Übergabe an das Kölner StadtarchivDachbodenfund ist eine kleine Sensation

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Das Diplom von 1886

Köln – „Das ist ein hochkarätiges Dokument. Ein solcher Fund ist wirklich selten.“ Max Plassmann, stellvertretender Leiter des Historischen Archivs, war begeistert. Der Kölner Männer-Gesang-Verein (KMGV) übergab dem Archiv ein mehr als ein Quadratmeter großes, reich verziertes und bestens erhaltenes Diplom, das ein Herr Heinrich Auer als aktives Mitglied des Vereins 1886 erhalten hatte. Entdeckt wurde es durch Zufall auf einem Dachboden in Gerolstein. Der Finder hatte sich sofort beim Verein gemeldet, weil er ahnte, dass er da etwas ganz Besonderes in den Händen hielt.

Auf der Lithographie ist der preußische Adler zu sehen und Girlanden mit Medaillen von Sängerfesten und Daten von Reisen des 1842 gegründeten Chors. Hauptmotiv ist die Heilige Cäcilie, die Schutzpatronin der Sänger und Musiker, umgeben von Putten. Das Diplom ist gedruckt, lediglich Name und Datum wurden handschriftlich eingetragen.

Einer der wichtigsten Vereine in Köln

„Es war eine Standardurkunde für neue Mitglieder“, so Plassmann. Aber warum ist sie dann heute so selten? „Wohl gerade, weil es Standard war. Die Besitzer haben es nicht besonders geschützt oder aufbewahrt, viele wurden vielleicht irgendwann weggeworfen.“ Oder auf dem Dachboden vergessen.

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Simon Wendring (l.) und Gerd Schwieren (r.) übergaben das historische Dokument an Max Plassmann.

Die aufwendige Gestaltung zeige aber das Selbstbewusstsein des Chores und seine Stellung in der bürgerlichen Gesellschaft. „Es war einer der wichtigsten Vereine der Kölner Geschichte in den letzten 200 Jahren.“ KMGV-Präsident Gerd Schwieren ist besonders stolz auf die vielen „Tourneedaten“ auf dem Diplom. So reiste der Chor schon 1853 nach London. „Auf Einladung der Queen.“ Wer damals in den Verein eintreten wollte, der sollte möglichst auch ein Instrument spielen, musste ein halbes Jahr Probezeit absolvieren und brauchte zwei Bürgen. „Die Bürgen-Regel wurde erst in den 1970er Jahren abgeschafft. Ich musste sie noch haben“, sagte Gerd Schwieren.

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Der KMGV gibt schon seit Jahrzehnten seine Dokumente ins Stadtarchiv. Auch sie versanken beim Unglück in der Baugrube. „Sie sind in einem gemischten Zustand, aber das allermeiste ist restaurierbar“, so Max Plassmann. Das Diplom wird jetzt mit einer Signatur versehen und eingeordnet.

Konzert in der Philharmonie

Heute bekommen Neumitglieder des etwa 200 Sänger zählenden Chores eine Anstecknadel. Ob demnächst vielleicht Kopien des historischen Diploms verteilt werden, könne man mal diskutieren, so Schwieren. Aber zunächst gibt es am 26. Juni um 16 Uhr das große Konzert „Schubert und sein musikalischen Zeitgenossen“ in der Philharmonie.  

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