Umstrittene PläneKölner Polizeipräsident entschuldigt sich für „Fresse“-Aussage

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Polizeipräsident Uwe Jacob

Polizeipräsident Uwe Jacob

Köln – Polizeipräsident Uwe Jacob und der Mülheimer Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs (SPD) haben ihren öffentlichen Zwist beigelegt. Nach einem „längeren und konstruktiven“ Telefongespräch mit Fuchs erklärte Jacob, dass er seine Wortwahl bedaure und sich dafür entschuldige. Seine Absicht sei nicht gewesen, Fuchs oder jemand anderem zu nahe zu treten.

Norbert Fuchs räumte ein, ein gemeinsames Telefonat vor seiner öffentlichen Kritik an den Umstrukturierungsplänen der Polizei hätte Missverständnisse vermieden.

Der Politiker hatte Jacobs Pläne scharf kritisiert, den Bezirks- und Schwerpunktdienst sowie die zivilen Einsatztrupps in den Veedeln personell schwächen zu wollen, um im Gegenzug mehr Streifenbeamte auf die Straße zu kriegen und die ministeriellen Vorgaben nach mehr Ermittlern gegen Kinderpornografie und politische Straftäter erfüllen zu können. Jacobs hatte daraufhin in einer internen Versammlung vor 400 Mitarbeitern über Fuchs gesagt: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!“ Der Polizeipräsident wollte diese Aussage „bewusst pointiert“ in Anspielung auf ein Zitat des Kabarettisten Dieter Nuhr verstanden wissen.

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„Dieser Teil der Angelegenheit ist jetzt für mich erledigt“, sagte Fuchs dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Umstrukturierungspläne dagegen seien es nicht, betonte der Veedels-Bürgermeister. Er habe Jacob zu einem Treffen mit allen Kölner Bezirksbürgermeistern eingeladen, um gemeinsam darüber zu diskutieren. Jacob habe geantwortet, er würde dieser Einladung gerne nachkommen.

Josef Wirges (SPD) aus Ehrenfeld, Sprecher der politischen Veedels-Vorsteher, ist froh, dass Jacob und Fuchs sich ausgesprochen haben. Das sei schon „starker Tobak“, so etwas zu einem Repräsentanten der Stadt zu sagen, meint Wirges, sagt aber auch: „Wenn er das zu mir gesagt hätte, hätte ich das wohl locker genommen. Ich bin ja selbst ein Mann klarer Worte.“

Aber auch Wirges kritisiert die Absicht des Polizeipräsidenten, den Bezirksdienst auszudünnen, der in den Stadtvierteln die „Dorfsherriffs“ unterstützt. Wirges regt an, andere Möglichkeiten zu prüfen – zum Beispiel auf Landesebene wieder Polizisten im mittleren Dienst einzustellen, um mehr Personal zu haben. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern lässt NRW nur Polizisten mit Abitur zu.

Flammendes Plädoyer für Bezirksteams

Der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister teilt die Ansicht des inzwischen pensionierten, ehemals Leitenden Polizeidirektors Udo Behrendes, der in einem Gastbeitrag für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein flammendes Plädoyer für die Bezirksteams gehalten hatte. „Die Bezirksteams haben sich absolut bewährt“, bestätigt Wirges. Auch Fuchs und der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Börschel haben sich diese Woche mit Behrendes ausgetauscht.

Unterstützung erhalten die Bürgermeister von Güldane Tokyürek, die für die Linke im Stadtrat sitzt. „Die starken Einschnitte in der sozialraumorientierten Polizeiarbeit, wie Sie von Herrn Jacob forciert werden, lehnen wir ab.“ Polizisten, die sich vor Ort auskennten und die im Veedel bekannt seien, schafften Vertrauen.

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