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Trotz Problemen mit AstrazenecaKölner Impfzentrum will an Tempo festhalten

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Impfstoff Astrazeneca

Zwei Ampullen des Astrazeneca-Impfstoffes.

Köln – Die Probleme rund um die Impfungen gegen das Corona-Virus bestehen weiter. Immer noch können die Hersteller nicht ausreichend Impfstoff liefern, zudem kommen neue Schwierigkeiten mit den Impfstoffen von Astrazeneca und Johnson & Johnson hinzu. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte Anfang April empfohlen, Astrazeneca in der Regel nicht als Impfstoff für Zweitimpfungen bei Menschen unter 60 Jahren einzusetzen. Bund und Länder waren am Wochenende der Empfehlung per einstimmigen Beschluss gefolgt. In den USA wird der Impfstoff von Johnson & Johnson untersucht, da es nach der Impfung auch hier vereinzelt zu Hirnvenenthrombosen gekommen war. Der Hersteller hatte den Markstart in Europa verschoben. Fraglich ist, ob die neuen Probleme auch Auswirkungen auf die Kölner Impfstrategie haben.

Nein, sagt der leitende Impfarzt im Kölner Impfzentrum, Jürgen Zastrow. In der Deutzer Messe würden auch in dieser Woche täglich 4000 bis 5000 Impfungen durchgeführt. Weil sich bereits abgezeichnet habe, dass Astrazeneca als Impfstoff für Zweitimpfungen ausfalle, habe man längst die Termine angepasst. Es gebe zudem genügend Patienten, die sich freiwillig mit Astrazeneca impfen ließen. Auch Impfstoff von Johnson & Johnson fehle nicht. „Johnson und Johnson war eine Hoffnung, aber keine Planung.“ Am Wochenende war eine vierte Impfstraße eröffnet worden, sodass bis zu 7000 Impfungen möglich wären. „Wir sind aber nicht am Limit“, so Zastrow. Noch sei der Impfstoff generell knapp.

Kritik an Astrazeneca übertrieben

Die Entscheidung der Stiko zu Astrazeneca hält Zastrow übrigens für unbegründet. „Keine mir bekannte Impfkommission der Welt sieht das so wie die Deutschen“, sagt der Arzt. „Ich kenne keine Studie, die sagt, dass von Astrazeneca eine erhöhte Gefahr ausgeht.“ Während üblicherweise bei 75.000 Impfungen andere Impfstoffe ein Geimpfter sterbe, liege die Rate bei Astrazeneca bei 1:100.000. Zudem habe die Universität Greifswald berichtet, dass medizinische Probleme in den Griff bekommen werden könnten. „Man kann die medizinischen Probleme diagnostizieren und behandeln.“ Weiterhin sei die Stiko-Entscheidung nicht nachvollziehbar, weil sich die medizinischen Probleme bereits bei der ersten Impfung zeigen müssten. „Tritt das Problem beim ersten Mal nicht auf, tritt es auch beim zweiten Mal nicht auf.“

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Die Hausärzte kämpfen indessen mit einer hohen Nachfrage nach Impfterminen. „Derzeit stehen die Telefone nicht still“, sagt der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Oliver Funken. „Es gibt sehr emotionale Patienten, die wollen einen Termin und es gibt Arzthelferinnen, die bekommen Weinkrämpfe.“ Derzeit impften schätzungsweise 50 Prozent der etwa 400 Hausärzte in Köln. Nach wie vor müssten die meisten mit etwa 20 Impfdosen auskommen. „Das ist zu wenig, wir müssen mehr Impfstoff in die Praxen bekommen“, so Funken. Seiner Meinung nach müsse man jetzt Astrazeneca auch an Jüngere verimpfen, um später Zweitimpfungen mit Biontech/Pfizer durchführen zu können. Momentan gelte es so viel zu impfen, wie es gehe, um die Intensivstationen, die bald am Limit seien, zu schützen.

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