Umfrage bei „Rund um Köln“Köln ist für Radfahrer ein gefährliches Pflaster

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Unsere Autorin Anna Hörter mit ihrem Rad

Köln – Eine kleine Pfütze auf meinem Sattel reicht mir normalerweise, um mein Rad stehen zu lassen. Bei schlechtem Wetter trete ich grundsätzlich nicht in die Pedale. Ich bin eben ein absoluter Schönwetterfahrer. Nur ausnahmsweise setze ich mich an diesem Sonntagmittag trotz des fehlenden Sonnenscheins auf den Drahtesel. Denn zu einem Radrennen mit der KVB fahren, das geht nun mal gar nicht – auch nicht als Zuschauer.

Zu diesem Zeitpunkt sitzen 4000 Hobbyradler schon seit einer Stunde im Sattel. Um 11 Uhr sind sie vom Rheinauhafen in die 102. Ausgabe des Turniers „Rund um Köln“ gestartet. Die meisten sind irgendwo im Bergischen, als ich die Zielgerade erreiche. Unter den Zuschauern finde ich lauter Radsportbegeisterte.

Autos übersehen Radfahrer

Aber wie sieht es bei ihnen mit dem alltäglichen Radfahren in der Stadt aus? „Ich fahre eigentlich nur Rad, wenn es nicht zu doll regnet“, sagt Zuschauerin Lisa Bauer.

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Sie fasst die Situation für Radfahrer auf Kölner Straßen mit zwei Wörtern zusammen: geht so. „Immer wieder übersehen Autos Radfahrer, wenn sie rechts abbiegen. Das ist immer eine schwierige Situation“, urteilt die 28-Jährige und zieht weiter, um sich das Rennen der Profis anzuschauen.

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Andere finden deutlichere Worte. „Zur Arbeit fahre ich nicht mit dem Rad. Ich bringe den Kleinen auf dem Weg noch weg, und das ist mir im Berufsverkehr mit dem Rad zu gefährlich“, beschreibt Teilnehmer Thomas Groß. Alleine setze er sich trotzdem gerne auf den Sattel. „Aber man geht eben das Risiko ein, angefahren zu werden.“

Auch Teilnehmer Pierre Delhaes findet nach seinem Rennen kritische Worte. „Viele Autofahrer nehmen keine Rücksicht auf Radfahrer und halten zum Beispiel den Sicherheitsabstand nicht ein“, sagt der 33-Jährige und zählt weiter auf:

Radwege in schlechtem Zustand, zu schmale Passagen und – der Klassiker – das Diebstahlrisiko. „Ich kann nicht verstehen, warum die Stadt da nichts macht. Es gibt ja Fahrradboxen oder -parkhäuser, die man am Bahnhof etwa aufbauen könnte“, sagt auch Zuschauer Kai Kluth.

Unweit des Waidmarktes treffe ich auf Zuschauerin Inge. Die 75-Jährige verfolgt das Rennen schon seit dem Start durch das Fenster ihrer Wohnung. Jeden Teilnehmer begleitet sie mit Jubelrufen und Applaus. Dabei schwenkt sie eine FC-Fahne, die auch die Hymne abspielen kann. Inge ist eben ein erprobter Radsportfan. Selber schwingt sie sich aber nicht mehr in den Sattel.

„Früher mit dem Fahrrad, heute mit dem Rollator“, sagt sie schlicht. Aber Leidenschaft bleibt Leidenschaft. „Auf dem Fahrrad durch den Wald zu fahren – diese Freiheit ist mit nichts zu vergleichen“, sagt die Anwohnerin und erzählt von Touren nach Zons oder Zündorf. Nur in Köln habe sie das Rad stehen gelassen. Die Straßen waren ihr zu gefährlich.

Doch auch wenn die Stadt im Radalltag zu wünschen übrig lässt, beim Rennen läuft es besser. Besonders die Strecke außerhalb der Innenstadt hat es etwa Teilnehmer Delhaes angetan. „Dort waren die Zuschauer Feuer und Flamme.“ Nächstes Jahr will er wieder dabei sein und sich von ihnen anfeuern lassen. Zuerst sieht er sich aber jetzt das Rennen der Profis an – besonders den Top-Sprinter Marcel Kittel. Die deutsche Hoffnung wird sich an diesem Abend nach viereinhalb Stunden mit Rang fünf begnügen. Sieger wird der Ire Sam Bennet.

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