Trotz dritter EheWarum Festkomitee-Chef Kuckelkorn heute im Kölner Dom heiraten darf

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Christoph Kuckelkorn heiratet Katia Gonçalves-Wittke.

  • Der Kölner Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn wird am heutigen Samstag im Kölner Dom heiraten.
  • Für ihn ist es bereits die dritte Ehe, für seine Braut die zweite. Die katholische Kirche ist für ihre Strenge bezüglich Wiederverheiratungen bekannt.
  • Drücken die Kirchenvertreter für den bekannten Karnevalisten beide Augen zu? Die Redaktion erklärt die Hintergründe.

Köln – Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn heiratet am kommenden Samstag im Kölner Dom, obwohl es für ihn schon die dritte Ehe ist – diese Nachricht hat am Wochenende viele Kölner irritiert. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Eine Hochzeit im Dom – ist das überhaupt erlaubt?

Nein. Zumindest im Hauptschiff nicht. „Dort ist meines Wissens nach in der Geschichte des Kölner Doms bisher noch nie ein Paar getraut worden“, sagt Stadt- und Domdechant Robert Kleine. „Auch Trauerfeiern sind eine ganz große Ausnahme.“ Sie können nur dann im Hauptschiff des Doms stattfinden, wenn die erwartete Anteilnahme besonders groß ist und der Verstorbene von herausragender Bedeutung für die Stadt Köln oder für die katholische Kirche war – so war es bei Willy Millowitsch oder Konrad Adenauer.

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Möglich sind Trauungen aber in der Sakramentskapelle des Doms. 30 bis 40 Paare lassen sich hier jedes Jahr trauen – und dieses Jahr eben auch Christoph Kuckelkorn. „In wenigen Ausnahmefällen, zum Beispiel bei Messdienern oder Mitarbeitern des Doms, werden zudem Trauungen in der Marienkapelle im Dom erlaubt“, sagt Kleine.

Also kann sich jeder in der Sakramentskapelle im Kölner Dom trauen lassen?

Durchaus, sofern das Paar die Bedingungen für eine katholische Trauung erfüllt. Demnach muss wenigstens einer der Partner der katholischen Kirche angehören. Ferner dürfen weder Braut noch Bräutigam durch eine gültige Ehe gebunden sein.

Kuckelkorn war aber zuvor schon zweimal verheiratet, seine Lebensgefährtin auch schon einmal.

Kuckelkorn war nur mit seiner ersten Frau, die bei einem Verkehrsunfall gestorben war, kirchlich verheiratet. „Für die Kirche gelte ich als verwitwet“, sagt Kuckelkorn. Seine zweite Frau hatte der heute 53-Jährige nicht kirchlich, sondern lediglich standesamtlich geheiratet. Kuckelkorns aus Brasilien stammende Lebensgefährtin Katia Gonçalves-Wittke (38) war bereits einmal mit einem deutschen Mann verheiratet – allerdings ebenfalls nicht kirchlich, da dieser keiner Religionsgemeinschaft angehörte. Nach katholischem Verständnis ist eine standesamtliche Hochzeit nicht gültig geschlossen – sie fällt nicht unter das Gebot zur Unauflöslichkeit der Ehe. Gemäß katholischer Lehre werden Eheleute, die nach einer Scheidung wieder heiraten, nicht zu den Sakramenten zugelassen. Kuckelkorn und seine Lebensgefährtin gelten aber für die Kirche als „verwitweter Mann und bislang unverheiratete Frau“. Normalerweise äußere er sich nicht zu Hochzeiten, sagt der Domdechant. „Da das Thema aber öffentlich thematisiert wurde, kann ich sagen, dass wir auch in diesem Fall geprüft haben, dass aus kirchenrechtlicher Sicht keine Vorehe bestand.“

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Wie läuft eine Hochzeit in der Sakramentskapelle ab?

Der Dom ist keine Pfarrkirche. Daher bringt das Hochzeitspaar den Geistlichen selbst mit. Eine Trauung ist – wie übrigens auch eine Tauffeier – nur samstags um 15 Uhr oder 16.30 Uhr möglich. In der Adventszeit bis zum 6. Januar und in der Fastenzeit finden keine Hochzeiten und Trauungen statt. Die Kapelle bietet Platz für 70 Personen, Termine können bis zu sechs Monaten im Voraus vereinbart werden. Die Kirche stellt die Sakramentskapelle zur Verfügung. Kosten entstehen nur für gewünschten Blumenschmuck und eine musikalische Begleitung durch einen Organisten. Die Glocken läuten nach einer Hochzeit in der Sakramentskapelle nicht, es besteht auch keine Möglichkeit für einen Empfang vor dem Dom. Lange Wartelisten für Hochzeiten in der Kapelle gibt es laut Domdechant nicht.

Warum traut Domdechant Kleine Kuckelkorn und seine Lebensgefährtin selbst?

„Wir sind uns oft begegnet und inzwischen befreundet. Ich freue mich daher, die beiden im kleinen Kreis zu trauen“, sagt Kleine. Klüngel ist das nicht – jedes Paar kann sich den Geistlichen selbst aussuchen.

Und wie kommt es zur geplanten Audienz beim Papst während der Flitterwoche des Ehepaars?

Auch die ist ohne kölsche Klüngelei zustande gekommen. „Bei der normalen Audienz des Papstes gibt es immer einen besonderen Bereich für frisch verheiratete Paare, die dann eigens von Papst Franziskus begrüßt und gesegnet werden“, sagt Kuckelkorn. Das gelte ohne Promi-Bonus für jeden. Man müsse sich nur über den jeweiligen Erzbischof anmelden. „Das haben wir getan und Georg Gänswein, der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat das dann weitergeleitet.“

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