besonders ältere Menschen ab 60 Jahren, Personen mit chronischen Erkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem, Fettleibige, Schwangere oder medizinisches Personal gehörten zu den Risikogruppen und sollten sich bis schleunigst impfen lassen, sofern sie es noch nicht sind.

Köln: Grippe wird per Tröpfeninfektion übertragen

„Nach einer Impfung gegen Influenzaviren dauert es etwa 14 Tage bis ein ausreichender Impfschutz aufgebaut wird. Daher sollte eine für die aktuelle Grippesaison noch nicht erfolgte Impfung so rasch wie möglich nachgeholt werden. Da auch im März noch viele Influenza-Virus-Infektionen auftreten, kann eine Impfung bis Ende Februar sinnvoll sein“, erklärt Uniklinik-Virologie Klein. „Insgesamt sind die Impfquoten in den empfohlenen Zielgruppen in Deutschland zu niedrig. Dies gilt besonders für medizinisches Personal und Schwangere“, moniert das RKI. Die Zielvorgaben der Europäischen Union, wonach zum Beispiel bei älteren Menschen eine Impfquote von 75 Prozent vorgesehen ist, werde in Deutschland nicht annähernd erreicht. Laut RKI waren 2017 gerade einmal 34,8 Prozent der Personen über 60 Jahre geimpft.

Die Grippe wird per Tröpfeninfektion übertragen, etwa durch Speichel beim Sprechen, Husten, Niesen oder beim Händeschütteln. Anders als bei einer eher langsam beginnenden Erkältung, treten die Symptome bei einer echten Grippe in der Regel sehr plötzlich auf. Betroffene klagen über hohes Fieber und Husten sowie Muskel-, Glieder- und Kopfschmerzen. Bei ohnehin gefährdeten Personen können Komplikationen auftreten die schlimmstenfalls tödlich enden.

Um eine Weiterverbreitung der Grippe zu verhindern, sollte man nicht in die Hände, sondern in die Ellenbeuge niesen oder husten. Papiertaschentücher, die nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden, sind besser als Stofftaschentücher. Regelmäßiges Händewaschen senkt das Risiko, die Influenza weiterzutragen und schützt gleichsam gesunde Personen vor einer Ansteckung.

KStA abonnieren