Köln – Zuschauer der aktuell laufenden RTL2-Serie „Armes Deutschland – stempeln oder abrackern“ verfolgen die Geschichten der Kölner Paare Isabella (27) und Dennis (34) sowie Carola (33) und Willi (39) mit einiger Fassungslosigkeit. 

In der Sendung erzählen Dennis und Isabella, dass sie aus Überzeugung von Sozialleistungen leben. Unverblümt erachtet der 34-Jährige „2000 bis 3000 Euro“ pro Monat als angemessene Unterstützung vom Staat. Fordert sogar: „Ein Whirlpool und eine Haushälterin sollte das Amt schon bezahlen.“

Bei dem anderen Paar sieht es etwas anders aus. Obwohl Willi einen Job hat – er verdient immerhin 1600 Euro im Monat – wohnten die zwei auf der Straße. Carola aber macht sich keine Mühe, einen Job zu finden. „Hartz IV“ zu beantragen, sei ihr zu anstrengend. „Da muss man einen Antrag mit sechs Seiten und den ganzen Kram einreichen. Das ist einfach zu viel. Stress pur“, sagt sie.

Menschen, die täglich einer Arbeit nachgehen und mit ihren Steuergeldern die Leistungen finanzieren, verärgert das. In sozialen Medien schimpfen viele über die Kölner Paare und sehen Vorurteile bestätigt.

Mit der Ignoranz und Verweigerung, wie sie in der Sendung gelebt werden, hat auch das Kölner Jobcenter zu tun. Da gilt dann: Wer nicht hört, kriegt weniger Geld.

Mehr als 115.000 Hartz-IV-Empfänger

In Köln gibt es derzeit mehr als 115.000 Hartz-IV-Empfänger. Der „Express“ fragte beim Kölner Jobcenter nach: Sind diese Paare die Ausnahme oder die Regel? Die aktuellen Zahlen über Leistungskürzungen spiegeln die Haltung der Kölner Hartz-IV-Empfänger wider.

So wurde zwischen Januar und April 2018 insgesamt 4557-mal das Geld von Sozialhilfeempfängern um 20 Prozent gekürzt. Bei dem aktuellen Regelsatz in Höhe von 416 Euro machen das 83,20 Euro, die einbehalten werden.

Gründe für Leistungskürzungen

Und was sind die Gründe? Eine Sprecherin erklärt: „Die meisten Leistungskürzungen wurden vorgenommen, weil Leistungsbeziehende nicht zum Angebot erschienen, das im vorangehenden Gespräch mit ihnen besprochen und vereinbart wurde.“

Diese Gruppe bildet bei den Kürzungen mit 80 Prozent den Löwenanteil. Zehn Prozent der Menschen wurde die Grundsicherung gekürzt, weil sie etwa keine Unterlagen eingereicht haben oder nicht zu Terminen erschienen sind. Die restlichen zehn Prozent haben die ihnen vermittelte Arbeit verweigert. (red)