Abo

Trotz niedriger InzidenzStadt Köln hält an strengeren Corona-Regeln fest

Lesezeit 5 Minuten
Ordnungsamt Köln

Mitarbeiter des Kölner Ordnungsamts während der Corona-Pandemie (Symbolbild)

Köln – Die Corona-Zahlen sinken weiter, dennoch sei weiterhin Vorsicht geboten, mahnte Andrea Blome, Leiterin des städtischen Krisenstabs. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, betonte sie. „Gerade durch neue Mutationen des Virus können die Infektionen wieder rasant steigen. Einen erneuten Rückschlag müssen wir unbedingt vermeiden.“ Nicht zuletzt deshalb habe der Krisenstab beschlossen, an Alkoholverboten und der Maskenpflicht in verschiedenen Teilen der Stadt festzuhalten, obwohl das Land NRW Lockerungen erlaubt. Der Überblick.

Warum bleiben Alkoholverbote und Maskenpflicht bestehen?

Die Inzidenz ist niedrig, die Entwicklung der Infektionszahlen erfreulich. Dennoch hält die Stadt am Alkohol- und Verweilverbot an Hotspots wie dem Viertel um den Zülpicher Platz, der Altstadt und Abschnitten am Rhein fest. Auch die in Teilen der Stadt geltende Maskenpflicht im öffentlichen Raum wie in Einkaufsstraßen oder auf Spielplätzen bleibt bestehen.

Alles zum Thema Robert-Koch-Institut

Bislang schon setzte die Stadt mit Hilfe einer Allgemeinverfügung einige strengere Regeln um, als es das Land NRW eigentlich vorsieht. Diese Allgemeinverfügung werde am Montag verlängert, erklärte Blome. Die Maskenpflicht auf Spielplätzen etwa hatte die Landesregierung am Donnerstag aufgehoben. Angesichts des Beginns der Fußball-Europameisterschaft und des schönen Wetters erwartet Blome wieder viele Menschen auf den Straßen, in den Grünanlagen und in den Biergärten.

„Wir kennen ja unsere Kölnerinnen und Kölner. Alle wollen raus“, sagte die Krisenstabsleiterin. „Wir haben aus den vorigen Sommer gelernt.“ Damals waren die Infektionszahlen Ende August wieder angestiegen. Deshalb werde auch das Ordnungsamt am Wochenende die Einhaltung der Corona-Regeln in der Stadt verschärft im Blick haben. „Wir haben auch die Polizei um Unterstützung gebeten“, sagte Blome weiter.

Welche Lockerungen gibt es trotzdem?

Köln hat eine stabile Inzidenzzahl von unter 35 erreicht. Deshalb trat am Freitag Stufe 1 der NRW-Coronaschutzverordnung in Kraft, die Lockerungen gestattet. Im öffentlichen Raum können sich Angehörige aus fünf Haushalten treffen. Die Außengastronomie kann ohne Test genutzt werden. Solange die NRW-Inzidenz unter 35 liegt – aktuell ist sie bei 22,3 – ist auch für die Innengastronomie kein Test nötig. Konzerte in Innenräumen sowie Besuche in Theater, Oper und Kino sind mit Test für bis zu 500 Menschen möglich.

Lesen Sie hier die Übersicht der aktuellen Regeln und Lockerungen seit der Inzidenzstufe 1.

Clubs und Diskotheken dürfen ihren Außenbereich für bis zu 100 Menschen mit Test öffnen. Die Sonderregeln für Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern Fläche entfallen. Tagungen und Kongresse dürfen draußen und drinnen mit Test für bis zu 1000 Teilnehmer stattfinden.

Draußen und drinnen ist zudem Kontaktsport mit bis zu 100 Menschen möglich – innen sind bis zu 1000 Zuschauer mit Test erlaubt beziehungsweise maximal 33 Prozent der Kapazität. Freibäder können ohne Test besucht werden, Bordelle mit Test.

Wie geht es mit dem Impfen voran?

Bislang haben fast 50 Prozent der Kölner eine Erstimpfung erhalten. 24,5 Prozent sind vollständig geimpft. Doch das Impfen ist ins Stocken geraten. Da die Lieferungen mit neue Präparaten ausbleiben, bleiben die Erstimpfungen im Impfzentrum in der Köln-Messe „bis auf weiteres ausgesetzt“, sagt Feuerwehrchef Christian Miller. Dort wurden bislang die meisten Menschen versorgt.

„Wir haben zu wenig Impfstoff, um den Wegfall der Impfpriorisierung umzusetzen“, erklärt Miller weiter. Dabei wäre es derzeit nötig, auch jüngere Leute zu impfen, die vor der Aufhebung der Priorisierung außen vor geblieben waren und nun kaum an eine Impfung herankämen, erklärt Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts.

Auch die Fortsetzung der Impfaktionen in Stadtteilen wie Chorweiler, Meschenich und Kalk oder der in Mülheim, die noch bis Sonntag stattfindet, sei mangels Impfstoff gefährdet. Die Bitten der Stadt um weitere Sonderkontingente an Impfdosen blieben bislang erfolglos. Man habe bislang „noch keine Antwort des Landes“ erhalten, sagte Blome. Die Impfungen in Brennpunkten enden diese Woche, ohne weiteren Impfstoff könnten sie voraussichtlich nicht fortgesetzt werden, mahnte Miller. Bislang haben bei den Aktionen in den Stadtteilen rund 9000 Menschen eine Spritze erhalten. Die Dosen für die zweiten Injektionen der Teilnehmer habe die Stadt „bevorratet“, neue Impfaktionen könnten nur stattfinden, „wenn dafür auch Impfstoff da ist“, sagt Miller.

Wie ist die Lage in den Krankenhäusern?

Die Zahl aller Covid-Patienten hat sich in den vergangenen Wochen nach Worten von Nießen um rund 70 Prozent verringert, die der Intensivpatienten um rund 50 Prozent. Zurzeit werden 97 Menschen in Krankenhäusern betreut, davon 59 auf der Intensivstation. In Köln sind aktuell 27 Intensivbetten frei.

Was machen die Teststellen?

Aktuell gibt es 809 Teststellen. Sie sind – je nach Tag – zwischen rund 40 bis 67 Prozent ausgelastet, es gibt also genug Kapazitäten. 25 Mitarbeiter der Stadt kontrollieren, ob die Teststellen alle Bestimmungen, zu denen sie sich verpflichtet haben, einhalten. Etwa 100 haben sie bislang überprüft. Nießen hofft, dass in einem Monat alle Teststellen kontrolliert wurden.

Wann und wie bekomme ich einen digitalen Impfnachweis?

Ab kommendem Montag können bereits Geimpfte einen digitalen Impfnachweis in vielen – zunächst nicht allen – Apotheken erhalten. Auf dem Portal www.mein-apothekenmanager steht ab kommender Woche, welche Apotheken sich beteiligen. Gesundheitsamtschef Nießen rechnet damit, dass  in Köln zunächst etwa jede vierte Apotheke den Service anbietet.

Bürgerinnen und Bürger müssen einen analogen Impfnachweis und ihren Personalausweis mitbringen und erhalten dann einen QR-Code, den sie auf ihrem Smartphone in die Corona-Warn-App oder die App „Cov Pass“ des Robert-Koch-Instituts einscannen können.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die Apothekerkammer Nordrhein bitten jedoch darum, nur wenn nötig direkt am Montag die Apotheken aufzusuchen. So soll ein Ansturm vermieden werden.  Voraussichtlich ab Mitte Juli können auch Arztpraxen die QR-Codes ausgeben. Wer sich neu impfen lässt, erhält den QR-Code direkt nach erfolgter Zweitimpfung in Impfzentren oder bei Ärzten – sofern sie es schon anbieten, denn auch hier werden sukzessive Einrichtungen und Praxen technisch dafür ausgerüstet. Im Kölner Impfzentrum zum Beispiel funktioniert das noch nicht, die Stadt sei hier in der Abstimmung mit dem Land und Kassenärztlicher Vereinigung. Das klassische gelbe Impf-Heftchen gilt nach wie vor und weiterhin.

KStA abonnieren